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1540 - Ein Freund der Linguiden

Titel: 1540 - Ein Freund der Linguiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ziehen. Sein Verstand sagte ihm, daß dies unmöglich war. Und daß er mit dieser Bewegung nur dafür sorgte, daß seine Beine endgültig abgeschnürt wurden.
    Plötzlich fühlte er etwas in seinem Nacken. Ihm war, als ob ihn eine riesige Hand packte und in die Höhe hob.
    Dann hörte er eine Stimme, und die sagte etwas, was er nicht verstand. Und doch - er kannte diese Worte, denn er hatte sie schon einmal gehört.
    Zuganemm!
    Der Sonnenanbeter öffnete seine Augen und schloß sie sofort wieder. Dicht vor ihm schwebte der grell leuchtende Ableger Ferduurs.
    Vorsichtig öffnete er ein Auge und blickte zur Seite. Ringsum war alles taghell. Neben ihm stand die riesige Gestalt, aber bei dem hellen Licht konnte er kaum Einzelheiten erkennen. „Armer Kerl", sagte Zuganemm in der Sprache des Sonnenanbeters. „Du hast immer wieder Pech."
    Inozemm war zu keiner Antwort fähig.
    Er hörte ein scharfes Geräusch, und dann waren seine Beine frei. Die Schmerzen waren schlimmer als die Glut des Feuers, und im Kopf des kleinen Wesens ging es drunter und drüber.
    Zuganemm setzte ihn auf den Boden, aber Inozemm war zu geschwächt. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten und fiel um. Das große Wesen fing ihn auf und legte ihn sanft auf einen kleinen Mooshügel. „Was machst du da, Zuganemm?" brachte er mühsam über die Lippen. „Ich verbinde deine Wunden", antwortete die schattenhafte Gestalt.
    Inozemm versuchte, sie genauer zu erkennen. Aber bei dem hellen Licht von Ferduurs Ableger war der Sonnenanbeter zu stark geblendet. So hielt er still und ließ alles mit sich geschehen.
    Jelita fiel ihm ein. „Du hättest mich besser sterben lassen sollen, Zuganemm", stöhnte er. „Warum, mein Kleiner?"
    „Es ist zu spät, um Jelita noch bei der Geburt zu helfen. Meine Gefährtin ist längst tot. Allein will ich nicht leben."
    „Das kann ich verstehen." Zuganemm lachte leise. „Deine Wunden sind verbunden. Die Heilung wird schnell geschehen. Wenn der Tag anbricht, kannst du wieder laufen. Dann geh zu deiner Hütte und begrüße dein Weib.
    Und natürlich deine Kinder."
    „Was? Wie?" Mehr brachte er nicht heraus. „Ich gehe jetzt. Vielleicht sehen wir uns nie wieder, kleiner Inozemm. Bewahre deinen Mut!
    Glaube an dich, mein Freund! Das kann nie schaden."
    „Warte, Zuganemm!" bettelte der Sonnenanbeter. „Ich muß dich noch um etwas bitten. Warte!"
    Der Ableger Ferduurs erlosch.
    Die riesige Gestalt war in der Dunkelheit kaum noch zu erkennen. „Ich habe genug getan." Wieder lachte Zuganemm leise. „Eins wollte ich dir noch sagen. Deine Kinder sehen prächtig aus. Es ist ein Junge und ein Mädchen. Du solltest ihnen Namen geben, die zu ihnen passen. Mich würde das freuen."
    Bevor Inozemm noch etwas sagen konnte, war die schattenhafte Gestalt verschwunden.
    Das kleine Wesen befühlte seine Beine. Die Schmerzen ließen nun schnell nach. Inozemm rührte sich nicht, bis das erste Licht des Morgens durch die dichten Bäume schimmerte.
    Als er sich erheben wollte, geriet er ins Taumeln. In der Nähe fand er einen kräftigen Ast, auf den er sich stützen konnte. Mit dessen Hilfe kam er auf die Beine. Er orientierte sich am Sonnenaufgang und begab sich dann auf den Weg. Anfangs ging alles noch schwer, aber dann wurde es besser und besser.
    Er erreichte das freie Gelände vor dem Wald, in dem er und Jelita die Hütte gebaut hatten. Sein Herz schlug ihm jetzt bis zum Hals vor Aufregung. Als er am Stamm in die Höhe geklettert war und den Eingang aus Laub und Bast zur Seite schlug, erblickte er ein Bild des Friedens. Die beiden Neugeborenen lagen dicht an der Mutter. Sie schliefen friedlich. Die Talglichter waren unbenutzt.
    Jelita schlug die Augen auf und lächelte ihm zu. „Da bist du ja, mein Lieber", sagte sie und richtete sich ein wenig auf. „Aber ...", stammelte er. „Zuganemm war hier. Er hat mir geholfen. Ich glaube nicht, daß es irgend jemand besser gemacht hätte. Er hat mir gesagt, daß er dich aus der Falle befreien wird. Und daß du zurückkehrst."
    „Das ist ... das ist wunderbar." Erst jetzt kroch er ganz in die Hütte. „Du hattest recht, mein Lieber", sprach die Sonnenanbeterin weiter. „Es geht etwas auf einen über, wenn man in seiner Nähe ist. Ich fühle mich befreiter und glücklicher. Ich beginne, mich zu verstehen. Er ist ein gutes Wesen, auch wenn er nicht für uns erschaffen worden ist."
    „Hat er das gesagt?"
    „Ja. Und daß er nicht von Ferduur kommt, weil Ferduur nur eine brennende Riesenkugel

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