1529 - Tochter, Mutter, Teufelssaat
Bitte, wenn Sie mich nach Bamberg zum Bahnhof fahren könnten, wäre mir das lieber.«
»Das glaube ich Ihnen sogar, Elisa. Aber ich bin trotzdem dagegen.«
»Warum?«
»Weil Menschen wie Ihre Mutter gefährlich sind. Gefährlich für die Allgemeinheit und auch für Sie. Diese Frau verfolgt bestimmte Pläne, und die hat sie mit Ihnen, Elisa. Sie sind ab jetzt sehr wichtig für sie. Daran sollten Sie denken. Ich glaube nicht, dass Sie jemals Ruhe haben werden, auch wenn Sie jetzt aus dieser Gegend fliehen. Deshalb müssen wir Ihre Mutter aus dem Verkehr ziehen.«
Elisa starrte mich an. Sie musste ihre Lippen erst einige Male bewegen, dann konnte sie sprechen. »Aus dem Verkehr ziehen«, flüsterte sie.
»Wie sich das anhört.«
»Es muss sein.«
»Und wie wollen Sie oder wir vorgehen?«
»Einen direkten Plan habe ich nicht. Wir werden jetzt in den Polo steigen und zurückfahren. Sie bleiben außerhalb des Hauses. Ich werde mir Ihre Mutter zunächst allein anschauen. Danach sehen wir weiter.«
»Sie wird Ihnen nichts sagen. Sie gibt nichts zu. Außerdem sind Sie ein Fremder.«
»Das weiß ich alles. Trotzdem bleibt mein Plan bestehen. Das muss einfach so sein.«
»Gut, wenn Sie meinen.«
»Genau das meine ich.«
»Wohl in meiner Haut fühle ich mich nicht. Sie hat mich verfolgt. Sie hat mich zurückhalten wollen. Sie weiß verdammt gut Bescheid, fürchte ich.«
»Das stört mich nicht. Wichtig ist, dass wir es schaffen.«
Elisa senkte den Kopf. »Gut, ich fahre mit Ihnen. Und das Rad lasse ich hier.«
»Ja, das denke ich auch.«
Elisa wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte. Das sie sich nicht wohl fühlte, sah ich ihr an. Aber sie bewegte sich auf den Polo zu und ging dabei mit kleinen Schritten. Sie schaute sich dabei um, denn die Mutter hatte sie noch immer nicht vergessen.
Es gab nichts zu sehen. Über die schmale Straße fuhr kein Wagen, und der Wald um uns herum schwieg.
Ich schloss die Seitentür, als Elisa auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte.
Ich ging um das Heck herum und zog die Fahrertür auf. Bevor ich einstieg, ließ ich meinen Blick noch mal durch die Umgebung gleiten. Es war nichts Verdächtiges zu sehen. Camilla Foret hatte sich zurückgezogen. Wahrscheinlich war sie dabei, neue Pläne zu schmieden.
Nach allem, was ich über sie gehört hatte, durfte ich nicht den Fehler begehen und sie unterschätzen. Das konnte ins Auge gehen.
Wenn sie tatsächlich mit finsteren Mächten im Bund stand, war sie zu allem fähig.
Etwas hörte ich hinter mir. Vielleicht glaubte ich auch nur, es zu hören.
Es war trotzdem da, und ich bekam es mit voller Wucht zu spüren. Etwas traf meinen Nacken. Es war kein Schlag, nur ein Stich, der mich sekundenlang lähmte.
Ich wollte mich danach drehen und musste zugeben, dass ich es nicht schaffte. Von einem Augenblick zum anderen war mir jegliche Bewegungsfreiheit genommen worden. Einen Moment noch stand ich auf der Stelle, dann sackte ich zusammen und fiel zu Boden. Aber davon merkte ich bereits nichts mehr…
***
Elisa wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Erleichtert oder noch immer voller Angst. Es war alles nicht mehr zu fassen, die Dinge waren ihr über den Kopf gewachsen. Zuerst war sie von ihrer Mutter angegriffen worden, dann war ihr Retter aufgetaucht, als wäre er vom Himmel gefallen.
Wer war dieser Mann?
Sie konnte sich keine Antwort darauf geben. Aber wenn sie genauer über ihn nachdachte, kam sie zu dem Ergebnis, dass er einen sehr ruhigen Eindruck auf sie machte. Er war ein Mensch, der auch in schlimmen Lagen die Übersicht behielt. Und man konnte zu ihm tatsächlich Vertrauen haben.
Jetzt schaute sie ihm zu, wie er für einen Moment an der Fahrerseite stehen blieb. Er schaute noch mal in den Wald hinein, bevor er einstieg, und genau das passierte nicht.
Elisa wurde zur Zeugin. Doch was sie da zu sehen bekam, das ging im ersten Moment über ihren Verstand. Das bekam sie nicht auf die Reihe, denn John zuckte kurz zusammen, als hätte er einen leichten Schlag erhalten. Seinen Kopf sah sie nicht und auch nicht seinen gesamten Oberkörper, doch sie bekam mit, was mit ihm geschah und wollte es kaum glauben, denn er sackte neben dem Wagen zusammen.
Er lag plötzlich am Boden, und Elisa wusste nicht, warum das passiert war. Sie saß mit offenem Mund und weit geöffneten Augen auf dem Beifahrersitz und hörte ihr eigenes Herz dabei überlaut schlagen. Ihre Gedanken bestanden nur aus einem einzigen Durcheinander, und sie vergaß
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