1522 - Teuflische Gespielinnen
Falle einfach nicht sehen können. Aber er gehörte auch zu den Menschen, die blitzschnell reagieren konnten. Es gelang ihm zwar nicht, den Aufprall zu vermeiden, aber er schaffte es noch, sich während des Falls zusammenzukrümmen, sodass er so wenig Aufprallfläche wie möglich bot. Er wollte sich wegrollen wie ein Jacky Chan in Hochform, aber das gelang ihm nicht.
Kurz vor dem Aufschlag zerrte etwas an seinen Beinen und gab seinem Körper eine andere Richtung.
Suko prallte härter mit der Schulter auf, als es ihm lieb war. Ein letztes Abrollen gelang ihm trotzdem, und dann passierte etwas, über dessen Folgen er sich erst Sekunden später klar wurde. Er war nicht mehr in der Lage, seine Beine anzuziehen.
Der erste Versuch ging daneben. Suko startete einen zweiten, doch auch der misslang. Etwas hatte sich um beide Beine gewickelt und wirkte wie eine Fessel.
Was es war, darüber wollte Suko nicht lange nachdenken. Für ihn zählte einzig und allein die Befreiung.
Er zog die Beine an.
Es ging nicht. Der Gegendruck war einfach zu stark und ließ ihn nicht aus den Klauen. Etwas hatte beide Beine umwickelt und dachte nicht daran, ihn freizulassen.
Für Suko wurde es eng. Trotzdem verfiel er nicht in Panik. Er blieb ruhig auf dem Rücken liegen, denn nur in der Ruhe lag die Kraft.
Beim Aufprall hatte er seine Waffe nicht verloren. Er hielt sie wie das Ende eines Rettungsseils in der Hand, obwohl er wusste, dass er im Moment kaum etwas damit anfangen konnte.
Es gab keinen Gegner zu sehen. Das Gesicht war verschwunden, aber das, was sich Körper nannte und eigentlich keiner war, musste noch vorhanden sein.
Auch wenn er die Gestalt nicht sah, ging er davon aus, dass sie sich in der Nähe aufhielt. Sie zeigte sich nur nicht, sie ließ ihn im Unklaren, was Suko im Moment sehr recht war, denn er wollte ertasten, womit man seine Beine gefesselt hatte. Dazu streckte er die Arme und die Hände aus und beugte den Oberkörper noch weiter vor. Die Handflächen glitten über die Beine. Er bewegte tastend die Finger und hatte Erfolg.
Etwas Weiches, Feuchtes, aber auch etwas, das er nicht richtig greifen konnte, hielt seine Beine umschlungen. Als wären es breite Schattenbänder, die ihn nicht mehr loslassen wollten.
Suko versuchte ein Ende oder einen Anfang zu finden, wo diese Bänder übereinander lagen. Aber das war auch nicht möglich, denn sie schienen aus einem Stück zu sein. Er konnte sie nicht richtig greifen, und deshalb war es ihm unmöglich, sie von seinem Körper zu lösen.
Für ihn stand fest, dass es keine normale Fessel war. Man hatte ihn auf eine magische Weise unschädlich machen wollen, aber das war der anderen Seite noch nicht gelungen.
»Okay«, sagte er so laut, dass es auch jemand hören konnte, der sich unsichtbar in diesem Zimmer aufhielt. »Dann fangen wir mal an.«
Der Angriff erfolgte wieder aus dem Dunkel. Lautlos schlugen die Bänder zu.
Suko spürte den Hauch, der sich blitzartig um seine Beine wickelte.
Diesmal drehten sich die Bänder höher, und zwar hin bis zu seinen Oberschenkeln.
Alles lief so schnell ab, dass er zu keiner Gegenreaktion kam, und die andere Kraft fing damit an, ihr grausames Spiel zu treiben, und das mithilfe der Bänder.
Woher sie ihren Drall bekamen, sah Suko nicht, aber mit dem heftigen Ruck, der ihn zur Seite schleuderte, hatte er nicht gerechnet. Er hielt sich noch für einen Moment in einer sitzenden Haltung, dann kippte er zur rechten Seite weg, landete auf seinem Arm, wurde durch die Diele gezogen, beschrieb dabei einen Bogen und prallte mit der linken Schulter nicht eben sanft gegen die Wand. Er stieß sich noch den Kopf und kam wenig später zur Ruhe.
Jetzt umschlangen die Bänder noch einen weiteren Teil seines Körpers.
Sie waren bis hoch zum Bauch gewandert und übten dort einen leichten Druck aus.
Suko bewegte sich nicht. Es war am besten, wenn er nichts provozierte, auch nicht in Panik verfiel und zunächst mal über seine Lage nachdachte.
Er wollte keinesfalls zu einem Spielball der anderen Macht werden.
Gegen so etwas hatte er sich noch immer gestemmt, und das würde auch so bleiben.
Die Brust wurde ihm nicht abgeschnürt, und so war Suko in der Lage, normal Luft zu holen. Er machte sich nichts vor. Es würde nicht einfach werden, sich aus dieser Klammer zu befreien, die auf der einen Seite so weich und trotzdem so fest war. Es war auch kein normales Material, das ihn umwickelt hatte. Er musste davon ausgehen, dass es sich dabei um Schatten
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