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1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat

Titel: 1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Und es war die Frau, die Sie überfallen hat?«
    »Sie holte mich vom Rad«, flüsterte sie. »Ich kann von Glück sagen, dass mir nichts passiert ist. Ein paar blaue Flecken, okay, aber das lässt sich verkraften.«
    »Hatte diese Person einen Grund, Sie vom Rad zu holen?«
    »Eigentlich nicht. Sie wollte mich. Sie wollte, dass ich nicht wegfahre.«
    »Aha. Und warum nicht?«
    Elisa sah zu Boden, hob die Schultern und räusperte sich. Wahrscheinlich dachte sie darüber nach, ob sie mir trauen konnte, aber es war niemand in der Nähe. Wir wurden von einem schweigenden Wald umfangen. Schließlich hatte sie sich überwunden. Als sie anfing zu reden, überraschte sie mich, denn es sprudelte nur so aus ihr hervor. Ich erfuhr einiges über das Internat, das ich auf meiner Fahrt vor kurzem gesehen hatte, und sie klärte mich über ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse auf, wobei meine Augen sich schon weiteten, als sie mir sagte, dass sie von der eigenen Mutter verfolgt worden war.
    »Bitte?«
    »Ja, sie war es. Sie hat mich als kleines Kind weg gegeben. Ich bin bei den Nonnen aufgewachsen und auch bei Ihnen zur Schule gegangen. Über meine Eltern habe ich nichts erfahren, bis eben vor kurzem.«
    »Aha. Und jetzt sind Sie von Ihrer Mutter angegriffen worden?« Die Skepsis schwang in meiner Stimme mit. Es hörte sich eher unwahrscheinlich an. Wahrscheinlich stand das junge Mädchen unter einem solchen Druck, dass sie sich alles nur eingebildet hatte.
    »Sie glauben es nicht?«
    »Ich habe damit meine Probleme, das gebe ich zu.«
    »Das dachte ich mir. Nur stimmt es!«, erklärte sie trotzig.
    »Gut, Elisa. Gehen wir mal davon aus, dass Sie Recht haben. Welchen Grund sollte eine Mutter haben, ihre Tochter derart anzugreifen? Das will mir nicht in den Kopf, was Sie bestimmt verstehen können.«
    »Ja, das kann ich.«
    »Gibt es noch eine andere Erklärung?«
    Elisa sah mich länger an als gewöhnlich. »Ja, die gibt es. Die gibt es tatsächlich, aber Sie werden mir nicht glauben, Herr Sinclair.«
    »Sagen Sie einfach John.«
    »Gut.« Sie musste schlucken und presste danach die Lippen zusammen.
    Letztendlich entschloss sie sich doch, mit der Wahrheit herauszurücken, aber ihre Stimme klang sehr leise. Ich musste schon genau hinhören, um sie verstehen zu können.
    »Meine Mutter ist eine Hexe!«
    Ich sagte nichts mehr, denn ich war einfach sprachlos. Ich wusste auch nicht, wie ich reagieren sollte, denn auch ich war nur ein Mensch, der überrascht werden konnte.
    »Sie glauben mir nicht.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ich habe es auch heute erst erfahren.«
    »Okay, nehmen wir es hin. Wenn Ihre Mutter eine Hexe ist«, sprach ich weiter, »wer ist dann Ihr Vater?«
    »Das ist der Teufel!«
    ***
    Diese Antwort hätte sie mir regelrecht um die Ohren geknallt. Ich hockte vor ihr, ohne mich zu bewegen.
    »Der… ahm… Teufel, haben Sie gesagt?«
    »Ja. Und jetzt halten Sie mich für eine Spinnerin, die in eine Anstalt gehört, wie?«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt.«
    »Aber gedacht.«
    »Auch nicht.«
    »Dann nehmen Sie es hin.«
    »Das werde ich.«
    Elisa drehte den Kopf zur Seite. »Ach, ich hätte Ihnen das alles nicht erzählen sollen. Vergessen Sie es. Das ist nichts, was Sie belasten sollte.«
    Es belastete mich nicht. Es hatte nur meine Neugierde geweckt, und ich musste daran denken, dass mir die verdammten Fälle irgendwie nachliefen. Ich bekam keine Ruhe. Ich war der Magnet, der alles Dämonische und Unnatürliche anzog.
    »Warum lachen Sie mich nicht aus, John?«
    »Weil es da nichts zu lachen gibt.«
    »Ach. Halten Sie mich für glaubwürdig?«
    »Es könnte schon sein.«
    »Das sagen Sie nur so, um mich zu beruhigen. Sie sind fremd, Sie sind kein Deutscher, Sie hören sich englisch an. Sie fahren durch ein fremdes Land und müssen sich so etwas anhören. Da kann man doch nur den Kopf schütteln und…«
    »Es gibt Ausnahmen«, unterbrach ich sie.
    »Ach so. Und Sie sind eine solche Ausnahme?«
    »Ja.«
    Sie musterte mich und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Schließlich hob sie die Schultern und gab mit einer leisen und traurig klingenden Stimme zu: »Ich weiß nicht mehr weiter, John. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Wissen Sie denn einen Weg?«
    »Mal schauen«, sagte ich und sah Elisa an. »Diese Person, die ich gesehen habe, war demnach Ihre Mutter, davon gehe ich aus. Täusche ich mich, oder stimmen Sie mir zu, wenn ich jetzt sage, dass ihr

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