1535 - Tanz der Nocturnen
und mußte in Vorfreude des Kommenden lächeln. Es war tatsächlich Shimko. „Beth, Liebling, ich habe ..." begann er mit schwülstiger Stimme. Aber Beth schnitt ihm das Wort ab. „Vergiß es, ich habe die Information viel billiger bekommen", sagte sie und unterbrach die Verbindung.
Sie verabschiedete sich von Dan, vertröstete ihn auf später und machte sich auf zu Inxters Bar
5.
In Inxters Bar war wieder mal die Hölle los.
Das lag auch daran, daß die LÜBECK-19 mit einem Trupp von Arbeitern aus den Quarzbergwerken des südlichen Polarkreises eingetroffen war.
Der Straab floß in Strömen, und Igor und seine robotische Straaborgel Mac kamen mit dem Ausschenken nicht nach. Dauernd reckten sich gierig Hanseatenhände, Kartaninkrallen und Gurradpranken über die Schultern der Stehkundschaft am Tresen und rissen Mac die Straabgläser förmlich von den zwölf Tentakeln, auf denen er ganze Batterien zu balancieren vermochte.
Es herrschte ein mörderisches Gedränge, die Luft war zum Schneiden dick, denn die Gurrads pafften wie die Schlote. Und natürlich waren es auch die Gurrads, die mit ihrem Gegröle dafür sorgten, daß der Lärmpegel weit über die Schmerzschwelle geputscht wurde. Diese Zugereisten führten sich überhaupt wie die Herren des Kontors auf. War es da ein Wunder, wenn es gelegentlich zu Handgreiflichkeiten mit den alteingesessenen Hanseaten kam?
Aber an diesem Abend brannte die Lunte am Pulverfaß noch nicht.
Pirmin Deix erkannte das mit einem kurzen Rundblick, als er nach Passieren des lärmschluckenden Energievorhangs die Pendeltür zu Inxters Barraum aufstieß. Aber der Kontorchef wußte, daß eine einzige falsche Bemerkung zur Explosion führen und die Fäuste zum Wirbeln bringen konnte. „He, Pirmin, mußt wieder mal Dampf ablassen, was?"
„’n Abend, Chef. Schon lange nicht gesehen."
„Wann kommt wieder mal eine Hi-Tech-Lieferung, Chef?"
Deix quittierte die Zurufe und das Schulterklopfen mit stereotypem Grinsen und winkte in die Runde. Dabei begegnete sein Blick dem einer Frau. Er erkannte in ihr nicht sofort Bethia Malaro. Erst als der Qualm sich kurz lichtete und ihr Gesicht freigab, da wurde ihm klar, um wen es sich handelte.
Zum Glück war die Kolumnistin gleich darauf wieder in der Menge untergetaucht. Deix atmete auf. Es hätte ihm gerade noch gefehlt, von der Klatschtante mit Fragen belästigt zu werden.
Er wandte sich der Bar zu, als er merkte, daß Igor ihm von hinter dem Tresen zuwinkte. Sein feistes Gesicht war gerötet, und der Schweiß lief ihm in Bächen von der Stirn, das T-Shirt klebte ihm förmlich am Leib. Er rief Deix irgend etwas durch zu Trichtern geformten Hände zu und deutete danach in den hinteren Teil der Bar, wo die Extrazimmer lagen. Obwohl Pirmin Deix kein Wort verstanden hatte, bestätigte er den Empfang der Nachricht mit einer Handbewegung.
Es war auch nicht weiter wichtig, was Igor ihm zugerufen hatte, was zählte, war der Hinweis, daß irgend jemand in einem der Hinterzimmer auf den Kontorchef wartete.
Pirmin Deix hatte keine Verabredung und darum auch nicht die geringste Ahnung, wer das sein konnte. Und weil er nicht verabredet war, hatte er es auch nicht besonders eilig. Mit trockener Kehle ließ es sich sowieso nicht gut reden.
Er bahnte sich durch die dichte Menge einen Weg zum unteren Ende des Tresens, wo er Alban Sturm inmitten eines halben Dutzends seiner frischgebackenen Kadetten erblickt hatte. Pirmin Deix wußte aus dem Tagesbericht, daß Alban Sturm sechs von seinen Schützlingen heute die praktische Abschlußprüfung abgenommen hatte und sie erst vor wenigen Stunden aus dem Raum zurückgekehrt waren.
Die offiziellen Feierlichkeiten würden erst in einer Woche stattfinden, und Pirmin Deix war es als Kontorchef vorbehalten, den Kadetten die Raumfahrerdiplome zu übergeben. Aber wie es Alban Sturms Art war, ließ er seine Schützlinge zuerst einmal in Inxters Bar die Feuertaufe bestehen - nicht nur mit Straab, sondern auch mit Schärferem. „Pirmin!" rief Alban Sturm und nahm die Hände von den Schultern der beiden Kadetten, auf die er sich gestützt hatte. Er war mittelgroß und gedrungen, hatte eine blasse Haut, die sich in der Sonne leicht rötete, und blondes, fingernagelkurz geschnittenes Haar.
Er taumelte leicht, als er Pirmin Deix mit ausgebreiteten Armen empfing, ihn so heftig an sich drückte, als wollte er ihm das Rückgrat brechen, und auch noch einen feuchten Kuß auf die Wange verpaßte. „Trinkst du einen
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