1540 - Ein Freund der Linguiden
sprang hinaus und streckte ihr eine Hand entgegen, „Komm!"
Aber sie zog es vor, in einem eleganten Sprung das Gefährt zu verlassen.
Sie stiegen ein Stück den Hügel hinauf, der Sonne Ferduur entgegen. Tekener hatte sich eine Decke unter den Arm geklemmt, und die rollte er jetzt aus. Dabei kam auch ein Gefäß mit diversen Getränken zum Vorschein.
Sie setzten sich hin, und er schenkte ein und reichte ihr einen Becher.
Auch jetzt sagte keiner der beiden ein Wort.
Sie tranken von dem kühlen Fruchtsaft. „Sind wir ES näher gekommen oder nicht?" Es war ein Versuch Tekeners, das Gespräch zu eröffnen. „ES ist mir stets gleich nah und gleich fern", entgegnete sie. „Das soll aber nicht heißen, daß ich deine Sorgen nicht verstehe. Und was deine Frage betrifft, so meine ich, daß ..."
Sie brach ab und drehte unruhig ihren Kopf. Ihre kurzen Ohren zuckten kaum merklich. „Da lacht doch jemand", meinte sie dann. „Ich höre nichts."
„Vielleicht sind meine Ohren etwas besser als deine."
Dao-Lin-H’ay kroch auf allen vieren auf die Spitze des Hügels zu. Dabei duckte sie sich immer weiter nach unten, bis sie flach auf dem Bauch lag. Sie beobachtete eine Weile und blickte dann zurück. Sie winkte Tek und gab ihm gleichzeitig zu verstehen, daß er sich ruhig verhalten solle.
Der Terraner kroch ebenfalls die Anhöhe hinauf, bis er in ein kleines Tal blicken konnte, das sich vor ihnen in Rufweite erstreckte.
Vier Wesen, zwei große und zwei kleine Zweibeiner tummelten sich dort fröhlich zwischen niedrigen Gräsern und kleinen Hügeln aus glänzendem Moos. Das Geschnatter und Gekicher drang jetzt auch deutlich an die Ohren des Mannes. „Tiere?" flüsterte er ihr"zu. „Ich weiß nicht. Wie Tiere verhalten sie sich eigentlich nicht. Sie gehen immerhin aufrecht.
Jedenfalls meistens."
Die beiden erwachsenen Wesen waren etwa dreißig bis vierzig Zentimeter groß. Sie besaßen ein dichtes, kurzhaariges Fell, dessen Farbe sich oft dem Untergrund anpaßte, manchmal aber auch ein Ausdruck der Stimmung zu sein schien. Diese Mimikry-Eigenschaft erinnerte Tekener an Chamäleons. Vom Körperbau her glichen diese Wesen aber eher Halbaffen. Allerdings fielen die kurzen Arme und Beine aus dem Rahmen. Und auch der zu groß wirkende Kopf mit den Facettenaugen und den Spitzohren.
Die beiden kleinen Bepelzten schienen die Jungen zu sein. Sie waren nur etwa zwölf Zentimeter groß. „Eine seltsame Mischung biologischer Eigenschaften", stellte der Smiler leise fest. „Was bedeuten diese Schnatterlaute?"
„Es könnte eine einfache Sprache sein", meinte die Kartanin. „Haben wir einen Translator dabei?"
„Ich sehe im Gleiter nach."
Tekener kroch zurück, bis er aufrecht gehen konnte. Kurz darauf war er zurück und duckte sich wieder neben Dao-Lin-H’ay auf den Boden. Er stellte den Translator vor sich hin, so daß das Hochleistungsgerät alle Laute der vier Bepelzten aufnehmen konnte.
Schon nach wenigen Sätzen signalisierte das Gerät durch sein Display, daß es begonnen hatte, die Laute zu analysieren und daß sich dahinter eine Sprache verbarg.
Tekener schaltete das Gerät auf Aufzeichnung, denn eine Simultanübersetzung hätte ihre Anwesenheit leicht verraten können. Die beiden warteten etwa fünfzehn Minuten, dann steckte der Terraner den Translator ein und kroch zurück zur Decke und den Getränken. Dao-Lin folgte ihm. „Da bin ich aber neugierig", meinte sie. „Nach den Berichten der Kyrd-Bewohner gibt es auf Menah noch kein intelligentes Leben. Vielleicht sind wir hier auf die ersten Anzeichen gestoßen."
Tekener ließ zuerst eine allgemeine Analyse der Sprache durchführen. „Einfache Redewendungen", teilte die Syntronik des Translators mit. „Die Sprache eines naturverbundenen Volkes, das an der Schwelle zu echter Intelligenz steht. Sie bezeichnen sich als Sonnenanbeter."
„Hm!" machte der Terraner. „Dann laß mal etwas vom Inhalt der Gespräche hören."
Was der Translator dann wiedergab, waren im wesentlichen die Worte der Eltern, die mit ihren Kindern spielten. Das Familienoberhaupt wurde Inozemm genannt, seine Partnerin Jelita.
Auffällig war, daß sie die Kinder mit „Junge" und „Mädchen" ansprachen. Die beiden Kleinen schienen keine richtigen Namen zu besitzen. Die Wortvielfalt der Schnattersprache war dennoch viel größer, als die beiden erwartet hatten. Es drehte sich aber alles um das Spiel, um das Essen und um die Vorbereitung der Kinder auf das Leben.
Dann, am Ende der
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