1522 - Teuflische Gespielinnen
einen Kopf gab und keinen Körper!
Jetzt war Suko froh, mit seiner Reaktion gewartet zu haben. Vorsicht war noch immer die Mutter der Porzellankiste, aber wenn es tatsächlich keinen Körper gab, was hatte es dann zu bedeuten? Was war mit dem verdammten Kopf passiert?
Er merkte, dass es nicht einfach werden würde, gegen die böse Fratze zu bestehen. Er stand vor einem Rätsel. Obwohl er in seinem Job genug mit solchen Phänomenen zu tun hatte, wurde er immer wieder überrascht. Auf der anderen Seite stellte er sich die Frage, wie es einer Gestalt, von der es nur den Kopf gab, gelungen sein konnte, eine Frau zu packen und sie aus dem Fenster zu werfen?
Darauf wollte Suko eine Antwort finden. Vorher wollte er die Wohnung nicht verlassen.
Er wollte wissen, ob der Kopf auch redete, und deshalb stellte er ihm eine Frage.
»Kannst du mir sagen, wer du bist?«
Es gab keine Antwort, was Suko nicht mal sonderlich überraschte. »He, was hindert dich, mir zu antworten? Wer bist du? Nennst du dich Teufel? Bist du ein Produkt der Hölle?«
Im fleischigen Gesicht bewegte sich nichts. Nicht mal der Mund zuckte.
Auch die Augen blieben glatt. Wahrscheinlich wartete der Kopf darauf, dass Suko etwas tat.
Okay, er hielt seine Waffe fest und hob sie jetzt noch etwas an, weil er sich ein neues Ziel suchte.
Diesmal war es der Kopf!
Suko wusste nicht, wie stark diese Gestalt war und welche Kräfte in ihr steckten. Er ging zunächst mal davon aus, dass er es mit einem mächtigen Feind zu tun hatte.
Er wollte noch einmal einen Versuch starten, aber genau in diesem Augenblick bewies die andere Seite, wozu sie fähig war. Suko hatte die herannahende Gefahr nicht bemerkt. Er hätte schon nach unten schauen müssen, um sie zu sehen, doch auch dann hätte er seine Probleme bekommen, weil alles zu dunkel war.
Sie schlug blitzschnell zu.
Etwas, das kaum Widerstand bot, wickelte sich rasend schnell um Sukos Beine, und im nächsten Moment erlebte er den Ruck, der ihn von den Füßen riss…
***
Wieder hatte mich die Warnung erwischt, und das in einer leicht erotisch aufgeladenen Atmosphäre. Ich ließ mir nichts anmerken, und meine Hand behielt Kontakt mit dem Spiegel. Ich bewegte die Fingerkuppen sogar noch etwas über die Fläche hinweg.
Dicht hinter mir stand Sidney Viper. Manchmal berührte sie mich sogar mit ihrem Körper.
»Nun, was sagen Sie?«
Erst jetzt zog ich meine Hand von der Spiegelfläche zurück.
»Ein toller Spiegel. Kann es sein, dass die Fläche nicht so glatt ist wie bei einem modernen?«
»Das haben Sie gut herausgefunden. Der Spiegel ist alt, und er ist etwas Besonderes.«
»Nur weil er alt ist?«
»Nein.«
Ich drehte dem Kippspiegel wieder den Rücken zu. »Was ist dann der Grund?«
Sidney Viper schaute mich aus schmaler gewordenen Augen an. »Es gibt Menschen, die behaupten, dass dieser Spiegel lebt. Ja, er führt ein eigenes Leben.«
»Nein!«
»Sie glauben es nicht?«
»Wie kann ein Spiegel leben?«
»Es ist sein Geheimnis«, flüsterte die Frau und schob mich mit ihrer linken Hand zur Seite, damit sie vor das interessante Stück treten konnte.
Ihre Freundin hielt sich zurück. Sie stand seitlich von uns und lächelte verhalten. Sidney Viper aber betrachtete sich im Spiegel, und sie wollte auch, dass ich ebenfalls hineinschaute.
»Bitte, sehen Sie mich an. Aber treten Sie nicht neben mich. Ich möchte, dass Sie etwas sehen, ich will Sie überzeugen, wie fantastisch dieses einmalige Werk ist.«
»Okay.«
Von der Seite her fiel mein Blick auf die Fläche, und jetzt bekam ich schon große Augen. Ich hörte ein mehrmaliges leises Kratzen, als Sidney Viper die Klettverschlüsse an ihrem langen dünnen Kleid löste, damit sie die zwei Hälften auseinanderklappen konnte.
Dabei blieb es nicht. Sie schob den Stoff über ihre runden Schultern, und dann sank das dünne Kleid wie ein Hauch zu Boden.
Nackt stand die Viper vor dem Spiegel. Ich kannte ihre Motive nicht, aber ich ging nicht unbedingt davon aus, dass es der reine Narzissmus war, der sie antrieb.
Es steckte etwas anderes dahinter, und sie machte mich auch darauf aufmerksam.
»Schau mich an, schau mich nur an. Der Spiegel bringt es an den Tag…«
Ich sah hin, und musste zugeben, dass mir für einen Moment der Atem stockte. Die im Spiegel abgebildete Gestalt sah nicht mehr so aus wie die echte Sidney Viper…
***
Suko war ein Mensch, der sich nur selten überraschen ließ. In diesem Fall allerdings traf es zu. Er hatte die hinterlistige
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