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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wipfeln der Bäume, verbargen sich mit erstaunlichem Geschick zwischen Ästen und Blättern und gaben keinen Laut von sich. Selbst die jungen Männer wagten sich nicht einmal bis auf den Boden herab.
    Es war sicher nicht so, daß sie plötzlich mehr Achtung und Respekt vor dem Oberhaupt ihrer Sippe empfanden.
    All das, was jetzt dort draußen geschah, hatte nichts mit Autorität zu tun.
    Die Punamer waren tierhafte Wesen, und ihr Verhalten wurde in erster Linie von Instinkten gesteuert. Es schien, daß dieser Instinkt ihnen gegenüber dem auf so seltsame Weise veränderten Pascha zur Vorsicht riet.
    Etwas Unheimliches war geschehen.
    Und mit dem Unheimlichen taten sie sich schwer. Sie wollten nichts damit zu tun haben.
    Die Sonne sank, und Xan erhob sich und ging in den Wald. Lena Grispin versuchte ihm zu folgen, aber an dieser Stelle sah Dancing Tree sich genötigt, die Idylle zu stören. „Laß ihn gehen!" rief er ihr zu. „Komm zurück!"
    Sie hätte sicher nicht auf ihn gehört - die Euphorie machte sie blind. Aber als der Punamer Dancing Trees Stimme hörte, sprang er an einem Baumstamm empor, und im nächsten Augenblick war er auf und davon.
    Lena Grispin starrte ihm nach. Dann wirbelte sie herum. Ihr Gesicht war dunkelblau vor Wut. „Tu das nie wieder!" fauchte sie. „Misch dich da nicht ein!"
    „Es tut mir leid", sagte Dancing Tree ruhig. „Aber es gibt Gelegenheiten, bei denen auch die Punamer gerne ungestört bleiben. Xan hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten, dir das verständlich zu machen. Du solltest nicht ganz vergessen, wer und was er ist!"
    Ihre Haut wurde noch ein wenig dunkler. „Er wird wiederkommen", versicherte sie - nicht so sehr dem Terraner, als vielmehr sich selbst. „Ich weiß es!"
    Eine halbe Stunde später war Xan tatsächlich wieder da. Nicht einmal Lena Grispin selbst hatte erwartet, daß ihr Wunsch so schnell in Erfüllung gehen würde.
    Aber auch sie wurde in diesem Augenblick eher nachdenklich, als daß sie sich freute. Dancing Tree sah das sehr genau.
    Xan bewegte sich langsamer als sonst. Seine gesamte Haltung hatte sich verändert. Seine unbändige Kraft, sein wildes Temperament - nichts war mehr davon zu spüren.
    Der Punamer wirkte traurig, melancholisch.
    Ein melancholischer Xan?
    Es war ein Anblick, der dem Terraner ins Herz schnitt. Er fühlte sich entsetzlich hilflos - und schuldig.
    Dancing Tree ahnte, was da draußen im Wald geschehen war und warum Xan zur Lichtung zurückkehrte.
    Xan war auf seine Sippe getroffen.
    Und seine Sippe hatte ihn nicht mehr akzeptiert.
    Xan stand lange Zeit unschlüssig zwischen den Tischen. Er ignorierte Lena Grispin und Darn, die trotz Dancing Trees Warnung nichts Eiligeres zu tun hatten, als zu ihm hinzugehen und auf ihn einzureden.
    Nach einer Weile ließ der Pascha die beiden einfach stehen und trottete zu einer der kleinen Hütten, die man für die Punamer errichtet hatte. „Bringt ein paar Decken heraus!" befahl Lena aufgeregt.
    Aber das war wohl doch noch ein bißchen zu hoch für Xan. Er marschierte in die Hütte hinein und verbat sich mit ungnädigem Knurren jede weitere Störung.
     
    *
     
    „Das ist Wahnsinn!" rief Darn mindestens zum zwanzigstenmal, während sie sich gerneinsam die Aufzeichnungen ansahen. „Ein solcher Durchbruch - es ist ein Wunder!"
    Es war niemand da, der ihm widersprochen hätte. „Seht euch das an! Er versteht. Er reagiert. Er versucht, sich mit Hilfe der Körpersprache verständlich zu machen."
    Solange sie Xan leibhaftig und in voller Größe vor sich gehabt hatten, war es ihnen kaum möglich gewesen, jede einzelne Geste des Punamers mitzubekommen, geschweige denn zu analysieren.
    Selbst Dancing Tree hatte vieles übersehen - er hatte nicht nur Xan, sondern auch seine Kollegen im Auge behalten müssen.
    Ihm standen auch jetzt noch die Haare zu Berge, wenn er sah, wie unbedacht und vertrauensselig Lena und Darn sich verhalten hatten. Er war mehrmals drauf und dran gewesen, zu ihnen hinzurennen und sie zurückzureißen.
    Es gab nur einen einzigen Grund dafür, daß er es nicht getan hatte: Wenigstens einer von ihnen mußte die Vernunft bewahren.
    Darn allerdings sah das anders. „Ich glaube nicht, daß du ein Wagnis eingehst, wenn du mir morgen bei den weiteren Tests hilfst", verkündete er gönnerhaft. „Xan dürfte jetzt bereits soweit an unsere Gegenwart gewöhnt sein, daß er auch deine Anwesenheit verkraften kann."
    Im ersten Augenblick war Dancing Tree nur verblüfft. Dann spürte er, daß

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