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1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

Titel: 1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon dafür, dass sie ins Grübeln kam. Wie konnte ein Mensch, der nicht mal vierzig Jahre alt war, so aussehen?
    Sie wusste es nicht. So gab es für sie keine logische Erklärung, und der Begriff Hexe gefiel ihr ebenfalls nicht. Das passte in die Märchen und die Gruselgeschichten. Man hätte darüber lachen können, und genau das tat die Schülerin nicht.
    Sie konnte es einfach nicht. Das passte nicht. Sie brauchte sich nur das Aussehen von Camilla vor Augen zu halten, um zu wissen, dass hier etwas schief gelaufen war. Wie konnte eine Frau nur so schrecklich altern? Und war dieser Prozess auf einen normalen Vorgang zurückzuführen?
    Nein, unmöglich. Da steckte eine andere Kraft dahinter. Und wenn Elisa an sie dachte, bekam sie eine Gänsehaut. Da wurde ihr plötzlich ganz anders, denn die andere Kraft besaß einen Namen, einen Begriff, der zur Hexe seit altersher gehörte.
    Teufel!
    Genau das war es. Eine Frau, die mit dem Teufel im Bunde stand und sich ihm hingab, wurde als Hexe bezeichnet. So und nicht anders musste es auch bei ihrer Mutter gewesen sein. Und sprach man nicht unter der Hand davon, dass ihr Vater der Teufel gewesen sein soll?
    Elisa bekam eine Gänsehaut, als sie daran dachte. Sich darüber weiterhin Gedanken machen, wollte sie nicht, aber sie schaffte es auch nicht, diese Dinge zu verdrängen. Sie waren da und sie würden bleiben.
    Es gefiel ihr auch nicht, dass Camilla in der Nähe wohnte.
    Das war schlecht. Als Tochter war sie zu greifbar.
    Da ihre Mutter nicht daran denken würde, die Initiative zu ergreifen, musste sie das tun. Egal, was ihre Mitschülerinnen und das Lehrpersonal auch dachten, sie wollte keinen Tag länger mehr auf dieser Schule bleiben. Sie wollte die Sachen packen und verschwinden.
    Es war möglich, die Schule zu verlassen. Besonders für die älteren Jahrgänge. Niemand würde sie aufhalten, wenn sie sich auf ihr Fahrrad schwang und wegfuhr. Sie durfte sich dabei nur nicht zu auffällig verhalten und irgendwelche Koffer mitnehmen. Die hätten sowieso nicht auf ihren Gepäckträger gepasst. Deshalb war es besser, wenn sie nur das Nötigste einpackte und sich dann aus dem Staub machte. Eine Reisetasche würde reichen. Da passte einiges hinein und sie passte auch auf den Gepäckträger.
    Der Ort besaß leider keinen Bahnhof. Mit dem Bus wollte sie nicht weg, und so würde sie bis in die Stadt fahren müssen. Ihr kam Bamberg in den Sinn, aber auch Schweinfurt. Egal, welche Stadt sie auswählte, es war zunächst einmal wichtig, von hier wegzukommen, denn sie empfand sogar das Internat mittlerweile als Bedrohung.
    Schwester Agnes, mit der sie sich gut verstanden und die sich öfter um sie gekümmert hatte, kam ihr in den Sinn. Sie ging davon aus, dass die Lehrerin enttäuscht sein würde, und deshalb nahm sich Elisa schon jetzt vor, sie irgendwann anzurufen, um ihr in Ruhe alles zu erklären.
    Vielleicht würde sie ihr auch einen Brief schreiben.
    Diese Gedanken beschäftigten sie, als sie anfing, einige Kleidungsstücke in die Reisetasche zu stopfen. Wichtig war auch ein regenfester Umhang, der sich leicht zusammenfalten ließ. Unterwäsche, eine lange Hose als Ersatz, Pullover, T-Shirts - und Geld.
    Ja, das war wichtig.
    Geld brauchte sie, und das besaß sie auch. Allerdings war es keine große Summe, denn im Internat achtete man darauf, dass die Schülerinnen nicht zu viel Geld in die Hände bekamen. Man hatte ein Limit gesetzt. Bei den Älteren waren es fünfzig Euro, aber daran hielt sich niemand. Oft genug sorgten die Eltern dafür, dass ihren Kindern heimlich etwas zugesteckt wurde. Man durfte sich eben nur nicht erwischen lassen, und deshalb gab es Verstecke, in denen die Scheine verschwanden. Und sie mussten so gut sein, dass sie auch nicht gefunden wurden.
    Ihr Geld hatte Elisa in einen Plastikbeutel gesteckt, ihn luftdicht verschlossen und ihn dann im Spülkasten der Toilette unsichtbar gemacht. Dort war er auch bisher nicht gefunden worden. Selbst Christine wusste nichts von dem Versteck.
    Gepackt hatte sie schon. Jetzt musste sie nur noch das Geld aus dem Spülkasten holen. Ihre Hände zitterten schon, als sie den Deckel behutsam abhob.
    Ihr Herz klopfte dabei schneller, als sie den Beutel sah, ihn hochholte und leise aufschrie. Es befanden sich keine Scheine mehr darin.
    Stattdessen hatte jemand einen Zettel beschrieben. Sie öffnete den kleinen Beutel und las die Nachricht auf dem Papier.
    »Wer schlau ist, der sollte immer daran denken, dass es noch Schlauere

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