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1539 - In der Eastside

Titel: 1539 - In der Eastside Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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derartige Zeichen zu deuten, und normalerweise akzeptierte er sie auch.
    Wenn es darum ging, Stimmungen und Gefühle zum Ausdruck zu bringen, dann maßen die Kartanin den Gebärden mehr Bedeutung bei als dem gesprochenen Wort. Sie hielten es für äußerst unhöflich, wenn jemand sich über derartige Hinweise hinwegsetzte. Aber diesmal war es etwas anderes. Tekener wußte eines ganz genau: Wenn er darauf warten wollte, bis Dao-Lin-H’ay sich einmal gnädigst geneigt zeigen sollte, auf dieses spezielle Thema einzugehen, würde eher die Hölle einfrieren. „Es.geht nicht anders", sagte er. „Wir können es nicht noch länger vor uns herschieben." Keine Reaktion. „Du brauchst ja nicht dabeizusein." Das war reine Berechnung, und ausnahmsweise funktionierte es auch. „Das könnte dir so passen!" fauchte sie. „Wenn schon, dann erledige ich das selbst. Es geht schließlich um mein Volk, vergiß das nicht!"
    „Niemand wird auch nur im Traum daran denken, das gesamte Volk der Kartanin für die Verfehlungen einiger geldgieriger Individuen verantwortlich zu machen", versicherte Tekener, um die ehemalige Voica ein wenig zu beruhigen. „Individuen?" fauchte sie. „Durch Han-Shui-P’on und seine Delegation sind vier Familien darin verwickelt.
    Sehr große Familien! Machst du dir überhaupt eine Vorstellung davon, wie groß diese Familien sind? Millionen von Kartanin sind in diese dreckige Geschichte verstrickt!"
    „Sie sind nicht alle direkt an diesen Geschäften beteiligt. Die meisten von ihnen haben doch überhaupt nichts damit zu tun."
    Aber das war die terranische Betrachtungsweise solcher Fragen. Eine Kartanin sah das ganz anders. Natürlich hätte Tekener diese Angelegenheit auch ohne Dao-Lin-H’ays Zustimmung regeln können, aber es widerstrebte ihm, über ihren Kopf hinweg zu handeln.
    Gerade weil sie das wußte, stimmte sie schließlich zu.
    Der Terraner wollte die Erfüllung dieser für die Kartanin sehr bitteren Pflicht nicht auf die lange Bank schieben, denn er fürchtete, daß sie es sich doch wieder anders überlegen könnte, wenn sie zu viel Zeit hatte, darüber nachzudenken. „Ist es wichtig?" lautete Rhodans Frage, als Ronald Tekener und Dao-Lin-H’ay um eine Unterredung unter sechs Augen baten. „Ja", erwiderte Dao-Lin-H’ay einsilbig. „Wie lange wird es dauern?"
    „Nun - zwischen Tür und Angel wird es sich wohl nicht erledigen lassen!" bemerkte Tekener.
    Rhodan nickte. „Im Augenblick habe ich keine Zeit", sagte er. „Die Linguiden haben ihre Arbeit beendet. Sie warten darauf, daß wir ihnen ihren Lohn aushändigen. Ich möchte das selbst erledigen. Ich habe diese Sache ja schließlich auch angefangen. Es wäre nicht fair, es einem anderen zuzuschieben - jetzt, wo es unangenehm wird. Danach können wir uns über euer Anliegen unterhalten."
    „Hast du etwas dagegen, wenn wir der Übergabe der Daten an die Linguiden beiwohnen?"
    Rhodan zuckte die Schultern. „Ihr werdet nicht viel davon haben", sagte er nüchtern. „Es wird nicht gerade ein rauschendes Fest werden."
    „Das habe ich auch gar nicht angenommen", sagte Tekener lächelnd.
    Rhodan warf der Kartanin einen nachdenklichen Blick zu. „Solange du in der Nähe der Linguiden bist, solltest du auf die Anwendung deiner Psi-Kräfte verzichten", bemerkte er. „Ich bin keine Teleporterin", erklärte Dao-Lin-H’ay, und nur Ronald Tekener, der mittlerweile einige Übung darin besaß, sah ihr an, wie unbehaglich sie sich dabei fühlte. „Das weiß ich", sagte Rhodan ernst. „Und eine telepathische Sondierung scheint den Linguiden nichts auszumachen. Aber unsere Informationen zu diesem Thema sind mit Sicherheit noch sehr unvollständig. Wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen."
    „Ich werde mich zurückhalten", versprach Dao-Lin-H’ay.
     
    *
     
    Als die Topsider sich daranmachten, ihre im Humanidrom ausgesprochene Drohung in die Tat umzusetzen und sich ohne Rücksicht auf Verluste auf bewohnten Planeten breitzumachen, da hatte es sich sehr schnell gezeigt, daß sie dies nicht etwa nur aus reinem Mangel an Lebensraum taten.
    Sie kamen nicht als friedliche Siedler, als die man sie ohne weiteres akzeptiert hätte, sondern sie gaben sich jede erdenkliche Mühe, nur ja keinen Streit zu vermeiden.
    Sie hatten es darauf abgesehen, einen Krieg zu provozieren.
    Um sie von diesem Vorhaben abzubringen, mußte man die Gründe für ihr Verhalten kennen.
    Die Kosmopsychologen, zu diesem Punkt befragt, waren gerne bereit, ihr Scherflein zur

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