1539 - In der Eastside
dem Kunstplaneten Wanderer zu schaffen?
Wenn sie dahinterkamen, daß sie die kosmische Bahn dieses rätselhaften Objekts mit den ihnen überlassenen Daten nicht berechnen konnten, würden sie sich vielleicht doch einmal zu unvorsichtigen Äußerungen hinreißen lassen, aus denen sich der Grund für ihr Interesse herauslesen ließ.
All diese Pläne und Überlegungen drohten jetzt null und nichtig zu werden - in einem einzigen Augenblick.
Oder auch nicht. „Wir haben bestimmte Daten entfernt", sagte der Terraner langsam. „Daten, von denen wir nicht wollen, daß ihr über sie verfügen könnt. Aber ich kann und will euch keine Einzelheiten nennen."
Dao-Lin-H’ay beobachtete den Linguiden genau.
Es war nicht schwer, sich an seine Stelle zu versetzen, und sie wußte sehr genau, wie sie selbst angesichts einer solchen Eröffnung reagiert hätte.
Sie wäre wütend und frustriert gewesen.
Vor allem wütend - sehr wütend.
Sie hätte ihren Pelz gesträubt, ihre Krallen gespreizt und gefaucht, und sie hätte sich geduckt.
Wenn sie demjenigen, der ihr eine solche Mitteilung gemacht hatte, trotzdem nicht an die Gurgel gegangen wäre, dann nur deshalb, weil sie zu zivilisiert war, um in aller Öffentlichkeit einen Mord zu begehen.
Der Linguide duckte sich nicht. Er zeigte auch keine anderen Reaktionen der Wut.
Und mit seinen Artgenossen war es dasselbe.
Dao-Lin-H’ay fragte sich, ob es so etwas überhaupt geben konnte.
Auch die Linguiden mußten doch schließlich Instinkte besitzen, und diese Instinkte mußten eine gewisse Bereitschaft zur Aggression miteinschließen. Ein lebendes Wesen ohne jede Spur von Aggressivität hatte in einer halbwegs normalen Umwelt keine Überlebenschance.
Und doch blieben alle entsprechenden Reaktionen bei den Linguiden aus.
Das ist unmöglich, dachte Dao-Lin-H’ay betroffen. So etwas gibt es nicht. Es widerspricht den Gesetzen der Natur.
Es gab nur zwei denkbare Erklärungen für das, was sie sah - oder besser gesagt: nicht sah.
Entweder sind sie in Wirklichkeit gar nicht enttäuscht, dachte sie. Vielleicht brauchen sie diese Informationen gar nicht mehr. Oder sie sind zwar wütend, beherrschen ihre Reaktionen aber bis in den Bereich der Urinstinkte hinab.
Sie empfand keine dieser beiden Möglichkeiten als sonderlich beruhigend.
Das würde bedeuten, daß sie uns buchstäblich jedes Gefühl vorspielen können, dachte sie erschrocken. Und das heißt, daß sie uns belügen und betrügen können, wann es ihnen in den Kram passen mag.
Sie war noch damit beschäftigt, diesen Gedanken zu verdauen, als der Wortführer der Linguiden sich plötzlich abwandte und davonging. Die anderen folgten ihm.
Sie verließen den Raum ohne ein Wort des Abschieds.
Die Schweigsamkeit der Linguiden schien ansteckend zu sein: Es war sehr still.
Kein Laut. Keine Bewegung. „Auf so ein Geschäft werde ich mich nie wieder einlassen", sagte Perry Rhodan schließlich und brach damit den Bann. „Ich fühle mich wie ein Betrüger."
„Es war unangenehm", bestätigte Tekener. „Aber es war auch notwendig."
Rhodan fuhr herum. „Woher willst du das wissen?" fragte er scharf.
Tekener runzelte die Stirn und setzte zu einer Antwort an, aber Rhodan ließ ihn einfach stehen und ging mit schnellen, hölzern wirkenden Schritten davon.
Auch die anderen verließen den Raum. Nur Tekener und die Kartanin blieben zurück. „Viel Lärm um nichts", sagte der Terraner ärgerlich. „Ich weiß nicht recht", erwiderte Dao-Lin-H’ay nachdenklich. „Diese Linguiden sind sehr seltsame Wesen.
Auf irgendeine unbestimmbare Weise sind sie fremdartiger als alle anderen Geschöpfe, die ich jemals kennengelernt habe."
Ronald Tekener lachte laut auf. „Herzlichen Glückwunsch", sagte er sarkastisch. „Du hast eine ausgesprochen schnelle Auffassungsgabe!"
Dao-Lin-H’ay reagierte nicht darauf. Der Terraner zuckte die Schultern. „Perry wartet auf uns", stellte er fest. „Gehen wir also zu ihm."
*
Rhodan lauschte ihrem Bericht mit düsterer Miene. Ihm war deutlich anzusehen, was er dachte: Damit hättet ihr ruhig auch schon etwas früher herausrücken können] „Was wollt ihr nun tun?" fragte er schließlich. „Der Rest ist eigentlich nur Routine", erwiderte Ronald Tekener. „Wir haben eine Fülle von Namen und Daten, auf die wir uns stützen können. In den meisten Fällen kann man davon ausgehen, daß die Betroffenen gar nicht wußten, worauf sie sich da einlassen wollten. Es dürfte reichen, ihnen zu
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