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1535 - Tanz der Nocturnen

Titel: 1535 - Tanz der Nocturnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pit und Com Souder geboren. In dieser Reihenfolge. Keiner von ihnen hatte noch das dreißigste Lebensjahr erreicht. Nach siganesischen Begriffen waren dreißig Jahre noch nicht einmal ein Erwachsenenalter.
    Und dies ist der augenblickliche Stand der Dinge.
    Niemand kann ermessen, was Kim und Cano in diesen mehr als sieben Jahrhunderten durchgemacht hatten. Zu wissen, daß man keine lebensfähigen Kinder in die Welt setzen kann, dies aber dennoch zur Erhaltung der Art immer wieder versuchen muß, ist ein Martyrium.
    Wie viele Kindergräber hatten Kim und Cano zu betreuen? Wie viele Male hatten sie ihre Elternschaft verloren!
    Irgend wann, wird dies jedem zuviel. Es ist mehr, als der Stärkste verkraften kann.
     
    *
     
    Pirmin Deix hatte Nil Souder, der mittels Stimmverstärker sprach, aufmerksam zugehört. Jetzt sagte er in die entstandene Pause: „Vielleicht kann ich wirklich nicht ermessen, was ›Ma‹ Kim und ›Pa‹ Cano in ihrem langen Leben durchgemacht haben. Aber du kannst mir glauben, Nil, ich fühle und leide mit ihnen. Nur, wie kann ich ihnen helfen?"
    „Quint sagte es bereits", antwortete Nil, der mit 29 Jahren älteste Souder-Sohn. „Pa ist nicht mehr zeugungsfähig. Schon seit vier Jahren nicht mehr. Aber er hat es aus Scham geheimgehalten. Nur Quint, und nicht einmal Ma, hat etwas davon gewußt. Com ist der letzte der Soudersippe."
    „Das ist ...", begann Deix, aber er vollendete den Satz nicht. Er hatte einen Kloß in der Kehle, seine Gedanken drehten sich wie ein Nocturnen-Schwarm. Alles was er dazu zu sagen gehabt hätte, wäre pietätlos gewesen.
    Wenn Cano nicht mehr zeugungsfähig war, dann war das eine natürliche Alterserscheinung. Aber was bedeutete der Ausspruch, daß Kim nicht mehr wollte, wenn die Natur eine weitere Fortpflanzung ohnehin verhinderte?
    Er schluckte und sagte: „Das tut mir leid."
    „Ma nicht", sagte Nil. „Als Pa ihr seine Zeugungsunfähigkeit vor versammelter Familie und im Beisein Quints gestand, da hat sie nur gelächelt und gesagt: ›Das ist gut. Ich hätte es ohnehin nicht mehr weitermachen können.
    Jetzt will ich auch nicht mehr.‹ Genau das hat Ma gesagt."
    „Und was soll das bedeuten?" erkundigte sich Deix mit einem Blick zu Quint Correl. Der wartete auf Nils Zeichen, dann räusperte er sich und sagte: „Das ist leicht zu erklären. Die Souders sind ihren Verpflichtungen den Hanseaten gegenüber trotz allen persönlichen Leides bis zuletzt nachgekommen. Jetzt haben sie ihre Schuldigkeit getan. Es hält sie nichts mehr auf Kontor Fornax! Ma hat den Wunsch geäußert, in die Milchstraße zurückzukehren und ihre letzten Tage mit Cano auf Siga zu verbringen."
    „Was?" rief Deix aus. „Wie stellt sie sich das vor? Wir sind hier isoliert, in der Fornax-Galaxis eingeschlossen.
    Die Nocturnen lassen nichts hinaus und nichts herein ..."
    „Das ist eine Lüge, die wir nur aus Tradition aufrechterhalten haben", erwiderte Nil. „Tatsächlich sind wir schon seit Jahrhunderten nicht mehr isoliert. Sie beherrscht die Nocturnen, Sie kann sie dazu veranlassen, Tänze aufzuführen und Musik für uns zu machen. Sie hätte darum jederzeit die Macht gehabt, ein Schiff aus dem Fornax-System zu lotsen. Und Sie ist daher auch in der Lage, meine Eltern mit einem Raumschiff aus der Nocturnen-Galaxis zu fliegen."
    „Wie stellst du dir das vor?" rief Deix. „Unser Raumschiffspark ist klein genug. Wir brauchen jedes der Schiffe zum Überleben!"
    „Das ist doch alles Unsinn, Pirmin", sagte Quint Correl. „Seien wir doch einmal ehrlich. Wir befinden uns in freiwilliger Isolation. Ich weiß selbst nicht genau, warum wir an dieser Tradition festhalten.
    Wahrscheinlich deshalb, weil uns dieses Leben ein Gefühl von Freiheit und Selbständigkeit gibt. Wir sind einmalig, unsere Zivilisation sucht ihresgleichen. Aber Tatsache ist, daß Sie, wenn wir nur wollten, uns das Tor zum Universum öffnen könnte. Wir hätten längst schon zur Milchstraße und zu den anderen Galaxien fliegen können."
    Pirmin Deix suchte nach Gegenargumenten, aber er fand keine. Doch allein der Gedanke, Kontor Fornax und die Galaxis Fornax zu verlassen und ins grenzenlose All zu fliegen, erschien ihm wie ein Verrat an allen in Jahrhunderten gewachsenen Werten.
    Es war nicht recht. Deix konnte sich nicht vorstellen, wie jemand den Wunsch äußern konnte, fort von Kontor Fornax zu wollen, seinen Lebensabend auf einer Hunderttausende von Lichtjahren entfernten Welt verbringen zu wollen. „Ich kann es nicht

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