1536 - Ghoul-Parade
in die schleimige Masse ein, als hätten Messer hineingeschnitten.
Das Klatschen war ebenfalls nicht zu überhören gewesen. Aus der Masse lösten sich einige Schleimklumpen, die irgendwo vor Sukos Füßen auf dem Boden landeten.
Der Ghoul hatte offensichtlich nicht damit gerechnet. Er wurde zwar nicht zurückgeworfen, aber er griff Suko auch nicht an. Er blieb auf der Stelle stehen, als wollte er zuschauen, wie Suko seine Peitsche wieder zurückzog.
Genau das tat er auch. Aber die Riemen hatten innerhalb der Gestalt tiefe Spuren hinterlassen, und sie waren praktisch die Basis für seine endgültige Vernichtung.
Er verging. Er war vernichtet, und dieser Vorgang war bei einem Ghoul immer etwas Besonderes, denn er fing an, auszutrocknen. Es war zu sehen und auch zu hören, denn jeder, der Ohren hatte, dem blieb dieses Knistern nicht verborgen.
Der feuchte und stinkende Schleim wurde allmählich hart. Er kristallisierte, und es entstanden so etwas wie grünliche, schimmernde Zuckerklumpen. Die gesamte Körpermasse war in Mitleidenschaft gezogen worden. Die starke Magie der Dämonenpeitsche breitete sich vom Skelettschädel bis zu den unteren Extremitäten aus, und der Ghoul wurde zu einem festen, aber auch zu einem zerbrechlichen Gebilde.
Innerhalb der Gestalt knackte und brach es. Es gab keine Stelle mehr, durch die wir hätten hindurchschauen können. Die gesamte Gestalt schien aus einer zuckerähnlichen Masse zu bestehen, und auch die grünlichen Knochen waren nur noch schemenhaft zu erkennen.
Suko war nicht völlig zufrieden. Er wollte dem Ghoul noch den Rest geben, hob einen Fuß an und trat kräftig zu.
Fast hörte es sich an, als würde Glas zerbrechen. In der Mitte des Körpers befand sich plötzlich ein Loch. Es war der Vorbote für das endgültige Zusammenbrechen der Gestalt, die wie eine Statue aus Glas zu Boden kippte und auch so reagierte.
Sie zerschellte. Der massige und trotzdem filigrane Körper wurde durch den Aufprall zerstört, und Suko tat noch ein Übriges, indem er die kristallinen Reste unter seinen Schuhsohlen zerdrückte.
Zurück hätte das Skelett bleiben müssen. Aber auch die Knochen hatten ihre Härte verloren und konnten dem Druck der Schuhsohlen nicht mehr standhalten.
Was letztendlich vor unseren Füßen liegen blieb, das hatte mit einem Ghoul nichts mehr zu tun.
Suko drehte sich zu uns um. Er sagte nichts. Dafür hob er die Schultern und nickte, als wollte er zeigen, dass die Sache für ihn endgültig erledigt war…
***
Das war sie letztendlich auch. Aus und vorbei. Wir konnten wieder normal Luft holen, aber ich hatte keine Lust mehr, das innerhalb eines Raumes zu tun, in den keine frische Luft hereinströmte. Deshalb ging ich zum Fenster und öffnete es.
Unter meinen Sohlen knirschten die Reste des Ghouls. Erst als ich das Fenster so weit wie möglich aufgezogen hatte, holte ich tief Luft, und ich hatte dabei meinen Kopf nach draußen gestreckt. Es tat verdammt gut, wieder normal durchatmen zu können und nicht von einem Leichengestank umgeben zu sein.
Auch Johnny kam zu mir an die frische Luft. Er sah ziemlich blass aus und schüttelte sich.
»Damit hätte ich nicht gerechnet, John«, sagte er mit leiser Stimme.
»Dass sich bei Ed Robson ein Ghoul befindet?«
»Genau.«
Ich hob die Schultern. »Immerhin hat er dir den Film auf seinem Handy gezeigt.«
»Das stimmt ja alles. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, dass er so nahe dran ist.«
»Der Mensch steckt immer voll von Überraschungen, Johnny, aber wem sage ich das?«
»Genau, John, wem sagst du das. Einem Menschen, der mit unerklärlichen Vorgängen groß geworden ist und der einen Patenonkel hat, den man Geisterjäger nennt. Dabei kann doch nichts Anständiges herauskommen - oder?«
»Es gibt Ausnahmen«, erwiderte ich und klopfte ihm auf die Schulter.
»Jedenfalls wissen wir jetzt, dass Ed Robson den falschen Weg gegangen ist. Leider kann er uns nichts mehr sagen.«
Johnny nickte. Er konnte kaum sprechen. Der Gedanke an seinen toten Kommilitonen sorgte dafür, und ich sah, dass ihn eine Gänsehaut überkam, während er schluckte.
Ich ging wieder in das Zimmer hinein. Suko wartete auf mich und schaute auf die Reste des Ghouls.
»Anscheinend haben wir ihn gestört«, bemerkte er.
»Wobei?«
»Nun ja, ich gehe mal davon aus, dass er sich den Toten geholt hätte, wenn der große Hunger ihn gepackt hätte. So zumindest sehe ich das. Ed Robson lebt nicht mehr, das müssen wir hinnehmen, aber ich frage
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