1540 - Ein Freund der Linguiden
Inozemm, „ist noch viel zu klein, um die Gottheit unserer Welt zu verstehen. Selbst meine Freunde Ronald und Dao kennen ihren Gott nur in der Vorstellung.
Und sie sind viel intelligenter als wir."
„Du willst nicht zu uns zurückkehren?" fragte Tekumsemm. „Nein. Ich gründe einen eigenen Stamm, der jedem offensteht, der guten und ehrlichen Willens ist, niemanden unterdrückt oder mit erfundenen Götzen belästigt. Wie ihr seht", er deutete auf die beiden Kleinen, die es sich auf Tekeners und Dao-Lin-H’ays Schultern bequem gemacht hatten, „habe ich damit schon angefangen. Ich bin nur gekommen, um euch das zu sagen. Ich möchte, daß das anerkannt wird. Die Vernünftigsten von euch werden erkennen, daß ich die Wahrheit sage. Und daß die Clique der Alten und des Medizinmanns euch mehr schadet als hilft. Sie bremsen eure geistige Entfaltung, damit sie die Macht behalten und ein faules und bequemes Leben führen können."
Für einen Moment herrschte Stille. Die Alten duckten sich bedrückt. Der Medizinmann sagte gar nichts mehr.
Dann brach in den umliegenden Bäumen ein unbeschreibliches Geschrei aus, in dem die Jubelrufe für Inozemm schnell die Oberhand gewannen.
Der kleine Bursche reckte einen Arm in die Höhe. Sofort wurde es ringsum wieder ruhig. „Lebt in Frieden mit denen, die sich geirrt haben oder die den falschen Weg gegangen sind. Laßt uns alle Freunde sein. Und noch eins." Er zeigte auf Ronald und Dao. „Ihr habt meine Botschaft gehört.
Meine Freunde von der fernen Welt suchen den großen Stein, der vom Himmel fiel. Das war kein Stein, sondern etwas, das fliegen kann und in dem Lebewesen existieren. Ich habe Zuganemm, Ronald und Dao sehr viel zu verdanken.
Und eigentlich ihr alle auch. Helft, eine Spur des Steines zu finden!"
Wieder schlug Inozemm Zustimmung von allen Seiten entgegen. Trommeln klangen wieder auf.
Botschaften wurden zu anderen Stammen geschickt.
Ronald Tekener lud den Stammesältesten in den Gleiter ein. Die anderen Alten und der Medizinmann durften den weiteren Gesprächen von draußen zuhören, aber jetzt führte Inozemm das Wort.
Dao-Lin-H’ay und Jelita blieben draußen. Und naturlich die beiden Jungen. Andere Sonnenanbeter gesellten sich zu ihnen und bestaunten die freundliche Riesin von der fernen Welt. Die ganze Stimmung wandelte sich sehr schnell zugunsten der Besucher.
Als die Kartanin und Jelita für einen Moment allein waren, sagte das kleine Wesen: „Ich habe Zweifel in deinem Gesicht gesehen, als wir versprachen, das andere Raumschiff zu finden. Du brauchst nicht zu zweifeln. Es gibt etwas, das alle Sonnenanbeter verbindet. Unsere Trommelbotschaften umrunden die ganze Welt in nur zwei Tagen. Und sie erreichen auch die kleinen Stamme und die Einsiedler, die weit außerhalb der Pflanzenzone leben. Ich bin mir sicher, daß wir den Stein finden werden."
Dao-Lin-H’ay nickte freundlich, aber sie konnte das nicht so recht glauben.
Ronald Tekener hatte sich inzwischen mit der ARDUSTAAR in Verbindung gesetzt. Dort gab es keine Neuigkeiten. Er gab einen ausfuhrlichen Zwischenbericht ab, aber niemand zeigte dafür besonderes Interesse.
Mit dem Ende des Tages wollte er wieder an Bord sein.
Andererseits traute er den Sonnenanbetern und insbesondere dem Medizinmann und den sieben Alten nicht so ganz. Es wäre sicher leichtsinnig gewesen, Inozemm und seine Familie hier allein zu lassen. Er sprach mit dem kleinen Burschen, aber der war anderer Meinung. „Ich passe schon auf", meinte er. „Morgen oder übermorgen werde ich sowieso zu meiner Hütte am Fluß zurückkehren. Ich muß Vertrauen gewinnen. Und das geht nur, wenn ich auch Vertrauen gebe.
Ich bleibe also hier. Es gibt noch viel mit Tekumsemm zu besprechen."
„Komm mit!"
Mit Inozemm bestieg der Terraner den Gleiter. Dort übergab er ihm ein kleines Funkgerat. „Wenn du einen Finger auf diese Taste legst", erklarte er, „und dann sprichst, so werde ich dich hören, auch wenn wir nicht mehr hier sind. Du kannst dann meine Stimme auch aus diesem Gerat hören. Ruf mich, wenn etwas Ungewöhnliches passiert oder wenn du Hilfe brauchst. Dao und ich werden dann sofort kommen. Paß gut auf dieses kleine Gerät auf. Und achte auf den Medizinmann und die Alten!"
„Wann kommst du wieder?" Der Sonnenanbeter verstaute das Funkgerät in dem Beutel, den er an der Hüfte trug. „Morgen oder übermorgen. Wir bringen dich dann zu deiner Hütte zurück. Vielleicht werden dich dann schon einige von Tekumsemms Volk
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