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1532 - Lasim und Paranakk

Titel: 1532 - Lasim und Paranakk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diesen Minuten an ihr, und sie ging in die Hocke und klammerte sich mit ihren Händen in das Eis. Ihre Schuhe rutschten weiterhin nach unten weg, und dann ging ein heftiger Ruck durch ihren Körper, als die Füße den Boden verloren und in die Leere hinausglitten. Ihre Hände krallten sich stärker in das Eis, aber die Gewalt des Rucks war so groß, daß sie sich nicht halten konnte. Ein Ächzlaut kam über ihre Lippen, dann stürzte sie hinterrücks über die Kante hinaus in die Tiefe. Sie streckte dem Nakken die Hände entgegen, aber Ulthar tat nichts, um ihr zu helfen. Er stand dort oben und schaltete eine Lampe ein, die ihren Sturz begleitete.
    In diesen Sekunden des freien Falls verlor Idinyphe jedes Zeitgefühl. Es war, als hinge sie schwerelos in einem Antigravschacht. Wegen der Dunkelheit sah sie nichts, nur ab und zu einen hellen Vorsprung, beleuchtet von der grellen Akkretionsscheibe des Schwarzen Lochs.
    Willom! dachte sie. Ich habe versagt!
    Im nächsten Augenblick spürte sie einen Schlag, der ihr Bewußtsein auslöschte.
     
    *
     
    „Es ist Zeit!" sagte die Stimme. „Wir fangen an!"
    Das Geraschel mehrerer Personen war zu hören. Es übertönte das leise Zischen einer Tür, dann entfernten sich die Geräusche, und die Stille blieb zurück. Wenig später klang eine Automatenstimme auf, die den Beginn des Tests ankündigte.
    Idinyphe schrak auf. Verwirrt blickte sie um sich. Über ihr glänzte Anansar, und vor ihr wanderte ein grüner Leuchtpunkt an der energetischen Schutzbarriere entlang. Er war zuvor nicht dagewesen, und sie folgte seiner leuchtschwachen Spur. Wie anders war doch die Strahlung, die von Anansar auf sie traf und sie mit Wärme und Kraft erfüllte. Die zusätzliche Wärme, die die Automaten dem Aussichtsbereich des Gipfels zuführten, war völlig überflüssig.
    Langsam kehrten ihre Gedanken zurück. Sie sah sich auf den Abgrund zugleiten und in die Tiefe stürzen. Sie machte den Schatten Ulthars aus, der ihr die Hilfe verweigerte. Ein hastiger Blick über die Schulter zurück belehrte sie, daß sie allein war. In ihrer rechten Hand hielt sie noch immer den Signalgeber, und aus ihm hatte sie die Worte gehört. „Anansar ruft!" hauchte sie in das Mikrofon. „Der Mond ruft mich. Ich darf mich seinem Ruf nicht widersetzen!"
    Das Black Hole hatte ihr Alpträume beschert. „Der Ruf ist allgegenwärtig, er bedeutet nichts", verstand sie Willom. „Wir Nakken spüren ihn ohne Unterbrechung. Willst du sagen, du hast ihn vollständig empfangen?"
    Idinyphe schloß die Augen und gab ein wenig von der Energie ab, die sie in sich aufgenommen hatte. Es knisterte im Signalgeber, und Willom stieß einen Ruf der Überraschung aus. „Du hast soeben ein 5-D-Signal übermittelt. Es besaß keine Sinnbedeutung, aber ich habe es deutlich empfangen."
    „Es sollte ›Ja‹ bedeuten, Willom!"
    „Ich komme sofort hinauf!" rief der Nakk aus. „Das ist erstaunlich. Du machst Fortschritte, die unglaublich sind!"
    „Ich habe geträumt. Daran muß es liegen. In wachem Zustand habe ich nichts empfangen, was verwertbar gewesen wäre!"
    Sinnend blickte sie zu dem Mini-Black Hole empor. Die Sehnsucht hielt sie gepackt, und inzwischen konnte sie sich an jeden Gedanken und jede Einzelheit ihres Traumes erinnern. Viel Wahres steckte in ihm, und sie las ihre innere Zerrissenheit daran ab und erkannte, welche Wünsche sie tatsächlich bewegten.
    Ja, sie wollte weg von Akkartil. Nicht sofort, jedoch so bald wie möglich.
    Sie erhob sich und schritt langsam in Richtung Landeplattform davon. War es wirklich ihr Wunsch, Willom und seine Artgenossen zu verlassen?
    In ihr entstand ein Plan, und je mehr sie sich damit befaßte, desto konkretere Züge nahm er an.
    Sie begann zu rennen und warf sich in den Antigravschacht, kaum daß sich das Schott öffnete. Es gelang ihr, die oberste Ebene der Anlage zu erreichen und zu verschwinden, bevor Willom auftauchte und sich hinauf auf die Plattform bringen ließ. Er würde sich fragen, warum sie nicht auf ihn gewartet hatte. Sie konnte es ihm später immer noch sagen. Jetzt mußte sie erst einmal handeln
     
    7.
     
    Der Strom besaß die Eigenschaft, daß er in der Nähe des Quellgebiets zehnmal so breit war wie an seiner Mündung in den Ozean. Von der Stadt über dem Wasserfall befand sich dieser Strom sechstausend Kilometer Luftlinie entfernt. An einer Stelle in der Landschaft verlief sein Bett in einer charakteristischen und unverwechselbaren Doppelschleife. Dort hatte sich auf

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