1522 - Teuflische Gespielinnen
er die Dämonenpeitsche hervor und schlug ebenso gelassen den Kreis.
Ich schaute zu, wie die drei Riemen aus der Öffnung rutschten. Wohl war mir nicht bei der Sache. Meine Lippen bildeten einen Strich. Ich wusste schließlich, wie stark die Magie der Peitsche war, und den seltsamen Körper des Dschinns hatte Suko auch damit vernichtet.
Und jetzt den Kopf?
Mein Freund ging einen kleinen Schritt zurück. Er konzentrierte sich voll auf sein Ziel, holte aus und schlug zu.
Drei Riemen fächerten auseinander. Sie trafen perfekt, und wir warteten darauf, dass etwas passieren würde.
Und es trat ein. Denn durch die magische Kraft der Peitsche wurde die Welt innerhalb des Spiegels bis in die Grundfesten erschüttert…
***
Es fing nicht mal stark an. Die Fläche, die bisher normal und starr gewesen war, begann zu zittern. Als wäre unter ihr eine Explosion erfolgt.
Ein wackelnder Spiegel, bei dem nur der Rahmen außen vor blieb, das war es, was wir sahen.
Aber es geschah noch mehr. Plötzlich huschten die ersten Flammen durch diese andere Welt. Es war ein Bild, das uns im ersten Moment erschreckte, weil wir das Gefühl hatten, das Feuer würde nicht im Spiegel bleiben, sondern direkt auf uns zu fauchen.
Ich zog mich zurück, was nicht nötig war, denn die Flammen blieben innerhalb des Spiegels gefangen, und ich ging davon aus, dass es sich dabei um ein magisches Feuer handelte.
Es verwandelte sich in einen feurigen Sturmwind, der von allen Seiten auf den Kopf zuschoss, der ihm nicht entgehen konnte. Die Welt war zu klein, es gab keinen Fluchtpunkt mehr, und so mussten wir mit anschauen, wie der Kopf vom Feuer erfasst wurde und dabei zu einer glühenden Kugel wurde, die von einer Seite zur anderen jagte, als wäre irgendein brennendes Teil aus dem All nach unten gefallen.
Der Kopf verbrannte. Wir schauten zu. Wir sahen, dass sich die Flammen auch in seinem Innern ausgebreitet hatten und plötzlich aus den Augen schössen wie feurige Blitze.
Er verging. Es gab keine Rettung mehr für ihn. Er war zu einem Spielball geworden, jagte auch mal auf uns zu, ohne den Spiegel allerdings verlassen zu können.
Noch eine Drehung führte er durch. Dann erwischte es ihn mitten im Flug.
Vor unseren Augen zerplatzte der Schädel in unzählige Teile, die wie Glühwürmer verschwanden.
»Das war es«, sagte Suko.
»Nein, das war es nicht«, flüsterte ich. »Es gibt da noch die beiden Frauen.«
»Verdammt, die hätte ich beinahe vergessen.«
»Ich aber nicht.«
Doch dann sahen wir sie aus dem Hintergrund hervortaumeln. Sie bewegten sich auf uns zu.
Sie waren nackt in den Spiegel getreten. Jetzt sahen wir sie auch nackt.
Nur hatten sie sich verändert, und aus Sukos Mund drang ein Stöhnen.
»Mein Gott…«, flüsterte er.
Ich hätte mein Gefühl nicht besser ausdrücken können, denn wieder einmal erlebten wir, wie grausam die Hölle und ihre Verbündeten sein konnten.
Die Frauen lebten noch, aber sie waren verbrannt. Ich wusste nicht, wieso sie es schafften, sich noch auf den Beinen zu halten. Zwei verkohlte Körper mit leeren Augenhöhlen taumelten auf uns zu, ohne allerdings den Spiegel oder dessen Ende zu erreichen.
Sie kamen nicht raus. Sie brachen zusammen. Sie blieben liegen, und ihre Köpfe sackten dabei nach vorn, als wollten sie sich vor uns verbeugen.
Sekunden später brach die gesamte Welt innerhalb des Spiegelrahmens zusammen. Es gab keinen Spiegel mehr, in den man hätte schauen können.
»Wie haben die Menschen hier diesen Typen noch genannt, der die Gegend unsicher gemacht hat?«, fragte Suko.
»Teufel«, sagte ich.
»Ja, und der ist jetzt ausgeschaltet worden.«
»Nur schade, dass es nicht der richtige oder der echte ist.« Mehr wollte ich nicht sagen. Dafür ging ich zum Fenster und stellte fest, dass der Morgen graute.
Ein neuer Tag begann, und eine Nacht war vorbei, die Suko und ich so schnell nicht vergessen würden…
ENDE
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