1525 - Methanwelt Antau I
behauptete sie. „Ich würde meinen SERUN schließen und abwarten, was du dann unternimmst."
Reginald Bull grinste.
Er wußte, daß er sich auf die beiden verlassen konnte. Sarah verstand es, den Wissenschaftler mit ihren Scherzen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. „Ich habe noch einen Tip für dich, Jennek", sagte er, bevor er das Schleusenschott hinter sich schloß. „Wenn du es versuchen solltest, zieh vorher deinen SERUN aus!"
Sekunden später glitt Bully in den tobenden Sturm hinaus. Die Syntronik seines SERUNS übernahm die Steuerung. Nur mit ihrer Hilfe gelang es ihm, sich in der Nähe der beiden Shifts zu halten.
Das Licht seines Helmscheinwerfers reichte nur etwa einen Meter weit. Durch die Sichtscheibe seines SERUNS sah Bully nur die braunen und schwarzen Streifen der an ihm vorbeiziehenden Gase.
Nur für Bruchteile von Sekunden konnte er den Shift erkennen. Das war, als Blitze aus der Dunkelheit herabzuckten und irgendwo in der Nähe Knallgasexplosionen auslösten. Er spürte die Druckwellen der Explosionen als leichte Erschütterung des SERUNS.
Auf einem winzigen Ortungsschirm am Rand der Sichtscheibe konnte er den verlassenen Shift sehen. Langsam trieb er darauf zu. Er war darauf gefaßt, daß die Maschine plötzlich vor ihm auftauchen würde.
Als es dann soweit war, erschrak er doch. Er streckte die Arme vor und zog sich in die Schleuse der Maschine.
Als er feststellte, daß auch das innere Schleusenschott offen war, wußte er, daß die Besatzung den Shift nicht freiwillig verlassen hatte.
Er zögerte. Ein unbestimmbares Gefühl drängte, ihn dazu, umzukehren. Doch noch wollte er nicht zu Sarah Diem und Jennek Lorean zurück. Er wollte wissen, was geschehen war.
Er verließ die Schleuse und betrat die Zentrale des Shifts. Dann sah er drei SERUNS auf dem Boden liegen. Er ließ sich auf die Knie sinken und beugte sich über sie, bis die Lichtstrahlen seines Scheinwerfers die Methangasschwaden durchdrangen, die ungehindert durch die offene Schleuse eingedrungen waren.
Erschrocken stellte er fest, daß die SERUNS nicht geschlossen waren.
Er löste einen der Helme ab, obwohl er wußte, daß er demjenigen nicht mehr helfen konnte, der in dem Schutzanzug steckte.
Unwillkürlich hielt er den Atem an, als er den Helm abgelöst hatte.
Der SERUN war leer!
*
„Energiestrahler einsetzen", befahl Nikki Frickel. „Aktiviert", antwortete Barris O’Negan. Der stille, zurückhaltende Mann hatte es übernommen, die Waffensysteme zu steuern. „Geringste Abstrahlkapazität."
Auf den Ortungsschirmen waren die ersten Reaktionen bereits abzulesen. Eine geringfügige Erhöhung der Außentemperaturen genügte, um das Ammoniakeis schmelzen zu lassen. Die Kammer, in der der Shift eingeschlossen war, wurde größer. „Wie weit haben wir uns von dem gesuchten Objekt entfernt?" fragte Nikki. „Das läßt sich nicht exakt beantworten", eröffnete ihr der Computer. „Wir sind mit dem Eis abgetrieben worden. Nach der mir vorliegenden Messungen haben wir dabei jedoch nicht immer die gleiche Richtung eingehalten. Bedauerlicherweise fehlen mir die Informationen, die es mir ermöglichen würden, unsere derzeitige Position zu errechnen."
„Müssen das schöne Zeiten gewesen sein, als Computer lediglich klare und nüchterne Auskünfte gegeben haben", stöhnte Nikki Frickel. „Kurz, präzise und informativ - das wünschte ich mir!"
Die beiden Männer antworteten nicht. Barris O’Negan arbeitete konzentriert an den Waffensystemen. Er feuerte die Energiestrahler immer wieder ab. Blasse Strahlen fuhren durch die Strukturlücken der Abwehrschirme ins Eis und tauten es auf. Mittlerweile befand sich der Shift in einer kugelförmigen Höhle, die sich mit hoher Geschwindigkeit ausdehnte.
Der Hyperphysiker beobachtete die Instrumente, während der Shift langsam aufstieg. Sie zeigten an, daß sie noch etwa tausend Meter Ammoniakeis über sich hatten. Unter ihnen waren starke Bewegungen zu registrieren, die von der Syntronik nicht näher definiert werden konnten. „Irgend etwas braut sich unter uns zusammen", sagte Loydel Shvartz. „Wir sollten uns beeilen.
Können wir nicht schneller steigen?"
Die Pilotin nickte nur. Sie beschleunigte den Shift, nachdem Barris O’Negan die Energiestrahler nach oben gerichtet hatte. Das sich verflüssigende Ammoniak lief über die Energieschirme nach unten hin ab. „Kannst du uns sagen, was da unten los ist?" fragte Nikki Frickel die Syntronik. „Ich würde es gern tun,
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