1542 - Die Würgehand
an.
Chikazes dunkle und leicht schräg stehende Augen fingen an zu glitzern.
Sein Mund war noch geschlossen. Die Lippen sahen dünn aus. Sie schnitten wie ein Messer in seine Haut hinein.
»Ich bin da!«, sagte Norton mit fester Stimme.
Chikaze grinste jetzt breit. »Das sehe ich. Und ich hoffe, du weißt, was dir bevorsteht. Du hast mich für den Rest meines Lebens einschließen wollen, aber da hast du dich geirrt. Du hast nicht gewusst…«
»Sie sind ein mehrfacher Mörder. Sie haben großes Leid und Elend über Menschen gebracht. Deshalb haben Sie auch nichts anderes verdient. Das sollte Ihnen klar sein.«
»Ja, nach deinem Recht, nur nicht nach meinem. Ich bin kein normaler Mensch, auch wenn ich so aussehe. Aber ich habe etwas aus meiner Vergangenheit mitgebracht, was euch Menschen hier verloren gegangen ist. Ich sehe nicht nur die Oberfläche. Ich kenne auch das, was hinter ihr liegt und tief darunter, verstehst du, Herr Richter?«
»Was hat das mit Ihren Taten zu tun?«
»Das will ich dir sagen, du Ignorant. Ich bin jemand, der einen besonderen Schutzengel hat. Die Klaue steht auf meiner Seite. Sie gehört dem, dem ich in meinem Leben immer gedient habe. Es ist ein mächtiger Dämon, der in den Welten der Finsternis lebt und von dort aus auf die Menschen schaut. Vor Jahrhunderten schon haben ihn die Medizinmänner in meiner wahren Heimat beschworen, und ich habe mir ihr Wissen angeeignet. Ja, ich habe die Menschen getötet. Ich musste es tun, um selbst überleben zu können. Sie wollten nicht so, wie ich wollte. Sie haben sich immer gegen mich gestellt, wenn ich sie um etwas bat, und deshalb mussten sie sterben. Ob es nun Geld war oder die Frau eines anderen Mannes, ich wollte es haben, und ich habe es bekommen. Dabei wusste ich, dass ich einen großen Beschützer habe, der immer da ist, wenn ich ihn brauche. So wie jetzt. Man nennt ihn die Große Hand, aber ich kenne auch seinen richtigen Namen. Wanita, der Geist, der beschützt.«
»Sogar Mörder…«
»Das ist ihm egal. Wer mit ihm Kontakt aufnimmt, für den ist er da. Und er wird mich immer beschützen. So kann ich den Weg meiner Rache gehen. Dieser Flagstone war der Erste, du wirst der Zweite sein, und danach nehme ich mir all die anderen vor, die gegen mich waren. Sie werden zittern, wenn sich die Morde an euch erst mal herumgesprochen haben, und mich wird niemand mehr zu fassen bekommen, denn ich habe hinter mir einen wahren Beschützer. Er wird den Bus zerquetschen. Er wird die Menschen dort jagen, wenn sie fliehen. Er wird sie durch seine Kraft in den Boden stampfen und das große Grauen hinterlassen. Aber mit dir, Richter Norton, mache ich den Anfang. All deine Freunde werden zuschauen, wie ich dir langsam die Kehle zusammendrücke und dir so das Leben nehme, und das im Schutz meines Freundes, der Würgehand.«
»Sie sind wahnsinnig, Chikaze.« Norton hatte das einfach sagen müssen, um sich Luft zu verschaffen. Er wäre sonst durchgedreht.
Das störte Chikaze nicht. Er lächelte nur. Sein Blick zeigte weiterhin eine Eiseskälte, die keine Gnade kannte.
Seine Arme hatte er etwas vom Körper abgespreizt. Jetzt bewegte er seine Killerhände, um die Finger geschmeidig zu machen. Sein Mund stand etwas offen, und das leise Lachen, das tief in seiner Kehle geboren wurde, hörte sich an wie ein Grunzen.
»Bereite dich auf deine letzte Minute vor!«, flüsterte er und ging auf den Richter zu.
Norton wich zurück. Nicht weit genug. Eine Hand krallte sich in seine Schulter und zog ihn zu sich heran.
Der Richter stolperte gegen Chikaze, der darauf nur gewartet hatte.
Seine Hand hatte er längst von der Schulter gelöst, denn er brauchte beide, um damit den Hals des Richters zu umschlingen.
Und das tat er.
Zwei Würgehände ließen dem Richter nicht die Spur einer Chance.
Gnadenlos drückten sie zu, und die Menschen, die im Bus saßen und zuschauten, erlebten mit ihren eigenen Augen den Beginn eines schrecklichen und tödlichen Dramas…
***
Wir waren nicht geflogen, aber fast. Es war wirklich gut gewesen, dass ich zuvor mit dem Richter persönlich gesprochen hatte, so konnte ich Suko sagen, wie er fahren musste.
Da war er in seinem Element, auch als wir den Motorway verlassen hatten. Er hatte mehrmals riskant überholt. Er hatte die Kurven geschnitten, und ich hatte so manches Mal die Augen geschlossen. Aber es war alles gut gegangen, auch wenn die Reifen des Rovers schon ein wenig an Profil verloren hatten.
Und dann hatten wir es
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