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1535 - Tanz der Nocturnen

Titel: 1535 - Tanz der Nocturnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Beinen!" rief Alban Sturm grölend, klopfte Deix kräftig auf den Rücken und wandte sich wieder dem Tresen zu.
    Der Kontorchef ließ sich von Igor noch einen Straab reichen, dann wollte er sich, das Glas in seiner Hand durch den anderen Arm abgeschirmt, in Richtung der Extrazimmer wenden. Aber er kam nicht weit.
    Plötzlich versperrten ihm zwei qualmende Gurrads den Weg.
     
    *
     
    „Auf ein Wort, Chef", sagte der linke Gurrad, der auch der Größere der beiden war, und deutete mit der Glut seiner dicken Zigarre auf Deix’ Nasenspitze. „Würdest du uns die Gunst erweisen, uns ein paar Minuten Zeit zu schenken? Ich bin Kapitän Loungan, und mein Begleiter ist Navigator Karasim. Vielleicht hast du schon von uns gehört."
    „Eure Namen sind mir ein Begriff", sagte Deix knapp.
    Das stimmte. Aber obwohl die beiden Gurrads Deix namentlich ein Begriffwaren, erinnerte er sich in diesem Fall nicht an ihr Aussehen.
    Sie bezeichneten sich als „politisch engagierte" Kumpels und waren in den Quarzbergwerken des südlichen Polarkreises tätig. Ihre Namen tauchten seit Jahren ausschließlich im Zusammenhang mit Gewalttätigkeiten auf, die sie selbst als politische Kampfmaßnahmen darstellten. „Das freut uns", sagte der Gurrad, der sich als Kapitän Loungan bezeichnet hatte, mit breitem Grinsen. „Dann können wir uns lange Erklärungen ersparen und gleich zur Sache kommen."
    „Ich habe es eilig", sagte Deix. „Ich muß zu einer dringenden Besprechung und bin ohnehin schon spät dran."
    „Nur ein paar Minuten - bitte", verlangte Loungan mit Nachdruck und fuchtelte wieder mit seiner qualmenden Zigarre vor Deix’ Gesicht.
    Der rechts neben Loungan stehende Gurrad namens Karasim fügte hinzu: „Unser Anliegen ist auch wichtig. Es hängt sehr viel für uns davon ab, wie es entschieden wird."
    Der Kontorchef seufzte. Die beiden Gurrads hatten sich so sehr mit Straab aufgeputscht, daß sie sich stark genug fühlten, jedes Problem anzugehen und es auch - so oder so - zu bewältigen. Vielleicht würden sie ihre Aggressionen abbauen, wenn er sich ihnen widmete.
    Mit den Gurrads und dem Straab war das so eine Sache, Während dieses Lieblingsgetränk der Hanseaten auf Menschen und Kartanin gleichermaßen erfrischend und belebend wirkte, reagierten die Gurrads darauf wie auf eine aufputschende Droge; so manch ein Gurrad war auf Straab sogar schon süchtig geworden und hatte eine aufreibende Entziehungskur über sich ergehen lassen müssen. Aus diesem Grund hatte der Rat der Hanse-Sprecher einstimmig beschlossen, daß Straab nur noch in geringen Mengen an Gurrads ausgeschenkt werden durfte - und diese Einstimmigkeit war erreicht worden, obwohl zu den elf Hanse-Sprechern neben der Kartanin Tin-Ga-Hoj’y auch der Gurrad Tamulo gehörte. „Schießt los, Freunde", sagte Deix, krampfhaft um einen kameradschaftlichen Tonfall bemüht. „Was ist euer Problem?"
    „Wir - ich, mein Navigator und eine dreißigköpfige Mannschaft - sind vor zehneinhalb Jahren mit der KANSCH ins Faalin-System gekommen", sagte Loungan. „Richtig?"
    „Zehn Jahre - das könnte hinkommen", sagte Deix. „Ein paar Tage mehr oder weniger sollten wirklich keine Rolle spielen", sagte Loungan und machte eine wegwerfende Handbewegung. Er fuhr fort: „Wir haben euch unser Raumschiff notgedrungen zur weiteren Verwendung überlassen und somit einen wertvollen Beitrag zur Bereicherung eurer Technik geleistet. Seit damals leben wir auf dieser Hansewelt und kommen unseren Pflichten mehr oder weniger zufriedenstellend nach. Stimmt’s?"
    „Mehr oder weniger zufriedenstellend", wiederholte Deix sarkastisch. „Zugegeben, es ist zu Reibereien gekommen", mischte sich Karasim ein. „Aber das ist nicht unsere Schuld.
    Wir haben nur um unsere Rechte gekämpft ..."
    Karasim verstummte, als Loungan ihm einen scharfen Blick zuwarf. Danach ergriff Loungan wieder das Wort. „Wie mein Navigator schon sagte, wir kämpfen nur um die uns zustehenden Rechte, die man uns vorenthält.
    Seit zehn Jahren schuften wir uns im Quarzbergwerk unter Bedingungen ab, die einem Straflager gleichkommen. Das sind zehn Jahre Blut, Schweiß und Tränen! In dieser Zeit haben wir mehr geleistet als all die satten Bürger, die in der Hauptstadt leben. Stimmt’s?"
    „Das kommt auf die Perspektive an, aus der man ...", versuchte Deix einzulenken, aber Loungan fiel ihm ins Wort. „Unsinn!" schrie der Gurrad. „Tatsache ist, daß wir seit einer halben Ewigkeit hier leben und harte Arbeit leisten. Wir

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