1533 - Ende der Sonnenzeit
unendlich viele Welten wie Sorbat, und auf vielen von ihnen leben intelligente Wesen. Einer dieser Planeten nennt sich ›Terra‹, und von dort kamen die Cryer."
Saprins Gesicht verschloß sich. Sie blickte direkt in das quadratische Auge, in dem eine Sternenspirale auf blauem Grund zu sehen war. „Dann wäre es richtig, sie als Terraner zu bezeichnen", erkannte sie. „Wir sagen Cryer zu ihnen, weil sie immer so laut schreien!"
„Sie schreien nicht", erläuterte das geheimnisvolle Wesen. „Eure Ohren sind nur wesentlich empfindlicher als ihre."
„Das ist mir egal", sagte die junge Frau. In ihren kugelförmigen Augen blitzte es auf. „Für mich ist nur wichtig, daß wir die Herren von Sorbat sind und nicht sie! Wir waren zuerst hier, also müssen sie gehen."
„Es ist genügend Platz für euch beide da", stellte Rara fest. „Während der Sonnenzeit ist Sorbat die Welt der Terraner, während der Kaltzeit ist es eure Welt. Keiner ist dem anderen im Weg. Deshalb solltest du nicht die Konfrontation suchen, sondern die freundschaftliche Verständigung mit den Terranern. Ihr könntet euch gegenseitig helfen und ergänzen. Wenn es zu kalt ist für die Terraner, so daß sie ihre Häuser nicht verlassen, könnt ihr ihnen bringen, was sie benötigen. Wenn es für euch zu heiß ist, könntet ihr von ihnen alles beziehen, was ihr braucht."
„Hast du deshalb die Jahreszeiten gemacht, daß unsere beiden Völker zueinanderfinden?" fragte sie.
Rara antwortete erst nach geraumer Zeit. Das geheimnisvolle Wesen schien nachdenken zu müssen. „Suche den Frieden!" befahl es schließlich, ohne auf die Frage Saprins einzugehen. „Danach wird sich dir eine Welt öffnen, wie du sie dir in deinen phantasievollsten Träumen nicht hast vorstellen können."
Das Auge schloß sich. Ein metallisches Lid schob sich darüber, und die Tür hinter der jungen Frau öffnete sich. Sie wagte nicht, dagegen aufzubegehren, daß die Unterredung nun zu Ende war. Sie wollte noch so vieles wissen. Doch sie fürchtete, Rara zu verärgern, wenn sie sich seinem Willen nicht beugte. Deshalb ging sie, um sich in aller Ruhe die Fragen für den kommenden Tag zu überlegen.
Sie war glücklich, als sie durch das Unterholz kroch und sich dann wieder der rauschenden Fontäne näherte.
Sie hatte die Gewißheit, daß Sorbat ihrem Volk gehörte.
Sie würde diese Nachricht in die Katakomben bringen, und sie war sicher, daß sie dort großen Jubel auslösen würde.
Für einen kurzen Moment kam ihr der Gedanke, daß es auch ein paar Hitzköpfe geben könnte, die den bewaffneten Kampf gegen die Cryer wollten. Doch dann schob sie ihn wieder von sich. Daran glaubte sie nicht.
Sie sah eine große Zukunft für beide Völker vor sich, bei der allerdings die Rarapetsch eine führende Rolle einnehmen sollten.
Saprin hob beide Arme und blickte in den Himmel hinauf, als sie das herabstürzende Wasser der Fontäne erreichte. Sie trat noch ein wenig näher, bis ihr das Wasser ins Gesicht fiel.
Sie war stolz auf sich.
Als erste Rarapetsch hatte sie die Katakomben volle zehn Tage vor dem Wechsel zur Kaltzeit verlassen. Damit war sie früher als jede andere in die Gluthitze hinausgegangen und hatte doch überlebt. Sie hatte den Beweis dafür erbracht, daß Rarapetsch auch während der Sonnenzeit auf der Oberfläche überleben konnten.
*
In der Eastside der Milchstraße, nicht allzu weit vom galaktischen Zentrum entfernt, patrouillierte ein kleiner, aus acht Einheiten bestehender Verband der Flotte der Liga Freier Terraner in einer äußerst wichtigen Angelegenheit. Der Verband sollte ermitteln, warum das zum Ortungssystem umfunktionierte ehemalige Kontrollfunknetz der Cantaro nicht planmäßig arbeitete. Angesichts der Bedeutung der Aufgabe wurde der Verband von der CIMARRON unter dem Kommando von Reginald Bull angeführt.
Am 10. März 1171 NGZ war der Patrouillenverband noch nicht zu schlüssigen Erkenntnissen bezüglich der Fehlfunktion des Kontrollfunknetzes in diesem Raumabschnitt gekommen. Doch das war nach der Kontrolle eines Bruchteils der zu untersuchenden Stationen auch nicht zu erwarten.
*
„Ich sage euch, die Kaltzeit setzt in diesem Jahr früher ein!" rief Galilea Galilei. Sie streckte ihre dünnen Arme beschwörend in den Himmel, als wolle sie diesen dazu bewegen, die Sommerzeit um ein paar Tage zu verlängern. „Wie kommst du darauf?" fragte Aspor unterwürfig. Er war ein übergewichtiger Mann von etwa dreißig Jahren. „So wie ich
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