1532 - Das Bermuda-Erbe
Schlusspunkt gesetzt und genau den richtigen Zeitpunkt getroffen, denn wir stellten fest, dass unser Boot an Fahrt verlor, und auch das Motorengeräusch ebbte allmählich ab.
Suko stand auf. »Kommst du mit, John?«
»Sicher.«
»Wir bleiben hier!«, entschied Maxine für Carlotta gleich mit.
Widerspruch erntete sie nicht. Carlotta wusste genau, dass sie sich zurückhalten musste.
Wir stiegen den Niedergang hoch. Nach wenigen Stufen erreichten wir das Freie, und sofort schlug die Seeluft in unsere Gesichter. Die Luft war wunderbar rein und schmeckte nach Salz. Man konnte sich kaum vorstellen, dass in dieser Umgebung das Grauen und der nasse Tod lauerten.
Ein paar Sonnenstrahlen stießen durch das Wolkengebilde über uns und ließen die blank polierte Stahlreling glitzern.
Wes Anderson hatte das Steuer festgestellt und kam auf uns zu. Er schaute sich ein wenig verkniffen um, bevor er uns erklärte, dass die Schiffe hier verschwunden waren.
»Aber zu sehen ist nichts, und deshalb kann ich es auch nicht so recht glauben. Ich meine natürlich nicht die verschwundenen Schiffe, sondern den Grund, weshalb sie plötzlich weg waren.«
»Das ist uns schon klar«, sagte ich und sprach ihn auf das Thema Tauchen an.
»Ja, das habe ich vor.«
»Aber Sie kommen nicht bis zum Grund.«
»Nein.«
»Hat es dann überhaupt Sinn?«
»Irgendwas muss man ja tun.«
Ich winkte ab. »Warten Sie noch, Wes. Wir haben ja keine Eile.«
»Und worauf warten Sie?«
»Glauben Sie daran, dass man es auch bei uns versuchen könnte?«
»Möglich ist es, John. Ich finde nur keine Erklärung. Schauen Sie sich um. Harmloser kann das Meer nicht sein. Die grauen Wolken tun keinem etwas. Der Himmel ist bedeckt, nichts sieht nach einem Sturm oder Orkan aus, und da frage ich mich schon, warum ich überhaupt hier an Bord stehe.«
»Sie sollten nicht zu ungeduldig sein«, sagte ich. »Sollte die andere Seite zuschlagen, dann…«
Er sprach in meinen Satz hinein.
»Darf ich fragen, von welch einer anderen Seite Sie sprechen?«
Auf diese Frage hatte ich gewartet. Ich konnte ihm keine konkrete Antwort geben. Da ich nicht stumm bleiben wollte, sprach ich davon, dass es möglicherweise geheimnisvolle Mächte gab, die hier die Herrschaft übernommen hatten.
Anderson runzelte die Stirn. »Glauben Sie denn an solche Geschichten? Das erinnert mich an das Bermuda-Dreieck.«
»Genau. So wird die Gegend hier neuerdings wohl genannt.«
»Damit kann ich nichts anfangen.«
»Im Moment wir auch nicht. Dass jedoch etwas geschehen ist, können auch Sie nicht leugnen. Können wir uns darauf einigen?«
»Wie Sie wollen.« Er lehnte sich gegen die Reling. »Jetzt sagen Sie mir nur noch, wie lange wir warten sollen.«
»Das wissen wir nicht«, sagte Suko. »Gehen Sie einfach davon aus, dass wir einen Fall lösen müssen, auch wenn es im Moment nicht danach aussieht. Etwas geht hier vor. Es verschwinden keine Schiffe einfach so. Das sollten Sie akzeptieren.«
»Gut.«
Es war auch für mich ärgerlich, dass wir nicht agieren konnten und erst mal tatenlos auf dem Wasser trieben. Von der Küste hatten wir uns so weit entfernt, dass sie nicht mehr zu sehen war. Wir waren nicht nur nach Osten gefahren, sondern hatten uns dabei noch nördlich halten müssen. Die normalen Routen der Schiffe verliefen südlich von uns. In Sichtweite zeigte sich kein anderes Schiff.
Wesley Anderson holte ein klobiges Satellitentelefon aus seiner Innentasche. Er zog eine Antenne hervor und sagte: »Damit ist der Empfang hier besser. Ich rufe den Commander an. Das war mit ihm abgemacht.«
»Tun Sie das.« Ich drehte mich zu Suko um, der nachdenklich über das Wasser schaute.
»Wenn nicht bald etwas geschieht, John, dann glaube ich, dass wir die falschen Lockvögel sind.«
»Siehst du dich so?«
»Du nicht?«
Ich hob die Schultern. »Wenn man es genau nimmt, dann hast du natürlich recht.«
»Scheiße!«
Ich drehte mich wieder um, nachdem Anderson das Wort gesagt hatte.
»Was ist denn passiert?«
Er starrte das Telefon an, als wollte er es hypnotisieren. »Ich bekomme keine Verbindung.«
»Ist das so schlimm?«
»Ja, denn das habe ich noch nie erlebt. Selbst in den entferntesten Ecken der Welt nicht. Und ich weiß auch, dass der Apparat nicht kaputt ist.«
»Versuchen Sie es noch mal.«
»Witzbold.«
Na ja, nach Witzen war mir nicht zumute. Ich wunderte mich schon darüber, dass die Verbindung nicht zustande kam. Dass es eine magische Ursache haben könnte, das sagte
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