1529 - Rückkehr in die Provcon-Faust
in Positur. Er rückte den Kragen der Uniform gerade und spielte an seinem Ohrring. Plötzlich wurde der Bildschirm hell, ein Gesicht erschien. „Beaunomet Jaffe", sagte sein Gegenüber mit kalter Stimme. „Hallo, Lystron! Ich bringe die vereinbarte Lieferung."
„Laß die Leute ins Freie schaffen!"
„In Ordnung." Beau wandte sich seinem Ertruser zu und rief: „Vert! Die Tekheter dürfen aussteigen."
Anschließend wandte er sich wieder dem Vincraner auf dem Bildschirm zu. Lystron war einer der mächtigsten Männer der Provcon-Faust; seine Augen blickten starr und aufmerksam, die Miene verriet höchstens Abneigung.
Auf seinen kahlen Schädel hatte er die Herrschaftssymbole der Sekte tätowiert: ein Kreis mit vielen kleinen Löchern, der die Provcon-Faust und die Korridore durch den Staub repräsentierte. Die hohe Stirn war als Zeichen seiner Würde schwarz gefärbt.
Einmal hatte Beau ihn in natura erlebt. Nie würde er diesen Augenblick vergessen. Denn Lystron war ein Klon - ein künstlich gezeugter Vincraner mit ungeheuren Geistesgaben. Monos’ Genetiker hatte ihn mit einem funktionierenden Psi-Gehirn ausgestattet.
Lystron war Telekinet.
Beau hatte gesehen, wie ein aufsässiger Tekheter in seinem geistigen Griff gestorben war.
Damals hatte Lystron ein Exempel statuieren wollen.
Seitdem hütete sich Beaunomet, Lystrons Zorn zu erregen. Er lieferte stets pünktlich und befolgte jeden Befehl, den die Sekte Vin-Vac in Ymmiskill gab. „Was starrst du mich an?" fragte Lystron ausdruckslos.
Beau schreckte auf. „Ich ... ich habe über Vin-Vac nachgedacht. Über das, was ihr zu tun versucht ..."
„Was weißt du davon! Es interessiert dich doch nicht einmal."
Das allerdings stimmte, auch wenn Beau es niemals zugegeben hätte. Sämtliche vincranischen Sekten verfolgten ein Ziel: die Provcon-Faust wieder in den ursprünglichen, abgeschotteten Zustand zurückzuversetzen.
Dann wäre die Faust wieder der sicherste Ort der Galaxis. Und vincranische Vakulotsen wären diejenigen, die über jede Passage zu entscheiden hätten, die den Verkehr hinein und hinaus allein garantierten.
Schnee von gestern, dachte Beau. Was einmal war, kam nicht wieder. Die Sekten vergeudeten all ihre Macht für Staub und Energie. Sie hatten keine Chance.
Draußen erschienen jetzt die ersten Tekheter.
Die Sklaven gingen ziellos von der GÄA NOVA weg.
In diesem Augenblick trat Melda neben ihn. „Was geschieht mit denen, Beau?"
„Das geht dich nichts an", meinte er unwirsch. „Sie sind Tekheter auf Vincran. Parias. Wen interessiert es?"
Auf dem Bildschirm lächelte Lystron kalt. Der Vincraner hatte mitgehört; und Beau nahm sich vor, mit Melda ein ernstes Wort zu reden.
Nun hatten hundert Tekheter das Schiff verlassen. Die Schotte knallten zu, die Entladeaktion war beendet.
Ohne weiteren Aufenthalt hob die GÄA NOVA ab. Auf dem Bildschirm erlosch grußlos Lystrons Gesicht.
Pünktlich in einer Woche würde Beaus aus Dependance auf Vincran das Geld einstreichen. „Beau!" rief die Akonin jetzt. „Du weichst mir aus! Ich will es wissen! Was geschieht mit diesen Leuten?"
„Zum Teufel, Melda ... Darum hast du dich doch noch nie gekümmert!"
„Dann ist jetzt eben das erstemal", antwortete sie verstockt. „Ach was! Verschwinde! Du hast hier nichts zu suchen."
Zornig bestellte er sich einen Drink beim Serviceautomaten. Melda Zen Held verließ beleidigt die Zentrale.
Indessen klebte eine Kamera am Landefeld; dort erschien ein Dutzend Robotschweber und machte auf die entkräfteten Tekheter Jagd. Aus den Fenstern wurde geschossen, reihenweise brachen die Leute zusammen.
Doch Beau stellte fest, daß es sich um Paralysestrahlen handelte.
Und wenn nicht, es wäre ihm auch egal gewesen. Sein Job war nur die Lieferung.
Als nächste Station steuerten sie erneut das Arwalal-System an. Dorthin gehörten die restlichen zweihundert Tekheter. Sie waren sein Kapital in den Geschäften, die er mit Unbekannten trieb. Unbekannte Partner - aber höchste Gewinne. Auch wenn ihm dabei ziemlich mulmig zumute war.
Er war ein Spieler. Das Risiko war seine Natur. Nie im Leben hatte er mehr verloren als das, was er bereit war einzusetzen.
Bevor sie noch in den Hyperraum gehen konnten, unterbrach Jon Killmert eigenmächtig das Manöver. Der Hüne entfaltete hektische Aktivität.
Beau hob fragend die Augenbrauen.
Killmert drehte sich um und sagte: „Tut mir leid, Beau ... Wir empfangen schwache Notsignale.
Die GÄA NOVA ist das nächste Schiff,
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