1525 - Die Verfluchten
gläsernen Platte fallen. Sie nahm das Blinken am Telefon wahr. Jemand hatte angerufen.
Sie war nicht neugierig darauf, den Anrufbeantworter abzuhören, tat es aber trotzdem. Es waren die Stimmen von drei Kunden zu vernehmen, die sie aber nicht interessierten. Nein, nicht nach dem, was sie alles hinter sich hatte. Auf Termine wollte sie in der nächsten Zeit ganz und gar verzichten.
Nach einer Weile rollte sie mit ihrem Stuhl zurück, bis sie das Regal mit den Schubfächern hinter sich erreichte. Dort zog sie eine Lade auf und griff hinein.
Die Hand holte eine Ginflasche hervor, und sie wusste, dass ihr in dieser Situation ein Schluck gut tat. Sie trank ihn aus der Flasche, nahm noch einen zweiten und legte die Flasche wieder zurück. Man sollte eben nicht übertreiben.
Danach lehnte sie sich zurück und ließ sich noch mal alles durch den Kopf gehen.
Wenn sie ihr Erlebnis jemandem erzählte, dann würde dieser nur den Kopf schütteln. Aber es stimmte alles. Dieses Trio hatte einen Weg gefunden, wieder frei zu kommen. Zwar konnte man nicht von einer Erlösung sprechen, da traf eher das Gegenteil zu, aber diese drei Wesen waren weiterhin vorhanden, und sie hatten es geschafft, sich einen Gastkörper zu suchen.
Sie stecken in mir!
Dieser Gedanke jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Dorothy wusste nicht, wie ihr Leben weitergehen sollte. Da war sie völlig überfragt, und sie fürchtete sich auch davor, dass es fremdbestimmt sein könnte.
Sie horchte in sich hinein. Steckten die drei Geistwesen tatsächlich in ihrem Körper? Hatten sie ihn sich ausgesucht, weil sie medial angehaucht war?
Das konnte schon sein. Zumindest gab es keine andere Erklärung für sie. Aber warum machten sie sich dann nicht bemerkbar?
Dorothy East wartete förmlich darauf, dass etwas geschehen würde, aber das trat nicht ein. Dass sie Wirtskörper für die drei Verfluchten war, konnte sie wohl vergessen.
Über ihr bewegte sich etwas. Sie sah es noch nicht, aber sie spürte den kalten Hauch, der sie traf, obwohl alle Fenster geschlossen waren.
Sofort drehte sie ihren Kopf in alle Richtungen. Sie glaubte, dass die andere Seite ihr Versteck verlassen hatte, um sich ihr zu zeigen.
Sie erhob sich von ihrem Stuhl. Die Kälte breitete sich überall im Zimmer aus, und jetzt war sie sicher, nicht mehr allein zu sein.
Das traf auch zu.
Nebelschwaden, so dünn und auch sehr kalt, durchwehten das Arbeitszimmer.
Das war der Gruß aus einer anderen Welt, die man das Jenseits nannte.
Dorothy spürte ihr Herz schneller schlagen, sie sah sich bedrängt und fühlte sich wie gefangen.
Raus aus dem Zimmer!
Die taumelte durch die Tür in den Flur und fiel gegen die gegenüberliegende Wand.
Dort stützte sie sich ab, um die Schwäche in ihrem Körper zu überwinden.
Sie war nicht mehr sie selbst. Andere Mächte hatten die Kontrolle übernommen. Vor Kurzem noch waren die drei Geistwesen Gefangene des alten Hotels gewesen, doch jetzt hatten sie ihren Gastkörper gefunden und hatten mit ihm ihr Gefängnis verlassen.
Die Frau fühlte sich noch immer in der Falle. Eigentlich hätte man ihr dankbar sein müssen, aber da traute sie der anderen Seite nicht über den Weg. Wenn sie wirklich mit dem Teufel oder der Hölle einen Pakt geschlossen hatten, konnte sie leicht zwischen die Mühlsteine geraten und zerrieben werden.
Ihr Körper fühlte sich schwer an. Sie schaffte es kaum, die Beine vom Boden zu heben, als sie ging. Ihr Gesicht war verzerrt und angespannt zugleich.
Ihr Weg führte sie ins Wohnzimmer. Dort fühlte sie sich wohler als in ihrem Büro.
Es gab hier einen Sessel, den sie besonders liebte, und in ihn ließ sie sich hineinfallen. Sie streckte die Beine aus und klammerte sich mit beiden Händen an den Lehnen fest, denn nur so fand sie die nötige Sicherheit.
Dass sie so durcheinander war, konnte Dorothy East nicht fassen, aber dieses Erlebnis war zu einschneidend gewesen, und es war noch längst nicht beendet.
Die drei Wesen hielten sich in ihrer Nähe auf. Nur waren sie so geschickt, sich nicht zu zeigen. Aber sie waren zu spüren. Der kalte Hauch war ein Anfang gewesen.
Dorothy hatte nicht mehr das Gefühl, dass etwas in ihr steckte. Die andere Seite hatte sie verlassen, und so hoffte sie, wieder ein normales Leben führen zu können. Es wäre fantastisch gewesen. Mehr, als sie sich hätte träumen lassen. Und sie hätte zugleich dem Geisterreich einen Gefallen getan. Vielleicht würde sich das positiv auf ihre Arbeit
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