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1536 - Ghoul-Parade

1536 - Ghoul-Parade

Titel: 1536 - Ghoul-Parade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer von der Natur gebildeten Umgebung. Wer aus dem Fenster schaute, der sah Laubbäume wie Platanen und Buchen, die mit ihrem bunten Laub ein melancholisches Bild boten, denn über der Rasenfläche lagen schwache Dunstschleier.
    Die Blätter, die den Boden bedeckten, glichen einem Teppich, der sich bis zum Haus hinzog. Dunkle Farben herrschten vor, aber manchmal schimmerte ein helles Gelb hindurch, als wollten diese Blätter besonders auf sich aufmerksam machen.
    Jeder Grashalm war mit einem feuchten Film bedeckt. Und als Johnny auf den Eingang des Hauses zuging, sah er auch die Bänke, die noch draußen standen und die im Sommer ein beliebter Treffpunkt der Studenten waren. Sogar einen alten Rundgrill sah er noch. Der allerdings war abgedeckt worden.
    Das Haus selbst stand bereits einige Jahrzehnte. Die Fassade war nicht renoviert worden, aber innen hatte man hin und wieder gearbeitet, um Räume und Bäder auf den neuesten Stand zu bringen. Zu jedem der vier Stockwerke gehörten drei Bäder und ein größerer Toilettenraum, den sich die Bewohner teilten. Natürlich Frauen und Männer getrennt.
    Zum Eingang führte eine Treppe mit zwei breiten Stufen hoch. Es war gut, dass die Haustür offen stand, so musste Johnny nicht erst schellen.
    Er ging auf das Haus zu, seine Füße schleuderten das Laub in die Höhe, und er dachte auch darüber nach, was er Ellen Slater fragen wollte, wenn sie tatsächlich zu Hause war.
    Bevor er das Haus erreichte, hörte er hinter sich ein knatterndes Geräusch. Er blieb stehen, drehte sich um und sah eine Person auf einem Motorroller sitzen. Durch den Helm war nicht zu erkennen, ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelte. Der Roller war grün lackiert. Er überholte Johnny und wurde dicht vor dem Haus nahe der Bänke abgebremst. Die Person bockte ihn auf und nahm den Helm vom Kopf.
    Es war eine Frau, die ihr langes Braunhaar ausschüttelte. Und als sie sich umdrehte und dabei den Reißverschluss ihrer gefütterten Jacke aufzog, musste Johnny lächeln, denn das Schicksal meinte es an diesem Tag gut mit ihm.
    Ellen Slater war die Fahrerin, die jetzt auf Johnny zukam und ihn erst richtig bemerkte, als dieser sie anschaute.
    Ellen blieb stehen. Die Augenbrauen in ihrem leicht geröteten Gesicht zogen sich zusammen.
    »Wartest du auf mich?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Und?«
    Johnny lächelte. »Kennst du mich nicht?«
    »Doch«, sagte sie, »doch. Ich habe dich schon mal gesehen. Und nicht nur einmal.«
    »Genau. Ich bin Johnny Conolly.«
    »Klar, jetzt weiß ich Bescheid. Wir kennen uns auch von den Partys. Oder nicht?«
    »Genau.«
    »Da hast du aber Glück gehabt.« Sie strich ihr Haar zurück. »Was willst du denn von mir?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Okay, die Bänke stehen noch draußen und…«
    »Nein, lass uns zu dir hoch gehen.« Sie überlegte kurz. »Viel Zeit habe ich nicht. Ich muss wieder zurück in die Uni.«
    »Das weiß ich. Es ist wirklich wichtig, Ellen, das musst du mir glauben.«
    »Ja, ja, ich sage ja nichts. Außerdem sehe ich es deinem Gesicht an.«
    »Eben.«
    Sie gingen ins Haus. Einen Lift gab es nicht. Wer im vierten Stock wohnte, hatte Pech gehabt, aber ein Studentenheim ist schließlich kein Alterssitz, und wer hier ein Zimmer hatte, der war jung genug, um auch die Treppen zu schaffen.
    Johnny und Ellen mussten nur bis in die zweite Etage. Ein langer Gang, recht düster, wirkte wie der Weg in eine graue Zukunft. Hier konnte man wirklich nur wohnen und lernen.
    Vor einer hellbraunen Holztür in der Mitte des Ganges hielt Ellen Slater an. »Was gibt es denn so Spannendes?«
    »Erzähle ich dir gleich.«
    »Du siehst noch immer nicht fröhlich aus.«
    »Das bin ich auch nicht.« Im Haus war es ruhig. Die meisten Studenten befanden sich in der Uni. Sie schloss auf.
    Der nicht eben große Raum war Wohn-, Arbeits-und Schlafzimmer zugleich. Deshalb wurde er auch von den meisten Studenten nur als Zelle angesehen. Jedenfalls war das Fenster nicht vergittert.
    Es gab nur einen Stuhl und einen kleinen Tisch, auf dem ein Laptop stand. Bücher standen in einem schmalen Regal, das nicht alles fassen konnte, deshalb lagen auch einige auf der Erde.
    Johnny setzte sich auf das Bett, das aufklappbar war. Ellen Slater zog ihre Jacke aus und hängte sie an einen der Haken an der Innenseite der Tür.
    Als sie sich umdrehte, fing sie an zu schnüffeln. Sie verzog das Gesicht.
    »Ist was?«, fragte er.
    »Ich glaube schon.«
    »Und was?«
    Sie fing an zu lachen.

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