1531 - Dschungeltod
überrascht. Bei dieser Frau war es etwas anderes. Das Blut schoss ihr in den Kopf. Ihr Herz schlug schneller, und sie wusste augenblicklich, dass es die Person mit dem Messer war, die John Sinclair suchte. Das Blut an der Klinge war der Beweis dafür, dass das Messer bereits eine tödliche Spur hinterlassen hatte, und der Gedanke daran ließ sie erbleichen.
Sie verfiel nicht in Panik, sie bekam auch keine Schreikrämpfe. Sie blieb recht gelassen und fragte: »Und wie soll es weitergehen?«
»Du fährst.«
»Und dann?«
»Du tust, was ich dir sage!«
Glenda war klar, dass es sich dabei nicht um eine leere Drohung handelte. Und deshalb rührte sie sich nicht, als sich die Frau auf den Beifahrersitz schwang, wobei sie das Messer von ihrem Hals nahm.
»Fahr los!«
»Und wohin?«
Das Messer berührte sie plötzlich wieder. »Ich werde es dir unterwegs sagen, wohin wir fahren.«
»Okay.« Glenda war klar, dass eine Weigerung ihren Tod bedeutet hätte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als dem Befehl Folge zu leisten.
Als sie den Rover startete, warf sie einen Blick auf das Grundstück, auf dem John verschwunden war.
Nein, sie sah ihn nicht. Und so musste sie losfahren, während neben ihr eine Killerin auf dem Beifahrersitz saß und sie mit einem Mordmesser bedrohte.
So hatte sich Glenda den weiteren Verlauf der Nacht nicht vorgestellt.
Geiselnahmen waren zwar modern geworden, aber nicht mitten in London.
Genau das hatte sich ab nun geändert…
***
Es gab keinen Zweifel. Der Wagen war nicht mehr da, und ich schaute ins Leere.
Sekundenlang war ich wie vor den Kopf geschlagen, dann aber arbeitete mein Gehirn wieder, und ich dachte daran, was hier geschehen sein konnte. Glenda war bestimmt nicht aus freien Stücken weggefahren.
Dazu hatte es keinen Grund gegeben. Jemand musste sie gezwungen haben, und da gab es nur eine Person, die dafür infrage kam.
Die Frau mit dem Messer, die Mörderin, der das Töten nichts ausmachte und die eiskalt ihren Plan verfolgte.
Glenda in den Händen einer derartigen Person zu wissen sorgte bei mir für einen Anstieg des Blutdrucks. Einige Sekunden lang stand ich bewegungslos auf dem Fleck und tat nichts.
Dann dachte ich wieder daran, weshalb ich hier stand.
Mit dem Handy alarmierte ich die Kollegen der Mordkommission und der Spurensicherung. Es war zudem möglich, dass man noch weitere Leichen im Haus fand, darauf musste ich die Kollegen ebenfalls vorbereiten.
Man kannte mich. Und man war nicht begeistert, um diese Zeit noch ausrücken zu müssen, doch daran konnte ich nichts ändern. Ich stieg wieder über die Mauer und ging mit langen Schritten auf das Haus zu.
Nicht weit von der ersten Leiche entfernt wartete ich auf die Mannschaft.
Meine Gedanken drehten sich nur um Glenda Perkins. Dass sie nicht von allein losgefahren war, stand für mich fest. Ich ging davon aus, dass die Mörderin sie überrascht hatte und sie als einen perfekten Trumpf bei sich behalten würde.
Es lag auf der Hand, dass ich nicht wusste, wohin sie fahren würden. Ich nahm an, dass sie sich ein Versteck suchen würde, dachte aber zugleich darüber nach, ob ich nach dem Rover fahnden lassen sollte, was ich allerdings verdrängte.
Zumindest keine offizielle Fahndung. Eine stille war besser. Wenn der Rover gefunden wurde, durfte er auf keinen Fall angehalten werden. Die Killerin würde durchdrehen, und ich wollte keine tote Glenda Perkins in den Armen halten.
Auch der Gedanke, dass sie trotz allem getötet werden könnte, ließ mich nicht los. Es war alles möglich, und die Vorstellung verursachte bei mir heftige Kopfschmerzen.
Hätte ich es ändern können? Nein, das war nicht möglich gewesen.
Bevor ich mir weitere Gedanken über die Mörderin machte, telefonierte ich mit den Kollegen von der Fahndung. Sie verstanden meine Beweggründe und würden dafür sorgen, dass eine stille Fahndung anlief.
Leider gab es einen Nachteil. Der Rover war ein Allerweltsf ahrzeug. Ein Maserati oder ein anderes exotisches Auto wäre schneller zu finden gewesen.
Wenig später wurde die Ruhe durch das Heulen der Sirenen gestört. Die Kollegen waren da. Und sie kamen mit großer Mannschaft. Ab jetzt war ich so etwas wie ein Störenfried, aber ich setzte mich nicht völlig ab, denn ich sah schon den Chef der Truppe, der sich in seiner dunklen Kleidung von den Männern der Spurensicherung abhob, die samt und sonders helle Schutzanzüge trugen.
Der Mann hieß Paul Clifton. Er stand im Rang eines
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