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154 - Die Macht der Nosfera

154 - Die Macht der Nosfera

Titel: 154 - Die Macht der Nosfera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ausrechnen. Dank Mr. Black wussten sie jedoch, dass viele Weltrat-Soldaten mit der Zeit von alleine resistent geworden waren und sich inzwischen auf ihr eigenes Immunsystem verließen. Auf seinen Rat hin hatten die Russen deshalb ihre tägliche Dosis um die Hälfte reduziert und klemmten den Serumsbeutel jeden dritten Tag komplett ab.
    Bisher kamen sie mit der Rationierung alle gut zurecht. Das machte Mut. Das ließ jeden Einzelnen auf eine persönliche Zukunft hoffen.
    »Abhocken«, befahl Mr. Black, der endlich sehen konnte, was da durchs Gras brach.
    Mr. Collyn Hacker und Miss Kareen »Honeybutt« Hardy, die ihn zu beiden Seiten flankierten, wirbelten sofort herum und gaben die Anweisung mit einer zuvor vereinbarten Geste an die anderen weiter. Hunderte von Beinpaaren knickten daraufhin ein und der lange Zug der Technos versank geräuschlos im hüfthohen Gras.
    Einige hundert Meter vor ihnen pflügte eine unsichtbare Kraft Schneisen durch das Meer der Ährenspitzen. Nur ab und an tauchte ein fellbedeckter Rücken in die Höhe. Anfangs hatten die Tiere genau auf den Technos zugehalten, inzwischen teilten sich ihre Wege und es sah aus, als wollten sie die Menschen links und rechts umgehen.
    Dumpfer, von den Gräsern gedämpfter Hufschlag durchzog die Luft.
    »Kamauler«, stellte Mr. Hacker erleichtert fest. »Die wollen uns bestimmt nichts tun. Sie scheinen eher selbst auf der Flucht zu sein.«
    »Ja«, bestätigte Mr. Black. »Fragt sich nur, vor wem oder was. Wohlmöglich können uns ihre Verfolger ebenfalls unangenehm werden.«
    Sosehr er aber auch Augen und Ohren anstrengte, die Ursache für die Panik der Tiere war einfach nicht auszumachen. Das Gelände vor ihnen stieg sanft an und zog in einem Kilometer Entfernung eine Horizontlinie, hinter der nur noch vereinzelte Tannenspitzen aufragten. Offenbar gab es dort ein abruptes Gefälle, dessen Ausmaß sich von ihrem derzeitigen Standpunkt nicht übersehen ließ.
    Mr. Black wandte sich an Arne Hansen, dem Nachfahren eines schwedischen Physikers, den es zu Zeiten des Kometeneinschlags in die wissenschaftliche Führung von Ramenki verschlagen hatte. »Sershant, Sie gehen mit mir auf Erkundungstrupp. Miss Hardy und Mister Hacker, Sie sorgen dafür, dass die Leute ruhig blieben.«
    Seite an Seite liefen der Techno und der Running Men los.
    Hansen konnte es mit seinem Vorgesetzten an Körpergröße aufnehmen, besaß allerdings weniger Muskelmasse. Trotzdem hatte er eine athletische Figur, die den Wikinger in seinem Genpool verriet, ebenso das strohblonde Haar und der eine Nuance dunklere Vollbart, der seit der Serumseinnahme wie wild spross.
    Hansen galt als umsichtiger und vorausschauender ISR-Sershant. Mr. Black schätzte ihn schon seit der Zeit, als er noch Sonderbeauftragter für Sicherheitsfragen
    in der Bunkergemeinschaft gewesen war. [1]
    »Countdown in Moska«)
    Nur vom eigenen Keuchen begleitet, überwanden sie die ersten fünfhundert Meter. Von diesem Punkt an drang metallisches Klirren und gedämpftes Geschrei an ihre Ohren.
    Die beiden Männer warfen sich kurz einen besorgten Blick zu.
    Sie brauchten nicht zu sprechen, um zu wissen, dass sie schlagartig das gleiche dachten. Irgendwo dort vorne, nur ein kurzes Stück voraus, droschen Menschen mit blanker Klinge aufeinander ein.
    Black und Hansen verringerten ihr Tempo. Ihre spärliche Bewaffnung verdammte sie zur Defensive. Sie mussten Kämpfen aus dem Wege gehen, wo es nur ging.
    »Wir beobachten erstmal, was los ist«, erklärte Mr. Black schwer atmend. »Vielleicht können wir die Sache umgehen, ohne dass uns jemand bemerkt.«
    Rasch zog er einen fünfzig Zentimeter langen Schraubenschlüssel aus seinem Gürtel, die einzige Schlagwaffe, die ihm zur Verfügung stand. Hansen hielt dagegen einen kräftigen Knüppel in Händen. Er hatte ihn so zurecht geschnitzt, dass er sich bequem umfassen ließ.
    Beide Männer trugen außerdem Kampfmesser in ihren Stiefelschäften.
    Sobald die Kante in Sicht kam, hinter der das Gelände abfiel, wechselten sie in Schritttempo über. Wenige Meter vor der Senke ließen sie sich dann auf alle Viere nieder und robbten nebeneinander her, bis sie vorsichtig in die Tiefe schauen konnten.
    Zuerst sahen sie nur ein fruchtbares, von einem drei Meter breiten Flusslauf durchschnittenes Tal, in dem es alles gab, was sie für die abendliche Rast brauchen konnten: frisches Wasser, vertrocknete, schon abgebrochen am Boden liegende Äste und mehrere Pilzkolonien, die im Schatten einiger

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