Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1535 - Tanz der Nocturnen

Titel: 1535 - Tanz der Nocturnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zuckungen vielfach verästelte Risse. Die Risse wurden breiter, und mit einem letzten Aufbäumen gaben diese Trennstellen nach, und aus dem großen, alten Membrankörper wurden mehrere junge Nocturnen von lediglich zwei Metern Größe, Die durch Teilung entstandenen Jungnocturnen widersetzten sich der geringen Schwerkraft des Planeten und schwebten in den Orbit hinauf, wo sie sich mit dem zurückgebliebenen Schwarm vereinten und sich in den Reigen der tanzenden Nocturnen eingliederten.
    All dies erlebten Beth und die Mehrheit der Hanseaten live mit. Beth empfand das Schauspiel als einen im höchsten Maße erotischen Tanz. „Deix hat mich angerufen!"
    Dans Stimme riß Beth aus ihrer Trance. „Alarm!"
    Was war das mit einem Alarm? Beth mußte über seinen tierisch ernsten Gesichtsausdruck lachen.
    Sie tat es schallend. Er schlug sie mit der flachen Hand auf die Wange. „Begreifst du denn nicht!" schrie er sie über die himmlische Sphärenmusik an. „Es wurde Raumschiffalarm gegeben. Alban Sturm mobilisert bereits seine Truppe. Ich muß ins Kontor. Es geht gleich los!"
    „Phantastisch!" rief Beth, während sie sich mit ihm nach der Nocturnenmusik im Kreise drehte.
    Besser konnte es gar nicht kommen. Gleich würden sie Zeuge eines Ereignisses werden, wie es seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr stattgefunden hatte. „Und wennschon", sagte Beth mit vibrierender Stimme. Sie war wie berauscht. „Du mußt jetzt bei mir bleiben."
    „Sie werden gleich die Mobilmachung übertragen", hörte sie Dan sagen. Aber kein Wort mehr davon, daß die Pflicht ihn rufe. „Wer hätte das gedacht! Ausgerechnet als VATER einen Schwarm anlockt, im Moment größter Ekstase, kommt die Raumschiffwarnung. Uns steht ein einmaliges Erlebnis bevor, wie es höchstens alle hundert Jahre stattfindet."
     
    *
     
    Mitternacht war längst vorbei, und man schrieb bereits den 9. Januar 1171 NGZ.
    Ein denkwürdiges Datum.
    Die Nachricht vom Auftauchen eines oder mehrerer unbekannter Raumschiffe hatte sich wie ein Lauffeuer in Kontor Fornax-Stadt herumgesprochen. Noch ehe offiziell Raumschiffalarm gegeben worden war, waren bereits Zehntausende Hanseaten zum Raumhafen unterwegs.
    Die Kameras fingen einen endlosen Pilgerzug ein. Die Hanseaten waren mit allen möglichen Vehikeln unterwegs, um den Start der Hanseflotte mitzuerleben. Allen voran die wenigen Schweber, die sich in Privatbesitz befanden.
    Trotz der späten Stunde begleiteten ganze Rudeln von Kindern den Pilgerzug. Übertragungsgleiter von FTV zogen ihre Schleifen und fingen diese unvergeßlichen Bilder ein. Einige der Gefährte führten mobile Projektoren mit und strahlten die Nocturnenshow in den Nachthimmel hinein, so daß der Strom der Hanseaten von den Nocturnentänzen begleitet und Von den Sphärenklängen untermalt wurde.
    Die ersten Hanseaten erreichten den Raumhafen.
    Im Zentrum der Landefläche stand der ENTSORGER-1 geparkt. Daneben die ehemalige 750-Meter-Kommandokugel des Entsorgungsschiffs, die auf DANZIG getauft worden war, nach einem der ehemaligen Kosmischen Basare, von denen das Gerücht besagte, daß sie schon längst zerstört worden waren.
    Die DANZIG war von den vier 50-Meter-Kugelraumern BERGEN, HAMBURG, NOWGOROD und ROSTOCK flankiert.
    Die Neugierigen drängten gegen die Absperrung und konnten vom robotischen Wachpersonal nur mit größter Mühe zurückgehalten werden.
    Pirmin Deix sprach über die Lautsprecher zur Menge: „Hanseaten, bewahrt Disziplin. Nicht drängen. Es ist Platz für alle. FTV überträgt die Startvorbereitungen in allen Details."
    In Beths Wohnzimmer, eingebettet in die Nocturnentänze und die Szenen vom Raumhafen - und umschlungen von Beths Armen, wurde Daniel Muhler durch den Aufruf des Kontorchefs wieder an seine Pflichten erinnert. „Ich sollte am Raumhafen sein, um ...", begann er, aber Beths Lippen schlossen ihm den Mund. Über seine Schulter hinweg sah sie, wie nach und nach alle Transportplattformen von LÜBECK-1 bis LÜBECK-40 eintrafen und im Kreis um die Raumschiffe landeten.
    Noch während des Landemanövers sprangen Männer und Frauen in ihren Monturen von den Plattformen und eilten auf ihre Posten. Die Bodenmannschaften verschwanden in Richtung Verwaltungsgebäude und in die subplanetaren Bunker mit den Steuerzentren. Die Raumfahrer der Akademie teilten sich in sechs Gruppen und nahmen vor der ENTSORGER Aufstellung.
    Die Kameras fingen Alban Sturm in Großaufnahme ein. Er bellte laute Kommandos durch ein Megaphon und wirbelte damit die

Weitere Kostenlose Bücher