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1542 - Die Würgehand

1542 - Die Würgehand

Titel: 1542 - Die Würgehand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es versuchen, mich zu erschießen.«
    Er breitete die Arme aus, spreizte die Würgehände und wartete darauf, dass ich abdrückte.
    Seine Worte hatten mich verunsichert. Ich wusste tatsächlich nicht, wie ich mich verhalten sollte.
    So standen wir uns weiterhin gegenüber, und jeder wartete darauf, dass der andere den ersten Schritt tat.
    Vom Dach des Rover her meldete sich Suko. »Ich würde es an deiner Stelle versuchen, John!«
    »Und was machst du?«
    »Das wirst du erleben!«
    Er wartete nicht ab, bis ich etwas unternahm. Hinter mir hörte ich leicht dröhnende Laute, als er sich auf den Weg machte, um mich zu unterstützen. Alles lief so schnell ab, dass ich keine Gelegenheit mehr bekam, abzudrücken.
    Ich sah, wie mein Freund von der Kühlerhaube sprang und in die Nebelmasse hineinlief.
    Dass er dabei nicht völlig naiv reagierte, das sah ich, als er die Peitsche nach vorn schwang.
    Er schlug zu!
    Die drei Riemen breiteten sich aus und jagten in die dicke Nebelwand hinein. Es war nichts zu hören. Es gab keinen Widerstand, aber ich sah etwas, das Hoffnung in mir aufkeimen ließ.
    Genau dort, wo die Riemen getroffen hatten, glühte der Nebel plötzlich auf. Da rissen die Riemen Lücken, und es zeichneten sich tatsächlich drei Streifen ab.
    Das passte der anderen Seite offensichtlich nicht. Das gesamte Gebilde geriet in Bewegung. Ich sah, dass die Hand zuckte, doch die riesige Klaue schlug nicht nach unten, sondern in die Höhe. Für mich sah das nach Flucht aus.
    Ich hatte mich nicht geirrt. Die Klaue verschwand vor unseren Augen, und auch Chikaze wurde in die Höhe gerissen.
    Als Suko noch mal zuschlagen wollte, gab es für ihn kein Ziel mehr, denn die Nebelmasse war samt Inhalt verschwunden.
    Wir standen vor dem Wagen und hatten freie Sicht.
    In den folgenden Sekunden passierte nichts.
    Suko und ich schauten uns nur an. Wir kamen uns vor wie zwei Kinder, denen man die Geschenke weggenommen hatte.
    »Träume ich, John?«
    »Nein, der Nebel ist verschwunden.«
    »Wegen meiner Peitsche?«
    »Das nehme ich an. Du kannst dir gratulieren. Sie ist wohl die einzige Waffe, die uns weiterhelfen kann.«
    Suko verzog das Gesicht. »Wenn ich ehrlich bin, passt mir das nicht so ganz. Ich hätte es lieber anders gehabt. Selbst die Klaue hat sich zurückgezogen.«
    »Dann ist deine Peitsche eben stärker.«
    Suko verengte die Augen. »Ja, John, und genau das weiß die andere Seite jetzt.«
    »Und was folgerst du daraus?«
    »Dass man uns möglicherweise vorerst in Ruhe lässt und sich erst um die anderen Dinge kümmert. Wir sollten nur so am Rande mit ausgelöscht werden, tatsächlich aber werden Chikaze und seine Mörderhand sich von der eigentlichen Rachetour nicht abbringen lassen.«
    »Und was bedeutet das?«
    Suko winkte ab.
    »Frag nicht, du weißt es selbst. Der Staatsanwalt lebt nicht mehr. Jetzt ist bestimmt der Richter an der Reihe. Das mit uns beiden war nur ein Zwischenspiel, und die andere Seite weiß jetzt, dass sie es mit uns nicht so leicht hat.«
    »Dann müssen wir an den Richter ran.«
    »An wen sonst?«
    Wir schauten uns noch mal in der Gegend um, ohne allerdings etwas zu entdecken, das uns hätte weiterbringen können.
    So blieb uns nur das übrig, was wir uns vorgenommen hatte. Der Richter war die einzige Spur, der wir nachlaufen konnten.
    »Weißt du eigentlich, wie er heißt?«, fragte Suko.
    »Hat Sir James den Namen nicht erwähnt?«
    Er hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Auch so etwas passierte mal. Um meine Frage beantwortet zu bekommen, wollte ich Sir James anrufen.
    Erneut blieb es nur beim Vorsatz, denn mein Handy meldete sich, und es war Sir James, wie ich an der Nummer im Display ablas.
    »Sir?«
    »Haben Sie etwas erreicht, John?«
    »Einen winzigen Teilerfolg.«
    »Bitte, ich höre.«
    Sir James erfuhr von mir, was uns widerfahren war. Seine Antwort gefiel mir gar nicht. Zuerst hörte ich ein Stöhnen, dann sagte er mit einer recht leisen Stimme: »Jetzt wissen Sie wenigstes, wie Sie mit der Hand fertig werden können.«
    »Das ist aber leider auch alles.«
    »Auf der anderen Seite haben wir nur Pech«, sagte Sir James.
    Das klang nicht gut. »Wie kommen Sie darauf, Sir?«
    »Das will ich Ihnen sagen, John. Ich habe versucht, Richter Phil Norton zu erreichen.«
    »Und?«
    »Ich konnte nur mit seiner Frau sprechen. Er selbst ist mit seinem Bowling Club unterwegs. Die Herren machen einen Ausflug nach Windsor Castle.«
    »Was? Ausgerechnet heute?«
    »Ja, sie sitzen gemeinsam in einem Bus.

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