154 - Die Kralle des Todes
Aber der da", sie deutete auf den mageren Sklaven, „bleibt hier."
„Ich hätte ihn ohnehin nicht mitgenommen", krächzte Safirna. „Denn er wäre mir nur hinderlich." Sie erhob sich, und Coco sah jetzt, daß sie einen Buckel besaß und humpelte.
„Ich nehme an, daß du das Hotel mit Dämonenbannern abgeschirmt hast", sagte Safirna. „Entferne sie, denn sie könnten mich töten oder zumindest meine Kraft so beeinträchtigen, daß ich Hunter nicht helfen kann."
Das ist die Falle,
durchzuckte es
Coco. Angelina hat sie vorgeschickt! Sie soll mich in Sicherheit wiegen, und wenn die Banner entfernt sind, kommt Angelina und schlägt zu!
„Nein", sagte sie. „Ich werde es anders machen. Ich werde die Dämonenbanner auf deine ganz persönliche Aura abstimmen. Du wirst die Abschirmung durchschreiten können, aber niemand sonst." „Du bist sehr mißtrauisch, Kindchen", kicherte die Bucklige. „Aber mir ist es auch so recht. Gehen wir." Und sie humpelte voraus zur Tür. Coco folgte ihr mit gemischten Gefühlen.
Irgendwo, fürchtete sie, mußte ein Haken an der ganzen Sache sein.
„Du mußt den Verstand verloren haben, Coco Zamis", sagte Abi Flindt. „Diese Frau ist eine Dämonin! Ist dir klar, was das bedeutet?"
Coco nickte.
„Und?" fragte Abi trocken. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und durch die Haare. Immer noch lagen dunkle Ringe unter seinen Augen. Er war übermüdet, aber jetzt konnte er nicht schlafen. Er versuchte, Coco an ihrem Plan zu hindern. Er roch eine Gefahr, die von der Dämonin mit den heilenden Händen ausging.
„Ich sehe eine winzige Chance, etwas für Dorian tun zu können", sagte Coco. „Und wenn es sein muß, gehe ich dafür auch einen Pakt mit dem Teufel ein."
„Es
ist
ein Pakt mit dem Teufel", warnte der Däne. „Du solltest die Schwarze Familie doch am besten kennen. Safirna wird dich hereinlegen. Wer sagt dir denn, daß nicht Angelina oder sonst jemand sie vorgeschickt hat? Sobald sie sich hier im Hotel befindet, entfesselt sie die Hölle. Und nicht nur Dorian stirbt, sondern auch wir beide."
„Hast du Angst?" fragte Coco.
„Du bist nicht fair", knurrte Flindt. „Und wahrscheinlich bist du vollkommen blind geworden."
Coco zuckte mit den Schultern.
Sie setzte die geringe Kraft, über die sie inzwischen wieder verfügte, dazu ein, einen Teil der Dämonenbanner leicht zu verändern. Sie stimmte sie auf eine Weise, die Abi nicht begriff, auf Safirnas Aura ein. Die Dämonin würde das Hotel betreten können, sonst niemand. Aber Coco war nicht sicher, ob sich Safirna dabei wohl fühlen würde. Denn ganz wollte die Hexe die Kraft der Bannzeichen nicht aufheben. Sie rechnete damit, daß Angelina sich auf die eine oder andere Weise einzufädeln versuchte.
Abis starkes Mißtrauen, das Coco ein wenig störte, hatte aber vielleicht auch Vorteile. Der Däne würde besonders wachsam sein. Coco sah, daß er sich auf einen Kampf vorbereitete.
Sie wußte, daß sie ihn nicht überreden konnte. Er haßte alle Dämonen, seit seine Frau in den Flitterwochen durch dämonische Einwirkung zu Tode gekommen war. Er würde auf Safirna keine Rücksicht nehmen, auch wenn diese Coco und Dorian nützlich sein konnte.
„Ich warne dich, Abi", sagte Coco leise. „Laß Safirna gewähren. Erst wenn es sich herausstellt, daß sie Dorian nicht heilen kann oder daß sie Übles im Schilde führt…"
„Ich werde versuchen, sie zu vernichten", sagte Abi. „Auf jeden Fall. Ich werde sie nur so lange unbehelligt lassen, bis sie mit Dorian fertig ist. Danach…"
Er verstummte unter Cocos scharfem Blick, aber sie wußte, daß er nicht mit sich reden lassen würde.
Sie selbst konnte nicht viel tun. Sie fürchtete, daß Safirna ihr im Moment überlegen war.
„Ich hole sie jetzt", sagte Coco.
Flindt nickte nur und zog sich in sein Zimmer zurück. Aber er stand kampfbereit, er wartete auf den Moment des Eingreifens.
Coco fuhr ins Parterre hinunter. Safirna, die Heilerin, wartete im Mietwagen auf dem Hotelparkplatz. Als sie Coco erkannte, stieg sie aus.
„Es ist alles vorbereitet", sagte Coco. „Du kannst unbehelligt eintreten. Vielleicht wirst du Übelkeit oder Kopfschmerzen verspüren. Aber ich konnte nicht alles hundertprozentig ändern."
„Wir werden sehen", sagte die Alte.
Sie humpelte an Coco vorbei auf den Hoteleingang zu. Kaum jemand sah sich nach der alten Frau mit dem unverhältnismäßig großen, grob geformten Kopf um, die auf die Treppe zustrebte und sie hinaufkletterte. Coco
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