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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sieht wie der Richter, der ihn in den Knast geschickt hat. Er wird noch Jahre hinter Zuchthausmauern verbringen müssen.«
    Ich musste lachen. »Wahrscheinlich soll ich ihn da rausholen.«
    Glenda hob die Schultern an.
    »Sag noch mal den Namen«, murmelte ich.
    »Ebby Jackson.«
    »Und jetzt sag mir noch, was du tun würdest.«
    Glenda schaute mir mit ihren dunklen Kirschaugen direkt ins Gesicht.
    »Ich würde hinfahren. Auch wenn ein Zuchthaus nicht eben das Wahre ist, aber hier im Büro herumzuhängen macht auch keinen Spaß.«
    »Das stimmt.«
    »Also?«
    Ich grinste Glenda an. »Vor oder nach dem Essen?«
    »Vor, denn Bewegung tut dir gut.«
    »Aber ich muss durch die Stadt, nicht?«
    »So ist es.«
    »Und das bei dem Verkehr!«
    »Meine Güte, bist du heute ein Schlaffie. Denk daran, dass andere Menschen auch arbeiten müssen.«
    »Ja, ja, schon gut. Obwohl ein Büroschlaf bestimmt nicht das Schlechteste wäre.«
    »Was ist nun?« Glenda schlug auf den Tisch. »Entscheide dich endlich, Mister Geisterjäger.«
    Ich nickte langsam und sagte dann: »Okay, ich werde fahren, damit du endlich Ruhe gibst.«
    »Das ist doch ein Wort!«
    Es war wie befürchtet. Ich kam nur im Schneckentempo durch, und ich hatte aus den Nachrichten erfahren, dass noch ein zweites Bombenauto gefunden worden war.
    Mit dem Zuchthaus hatte ich Kontakt aufgenommen und auch kurz mit dem Direktor gesprochen, der überrascht gewesen war, als er meine Bitte gehört hatte.
    Er hatte dann zugestimmt und war auch bereit, mich zu empfangen. Ich kannte ihn noch nicht persönlich, denn er leitete die Anstalt erst seit einem halben Jahr.
    Nun saß ich dem Mann in seinem Büro gegenüber, in dem ich nicht den Eindruck hatte, hinter den Mauern eines Zuchthauses zu sitzen, obwohl die Fenster vergittert waren.
    Der Name des Direktors war Percy Brown. Er war an die vierzig, trug ein beigefarbenes Hemd und einen dunklen Blazer. Auch seine Haare waren dunkel und recht kurz geschnitten. Die Sonnenbräune in seinem Gesicht wies darauf hin, dass sein Urlaub erst kurz zurücklag.
    Er bot mir Platz an und auch etwas zu trinken, das ich nicht ablehnte. Es war Wasser ohne Kohlensäure und schmeckte wie eingeschlafene Füße.
    »Jetzt sagen Sie mir bitte, weshalb Ebby Jackson mich sprechen will, und das in seiner Zelle«, sagte ich.
    »Ich habe keine Ahnung, aber vielleicht können Sie mir Auskunft geben?«
    »Ich weiß nur, dass er wegen der Ermordung seiner Frau hier in der Zelle sitzt. Das ist alles.«
    »Jetzt kommen wir zur Sache. Er fühlt sich zu unrecht verurteilt.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist wohl bei vielen so.«
    »Da kann ich ihnen sogar zustimmen, Mr Sinclair. Bei ihm ist es jedoch etwas komplizierter. Er bestreitet nicht, dass er seine Frau erschossen hat, nur stellt er es als einen Unglücksfall dar, und das wiederum wundert mich schon.«
    »Hat er Gründe?«
    »Ja, aus seiner Sicht schon. Nur haben ihm die Verantwortlichen vor Gericht nicht geglaubt. Das ist eben sein Problem.«
    »Kennen Sie denn den Grund, weshalb er mich sprechen will?«
    Percy Brown senkte den Blick. »Es muss mit seiner Frau zu tun haben. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Er spricht oft von seiner Frau und bringt sie dann in einen Zusammenhang mit dem Teufel.«
    Ich horchte auf. »Das ist sicher?«
    »Ja, ich habe es mit meinen eigenen Ohren gehört. Und das nicht nur einmal.«
    Ich räusperte mich. »Halten Sie den Mann für einen Spinner?«
    »Nein, eher nicht. Ich habe einige Gefangene erlebt, die durchdrehten, aber Jackson ist nicht verrückt. Er wusste oder weiß genau, was er tat und tut. Es war ihm sehr ernst. Er hat mich letztendlich überzeugen können, und so habe ich mich an Ihren Chef gewandt, Mr Sinclair, ohne allerdings eine zeitlich konkrete Zusage von ihm bekommen zu haben. Doch jetzt sitzen Sie hier.«
    »Ich war zuvor mit anderen Fällen beschäftigt.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Gut, dann wäre wohl alles gesagt. Es fehlt nur noch die Hauptperson in diesem Spiel.«
    »Keine Sorge, wir werden ihr bald begegnen. Oder Sie, denn Jackson möchte Sie allein in seiner Zelle sprechen.« Er lächelte dünn. »Das ist eben die berühmte Ausnahme von der Regel.«
    »Okay, aber eine Frage habe ich noch.«
    »Bitte.«
    »Ist Jackson gefährlich? Muss ich damit rechnen, von ihm angegriffen zu werden?«
    »Ich denke nicht.« Der Zuchthausdirektor runzelte die Stirn. »Er gehört zu den stillen Insassen. Er kommt mir immer vor wie ein Mensch, der in

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