1527 - Gesil und der Gesandte
Dennoch konnte sie ein Schmunzeln nicht unterdrücken, denn der erste Kontide hatte mit seinem unbedachten Ausruf verraten, daß er und seine Leute Rebellen waren. „Zu unser aller Glück ist mir der Schiffsname herausgerutscht", erklärte sie. „Durch eure Reaktion weiß ich, daß ich Freunden gegenüberstehe. Ihr könnt euch bei dem Eigner der RAAK-T-OMM erkundigen." Sie dachte nach, weil ihr der Name nicht gleich einfiel, den Shif ihr genannt hatte, dann wußte sie ihn. „Er heißt Per-E-Kit.
Ich kenne ihn nicht persönlich, aber sein Ke-Ri namens Shif kennt mich und wird ihm inzwischen über mich berichtet haben."
„So ...?" sagte der zweite Kontide gedehnt. „Du kennst den Eigner des Schiffes nicht, mit dem du nach Bipula gekommen bist. Demnach kennt er dich auch nicht. Du willst mir also weismachen, daß er dich mitnahm, ohne dich zu kennen?"
„Ich flog als blinder Passagier mit!" rief sie.
Der zweite Kontide gluckste erheitert - oder höhnisch. „Du bist also nicht nur eine Blinde Göttin, sondern auch ein blinder Passagier - und anscheinend willst du, daß wir dir blind vertrauen. Ein bißchen viel Blindheit, nicht wahr?"
„Warum fragst du nicht Per-E-Kit?" schrie sie zornig. „Sein Schiff steht immer noch auf dem Raumhafen von Quinatel." Sie hob abwehrend die Hand. „Nein, dort dürft ihr nicht hingehen. Ich wurde Zeuge, wie Schergen des Ordnungsdiensts oder der Zerpat gewaltsam in die RAAK-T-OMM eindrangen, um einen anderen Kontiden zu fangen. Vielleicht war es Per-E-Kit. Er konnte mit Hilfe eines Deflektorschirms entkommen."
„Du weißt sehr viel, zuviel vielleicht für jemand, der sein Gedächtnis verloren hat", stellte der zweite Kontide fest. „Sie weiß sogar, daß Ke-Ri intelligent sind!" schrille der erste Kontide. „Damit kennt sie unser größtes Geheimnis. Wir dürfen sie nicht am Leben lassen!"
„Sei nicht voreilig!" mahnte der zweite Kontide. „Ich habe schon mitbekommen, daß sie das Geheimnis der Ke-Ri kennt. Aber das bedeutet doch, daß sie eine Eingeweihte ist, der wir vertrauen können."
„Und wenn sie nur Bescheid weiß, weil sie eine Agentin der Zerpat ist?" warf ein dritter Kontide ein. „Dann wäre das Geheimnis der Ke-Ri längst kein Geheimnis mehr", entgegnete der zweite Kontide. „Sie könnte es ja nur dann von der Zerpat wissen, wenn man dort über diese Geschichte informiert wäre."
Er wandte sich wieder der Blinden Göttin zu. „Mein Name ist Dona-Y-Saac", erklärte er. „Ich bin die Kommandantin eines Sabotagetrupps von fünfzehn Topar, der vor kurzer Zeit auf Bipula eingeschleust wurde. Wir müssen eine Aktion vorbereiten.
Aber mir scheint, es wäre vordringlich, Per-E-Kit zu finden und mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wir alle kennen ihn und vertrauen ihm - und wenn er uns sagt, daß deine Angaben stimmen, wissen wir, daß die Ke-Ri nicht gefährdet sind. Andernfalls müßten wir so wirksam Alarm schlagen, daß möglichst viele Ke-Ri auf möglichst vielen Welten rechtzeitig gewarnt würden und untertauchen könnten."
„Dona-Y-Saac?" wiederholte die Blinde Göttin. „Eine Frau?"
„Warum nicht?" entgegnete die Kontidin. „Man sieht uns Kontiden nur keine dementsprechenden Unterschiede an." Letzteres klang bitter. „Wohin könnte Per-E-Kit sich gewandt haben?" überlegte sie laut. „Er wird sich nicht sehr weit von Quinatel entfernt haben, weil die Streuemission seines Antigravs sonst nicht von den Streuemissionen der Verkehrsmittel von Quinatel und dem Raumhafen überlagert worden wären.
Andererseits braucht er eine spezielle Ausrüstung, wenn er sich für längere Zeit verkriechen will oder falls er den verzweifelten Versuch riskieren möchte, ein anderes Raumschiff zu kapern und damit von Bipula zu entkommen."
„Das Depot", warf der dritte Kontide ein. „Richtig", sagte Dona-Y-Saac. „Das Depot in Planquadrat 1188-Q. Wegen der Ortungsgefahr kann er nur die Hälfte der Strecke vom Raumhafen bis zum Depot fliegen; die andere Hälfte muß er gehen."
„Er kann noch nicht am Depot sein", erklärte die Blinde Göttin. „Er floh vor nicht einmal einer halben Stunde aus der RAAK-T-OMM. Ich weiß, dann dürfte ich nicht schon hier sein, da ich nur zu Fuß gegangen sein kann.
Aber ich benutzte eine Methode, die keine Zeit verbraucht. Glaube mir, Dona-Y-Saac! Wir müssen sofort aufbrechen, dann können wir ihn noch vor dem Depot aufgreifen."
„Wieso aufgreifen?" wandte der erste Kontide irritiert ein. „Er ist ein Freund."
„Der für uns
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