1535 - Tanz der Nocturnen
Staatsgeheimnisse fallen. Die Siganesenmutter und der Genetiker sind schließlich nicht irgendwer. Zufällig habe ich da was läuten gehört. Das ist heiß, sehr heiß sogar!"
„Zu heiß für dich?"
„Doch nicht für Shimmy, aber vielleicht für dich, Kleines."
„Ja, vielleicht", sagte Beth eingeschüchtert, faßte sich aber sofort wieder. „Ich verlange gar nicht viel. Quint hat in dieser Sache heute eine wichtige Verabredung. Ich möchte nur in Erfahrung bringen, wann und wo das Treffen stattfindet."
Shimko begann schallend zu lachen. Als er Beths zornig gerötetes Gesicht sah, wurde er sofort wieder ernst. „Entschuldige, Kleines, aber es ist zu komisch", sagte er dann. „Quint ist sich über den Zeitpunkt und den Ort nämlich selbst noch nicht im klaren. Er wartet auf eine günstige Gelegenheit."
„Woher willst du das so genau wissen?"
„Aber Mädchen, der dumme Shimmy ist doch so dumm auch wieder nicht, daß er seine Quellen verrät!"
„Verstehe. Kannst du es in Erfahrung bringen, wann es soweit ist?"
„Wenn Quint sich entschieden hat, dann erfahre ich es sofort. Das wird aber nicht vor heute abend sein."
„Verständige mich bitte sofort", bat Beth. „Ich bin entweder in der Redaktion, über meinen Portable oder zu Hause zu erreichen."
„Das könnte dich teuer kommen, Liebling."
„Ich werde es bezahlen können - cash."
Beth kehrte in die Redaktion zurück und hatte dort eine Auseinandersetzung mit Konar Manhatt.
Es ging um den Cyrian-Bericht. „Ich bin ja überaus empfänglich für Klatsch und Tratsch", erklärte ihr der Chefredakteur. „Aber ich verstehe darunter Skandale, keine Herz-Schmerz-Geschichten. Warum schnappst du dir nicht einen der frischgebackenen Kadetten und horchst ihn im Bett über die Kampfpraktiken der Sturmtruppe aus? Das wäre ein Knüller! Aber weißt du, wie schnurz es unseren Lesern und mir ist, was aus den Cyrian-Drillingen wird? Ja, wenn sie wenigstens einen gurradschen oder kartanischen Einschlag hätten ..."
„Du bekommst deine Sensation, Kon", versprach Beth. „Ich bin dicht dran. Hoffentlich ist dir die Sache nicht zu heiß."
„Besteht etwa die Möglichkeit, daß aus den Drillingen gar Vierlinge werden?" Konar Manhatt zog sich lachend in sein Büro zurück.
Beth beschäftigte sich den Rest des Tages damit, alle verfügbaren Unterlagen über die Siganesensippe durchzugehen. Aber falls es in der Familienchronik irgendwo einen dunklen Punkt gab, so hatte Quint Correl ihn geschickt vertuscht.
Es gab nichts zu finden. Und Shimko Aranui rief nicht an.
Beth machte sich auf den Heimweg in ihr kleines Haus am Monte Laa.
Dort erwartete sie eine herbe Überraschung: Daniel Muhler hatte sich auf ihrer Terrasse breitgemacht und fühlte sich bei einem großen Straab-Notturno-Mix ganz wie zu Hause. „Ich hätte nicht erwartet, dich so bald wieder bei mir zu sehen", sagte sie mit mühsam unterdrücktem Zorn. „Ich bin beschwipst, und darum verzeihe ich dir alles", sagte Dan mit etwas schwerer Zunge. „Ich habe beschlossen, mich mit dir wieder zu versöhnen, und so grob kannst du gar nicht werden, daß ich davon abzubringen wäre."
Beth setzte sich und betrachtete Dan. Sie liebte ihn immer noch, keine Frage. Und es kostete sie große Überwindung, sich zum Schein wütend zu geben. Sie würde ihm nur beibringen müssen, sie ihr Leben selbst gestalten zu lassen. Während sie sich überlegte, wie sie ihn zu einem ernsthaften Gespräch über ihre Beziehung verleiten konnte, hörte sie ihn plappern. Er redete belanglos über seinen Tagesverlauf. Aber dann sagte er: „... bat mich Quint, Pirmin Deix zu Inxters zu schicken, ins Extrazimmer Nummer fünf. Aber der Hansechef war nicht zu erreichen, und da habe ich Feierabend gemacht. Und da bin ich, um mich vom Streß der Langeweile an deinem Busen zu erholen ..."
Das war es also.
Beth stieß impulsiv einen Laut des Triumphes aus und gab Dan einen herzhaften Kuß. Er verlangte natürlich nach mehr und wollte sie nicht loslassen. „Später, Schatz", versprach sie und entwand sich seinem ungeschickten Griff. „Im Augenblick habe ich Wichtigeres zu tun."
Sie rief bei Inxters an, und als man ihr sagte, daß das Extrazimmer Nummer vier noch frei sei, ließ sie es sich unter falschem Namen reservieren.
Während sie danach ihren Portable mit einigen Utensilien zum Abhören von Gesprächen ausstattete, vor deren Anwendung sie bisher immer zurückgescheut hatte, kam ein Anruf für sie.
Sie ahnte, wer der Anrufer war,
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