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1533 - Ende der Sonnenzeit

Titel: 1533 - Ende der Sonnenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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benommen hättest, hätte ich wenigstens reiten können."
    Bespa grinste plötzlich. Er blickte Aspor von der Seite an. „Moment mal", staunte der Erste. „So blöd bist du ja gar nicht. Du wolltest nicht, daß ich es bequemer habe als du. Du wolltest, daß ich ebenso laufe wie du."
    Der Zweite hob abwehrend die Hand. „Sei ganz ruhig, Junge", riet er ihm, während sie Galilea Galilei folgten. „Oder willst du, daß ich dir auf die Wunde schlage? Dann liegst du gleich auf der Nase."
    Aspor hielt sich schützend die Hand vor die Brust. Zugleich beschleunigte er seine Schritte, um den Abstand zwisehen ihnen und Galilea Galilei nicht zu groß werden zu lassen. Sie nahm keine Rücksicht auf ihn und auf seine Verwundung. Sie ritt so schnell wie gewöhnlich und schien keinen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, daß er geschwächt war.
    Bespa pfiff leise vor sich hin. Hin und wieder pflückte er ein Blatt von den Bäumen, legte es über Daumen und Zeigefinger seiner locker zusammengekrümmten Hand und schlug mit der anderen Hand darauf.
    Es knallte jedesmal laut, wenn das Blatt dabei zerriß.
    Es dauerte nicht lange, bis ein kleines, affenartiges Tier neben ihnen in den üppig wuchernden Büschen und Bäumen erschien und sich ihnen neugierig näherte. Es folgte den vermeintlichen Lockrufen eines Weibchens.
    Bespa leckte sich bereits die Lippen. „Sieh dir den Rapsa an", wisperte er. „Der kleine Kobold ist blind vor Liebe. Er hat keine Ahnung, daß er in spätestens zwei Minuten sein Leben aushauchen wird. Ich habe den Geschmack seines Fleisches schon auf der Zunge."
    Bespa hob seine Hände, um blitzschnell zupacken zu können, sobald das Tier sich ihm noch ein wenig mehr näherte. Aspor steckte zwei Finger zwischen die Zähne und pfiff laut und schrill. Im selben Moment schoß das kleine Tier in die Höhe. Die Hände Bespas fuhren an ihm vorbei ins Leere, während er sich im Laub der Bäume in Sicherheit brachte.
    Enttäuscht ließ der Zweite die Hände sinken. Er blickte Aspor wütend an. „Das vergesse ich dir nicht", drohte er. „Am liebsten würde ich dir gleich die Gurgel zudrücken."
    Der Erste deutete gelassen auf Galilea Galilei. „Damit wäre sie wohl kaum einverstanden", erwiderte er. „Außerdem hat sie etwas entdeckt. Ein kleiner Totschlag käme ihr sicherlich recht ungelegen."
    Tatsächlich hatte die Frau der beiden Männer ihr Reittier angehalten und war abgestiegen.
    Suchend spähte sie ins Dickicht der Büsche. „Hier ist irgend etwas", erklärte sie. „Ich habe eben den Kern einer Venusfrucht weggeworfen.
    Er ist auf etwas Hartes geprallt. Ich habe es gehört."
    „Ich bin verletzt", stöhnte Aspor. Er schwankte, als könne er sich nicht mehr auf den Beinen halten, und ließ sich dann langsam auf die Knie sinken. Laut nach Atem ringend lehnte er sich nach hinten. „Wenn es so ist, wird Bespa ins Gebüsch gehen", entschied die Frau. „Du hast es gehört", ächzte der Erste. „Beeile dich, oder willst du unsere Venusblüte warten lassen?"
    Bespa trat ihm verstohlen gegen das Bein, als er an ihm vorbeiging. Mit einem zuvorkommenden Lächeln verbeugte er sich vor Galilea Galilei. „Natürlich gehe ich gern für dich da rein, meine Liebe", sagte er. „In welcher Richtung soll ich suchen?"
    Sie streckte befehlend den Arm aus, und er wühlte sich mit rudernden Armbewegungen ins Dickicht. Voller Abscheu wich er einem Spinnennetz aus, und er verscheuchte einige Stechlibellen, indem er mit einem Tuch wedelte. „Was ist da?" rief Galilea Galilei.
    Bespa blieb erstaunt stehen. „Ein Flieger", antwortete er. „Man kann es kaum erkennen. Er ist unter Gras und Moos fast verschwunden, aber ich bin sicher, daß es ein Flieger ist."
    Die Wissenschaftlerin stieß einen Schrei der Überraschung aus. Voller Begeisterung stürzte sie sich ins Dickicht, und sie arbeitete sich zu ihrem Zweiten vor, ohne sich von Spinnen oder anderen gefährlichen Insekten abhalten zu lassen. Als sie neben ihm stand, sah sie, daß er recht hatte. Vor ihnen befand sich ein tropfenförmiges Etwas, das nur der vermutete „Flieger" sein konnte. „Komm her!" befahl sie Aspor. „Hilf uns, das Ding auszugraben!"
    Ihr Erster gehorchte widerwillig. Er hatte wenig Lust, ihr bei der Arbeit zu helfen. Sie hatte fraglos übertrieben, als sie gesagt hatte, sie müßten das Gerät ausgraben. Gar so schlimm war es nicht. Das Relikt aus längst vergangener Zeit war von Moos und Gras bedeckt, aber nicht von einer Erdschicht. Die Pflanzen

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