1519 - Das Symbol der Taube
nur noch durch ein paar Lücken im Mauerwerk; es wurde deutlich kühler im Rund des Amphitheaters.
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlt er sich gut erholt.
Genaugenommen, seit Luziferdrei.
Erst jetzt begriff er, wie wichtig dieser Schlaf wirklich für ihn gewesen war. Mit einemmal sah Alaska die Zusammenhänge völlig klar. Ja, der Feuerüberfall des Schemens. Die teilweise Zerstörung der QUEBRADA, die fast psychopathische Furcht an Bord des Schiffes.
Von Natur aus war keiner von ihnen besonders ängstlich. Alle drei verfügten über einen reichen Erfahrungsschatz. Nie zuvor hatte Alaska sich oder die beiden anderen so erlebt.
In diesem Zusammenhang erinnerte sich der ehemalige Maskenträger auch des Raumhafens von Luziferdrei.
Hatte nicht einen Tag lang neben ihnen ein Nakkenschiff gestanden? Und steckte nicht hinter dem angriffslustigen Schemen ebenfalls ein Dreizackraumer nakkischer Herkunft?
Beide Fragen beantwortete Alaska Saedelaere mit einem klaren Ja.
Auf der Freihandelswelt hatten mindestens ein Dutzend Leute zur QUEBRADA Zutritt gehabt.
Und einer von ihnen hatte etwas ins Schiff gebracht! Alaska tippte auf eine Art Suggestivprojektor - auf irgend etwas, das ihre Psyche beeinflußte.
Er konnte sich ausrechnen, daß der Pilot des Dreizackschiffs dahintersteckte. Einer der Nakken spielte ein doppeltes Spiel. Mindestens einer von ihnen, vielleicht mehrere.
Ziel der Aktion war vielleicht, die QUEBRADA am Flug nach Kembayan zu hindern.
Und solange der ominöse Projektor sich noch an Bord befand, hatte der Plan gute Aussichten.
Ellert und Testare ... Sie hatten aller Wahrscheinlichkeit nach den Bannkreis nicht verlassen.
Was nun? Alaska erhob sich und starrte die Maske an, die noch immer in der Mitte der Bühne lag. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie gut der Plan bislang funktioniert hatte. Wie mochte es in der QUEBRADA aussehen?
Auf keinen Fall konnte er das Schiff gründlich durchsuchen. Dazu würde er keine Gelegenheit erhalten.
Ein blauer Sonnenstrahl wurde von der glasierten Oberfläche eines Steines reflektiert. Das Licht blendete; und es holte ihn allmählich in die Wirklichkeit zurück. Zunächst mußte er zum Schiff, den Rest konnte er sich auf dem Weg überlegen.
Alaska verließ das Amphitheater und starrte nachdenklich auf die Grasebene, die im violetten Sonnenuntergang eine sich wiegende, intensiv gefärbte Fläche bildete.
Was, wenn er auf direktem Weg zurückkehrte?
Vielleicht konnten Testare und Ellert die Emissionen des SERUNS orten. Er hegte starke Zweifel, ob das wünschenswert war. Die beiden hatten weitere zwölf Stunden im Bann des Projektors verbracht.
Wie weit hatte die Angst sie getrieben?
Einen Schluß erlaubte die Tatsache, daß keiner von beiden mit ihm Funkverbindung aufnahm.
Unter normalen Umständen hätten Ellert und Testare längst eine Suchaktion gestartet.
Heute war dies nicht der Fall - ein Alarmzeichen.
Ohne Vorbereitung jedoch durfte er die QUEBRADA nicht betreten. Alaska hob mit dem SERUN ab und nahm Kurs auf eine Stelle, die vom Schiff etwa zwanzig Kilometer entfernt lag.
Von dort aus näherte er sich zu Fuß.
Unbeobachtet, wie er hoffte.
*
Dunkelheit senkte sich über den Südpol.
Zum Glück durchdrang das Sternenlicht mühelos die dünne Atmosphäre. So kam er ohne Scheinwerfer aus.
Die Trümmerlandschaft legte sich deprimierend auf seine zwischendurch hoffnungsvolle Stimmung. Immer wieder mußte er weite Umwege gehen. Manche Mauerreste zogen sich zwei oder mehr Kilometer hin; und ohne SERUN-Einsatz wagte er bei Nacht keine Kletterpartien.
Insgesamt nahmen die zwanzig Kilometer fünf Stunden in Anspruch.
Dann aber hatte er den Landeplatz erreicht. Alaska stieg vorsichtig auf einen glatten, angeschmolzenen Mauervorsprung. Von hier aus gewann er einen guten Überblick.
Testare und Ellert nahmen gerade die Reparaturarbeiten in Angriff. Teile der Rumpfpanzerung lagen auf dem Boden; im Innenleben der QUEBRADA klafften große Löcher. Die entsprechenden Aggregate lagerten auf Schutzfolien im Gras.
Von Testare oder Ellert war nichts zu sehen.
Wahrscheinlich schliefen sie.
Vielleicht, dachte Alaska, konnte er das Schiff betreten, beide betäuben und aus dem Bannkreis des Projektors entführen. Aber was, wenn die QUEBRADA inzwischen eine einzige Todesfälle war?
Womöglich wartete Testare nur darauf, daß er zurückkehrte. Alaska horchte konzentriert in sich hinein. Er spürte aber keinerlei fremden Einfluß.
Alaska stellte sich auf
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