1531 - Dschungeltod
Chiefinspektors. Ich hörte es, als er sich vorstellte, denn er trug keine Uniform, sondern zivile Kleidung.
Wir kannten uns flüchtig. Er bat mich, auf ihn zu warten, weil er sich die beiden Tatorte kurz anschauen wollte, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
»Kein Problem.« Ich hielt mich außen vor, denn ich wollte die Kollegen nicht bei ihrer Arbeit stören.
Um die Toten drehten sich meine Gedanken nicht. Mir wollte Glenda Perkins nicht aus dem Sinn. Ich spürte eine innere Wut in mir, die sich aus Vorwürfen zusammensetzte. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen, aber wer hätte schon mit einer derartigen Wendung rechnen können?
Ich nicht.
Und so musste ich weiterhin zittern, und es würde auch so schnell nicht aufhören. Ich glaubte nicht, dass Glendas Entführung direkt gegen mich gerichtet war. Die Täterin hatte sich nur eine gewisse Rückversicherung verschaffen wollen.
Auf dem großen Grundstück war eine helle Insel entstanden. Mehrere Scheinwerfer leuchteten vom Garten her bis gegen die Hauswand und auch in das Haus hinein, dessen Tür weit geöffnet war. Bei diesen Lichtverhältnissen sahen die Blutlachen noch schlimmer aus.
Ich drehte den Kopf, als ich die dumpfen Schritte hörte. Paul Clifton kam auf mich zu. Er war recht schwer und stampfte förmlich über den Boden.
Er trug einen grauen Mantel, auf dem Kopf eine flache Mütze, und das Kinn verschwand unter einem schwarzgrauen Bart.
»Das sieht nicht eben gut aus. Da hat jemand verdammt hart zugeschlagen. Wir sind alle der Meinung, dass es mit einer sehr langen Klinge geschehen sein muss.«
»Stimmt.«
»He. Sie sagen das so sicher…«
»Klar, weil ich die Mörderin mit ihrer Mordwaffe gesehen habe.«
Clifton stutzte für einen Moment, bevor er fragte: »Es ist eine Frau gewesen?«
Ich nickte.
»Und Sie können diese Person beschreiben?«
Jetzt steckte ich in einer Zwickmühle. Wenn ich sie so beschrieb, wie ich sie gesehen hatte, würde eine Fahndung nach ihr anlaufen, und wenn ich berichtete, was mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit geschehen war, könnte das eine tödliche Gefahr für Glenda Perkins bedeuten.
»Sie zögern, Mr Sinclair?«
»Ja, ich muss mir das Bild erst wieder vor Augen holen. Diese Person war recht außergewöhnlich. Man kann sie sogar als exotisch ansehen, und sie war fast nackt.«
»Dann werden wir sie bald haben. Wer so auffällig ist, der kann sich nicht leicht verstecken. Außerdem wird London gut überwacht.«
Ich gab dem Kollegen die Beschreibung. Clifton schaute mich dabei an, als hätte ich mir alles aus den Fingern gesaugt. Er fragte auch, ob ich mir absolut sicher sei.
»Ja.«
»Dann ist alles klar. Haben Sie gesehen, wohin sie geflohen ist?«
»Nein, das habe ich nicht. Als ich aus dem Haus lief, war sie bereits verschwunden.«
»Okay.« Clifton ging auf den Wagen zu, mit dem er und sein Assistent gekommen waren. Die Mannschaft war nicht über die Mauer gestiegen, die Männer waren durch ein normales offenes Tor gefahren, das sich einige Meter weiter befand und ich noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Ich persönlich glaubte nicht, dass die Fahndung Erfolg haben würde. Dieser Killerin traute ich nicht nur die scheußlichen Morde zu, ich ging auch davon aus, dass sie vorgesorgt und ein gutes Versteck gefunden hatte.
Der Kollege kehrte zurück.
»Die Fahndung läuft. Mehr können wir im Moment nicht tun.«
»Gut, Mr Clifton. Nur habe ich da noch eine andere Frage.«
»Bitte.«
»Wissen Sie inzwischen, wem das Haus gehört? Oder wer sich hier eingemietet hat?«
»Ein gewisser Ramon Diaz. Er und seine Frau Carmen leben hier. Beide sind Mexikaner. Ramon Diaz ist ein hoher Diplomat. Das hat mein Assistent herausgefunden. Er hat sich auch mit der Botschaft in Verbindung gesetzt und erfahren, dass das Ehepaar Diaz auf einer Party ist. Man hat die beiden allerdings schon informiert. Sie sind bereits auf dem Weg hierher.«
»Dann läuft ja alles.«
Clifton lächelte. »Und es läuft noch etwas«, erklärte er. »Wir haben herausgefunden, dass die beiden Leibwächter nicht die einzigen Schutzmaßnahmen der Diaz’ waren. Das Grundstück ist auch durch Video überwacht. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns die Filme sehr bald anschauen können. Aber erst möchte ich die Ankunft des Diplomaten abwarten.«
»Das denke ich auch.«
»Und dann quält mich noch eine Frage, Mr Sinclair.«
»Bitte, raus damit.«
»Ich weiß ja, wer Sie sind und welch einen Job Sie haben.
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