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1543 - Der Held von Sigris

Titel: 1543 - Der Held von Sigris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bedeutete. Jetzt wußte sie es. Das unsichtbare Band, das zwischen ihr und Willom existierte, war gerissen. Und damit fehlte ihr ein wichtiger Bestandteil ihrer Entwicklung.
    Sie war sich längst darüber im klaren, daß sie sich immer mehr von ihrem Menschendasein entfernte. Ihre Entwicklung lief eindeutig in Richtung eines Nakken, und die Begegnung auf dem Wanderer einer Pararealität hatte ihr endgültig die Augen geöffnet. Sie war sich selbst begegnet, und sie war ein Nakk gewesen.
    Der Nakk Idinyphe.
    Dieser Nakk hatte jenes Ziel bereits erreicht gehabt, von dem sie sich noch so weit entfernt befand. Und jetzt, da Willom tot war, da war es, als habe jemand ihr den Boden unter den Füßen weggezogen.
    Zuerst hatte sie nur geschrien und geweint. Dann hatte Lethargie sie befallen. Sie war unfähig gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen. Später, nach ein paar Stunden, war diese unbändige Wut in ihr aufgestiegen. Sie hatte die Tür ihrer Unterkunft aus der Verankerung gerissen. Idinyphe mußte hinaus, irgendwohin. Nur weg aus diesem engen Gefängnis, dieser Zuflucht ihrer Schergen. Im hintersten Winkel ihres Bewußtseins keimte auch schon die Idee, wie sie sich draußen verhalten würde. Es lag ihr fern, sich dem Ordnungsdienst zu stellen und sich tagelangen, peinlich genauen Verhören zu unterziehen. Sie mußte etwas anderes tun, und sie mußte vor allem weg von diesem Planeten, der sie in ihrer Entwicklung weitaus mehr behinderte als Akkartil. Dort hatte sie den Paranakk zur Verfügung gehabt.
    Ein leises Schaben wies sie darauf hin, daß die Verfolger sich ihrem Versteck näherten. Aus einer der Taschen des SERUNS zog sie eine winzige Marke, ein Gerät siganesischer Bauart, das nicht nur zur Kommunikation diente, sondern auch alle Körperfunktionen eines Menschen speichern und imitieren konnte. Sie schaltete es ein und entfernte sich dann geräuschlos von ihrer Position. Anschließend wählte sie eine der Öffnungen in der Kugel, die nach oben führten, jedoch im Dunkeln lagen.
    Sie gelangte auf eine Art Plattform, deren Stabilität gerade ausreichte, um ihr Gewicht zu tragen.
    Ohne Hilfe ihres Anzugs arbeitete sie sich die schwankende Schräge empor bis zu einer dicken Metallplatte, die den Raum abschottete. Das Schloß erwies sich als einfache Konstruktion und stellte für den SERUN kein Problem dar. Es dauerte Sekunden, dann glitt das Schott zur Seite und gab ihr den Weg in einen schmalen Korridor frei.
    Gleichzeitig meldete der SERUN, daß sie den Bereich des niederfrequenten Schirms und damit des Ortungsschutzes verließ. Der Anzug empfing alle Impulse von draußen und informierte sie darüber, daß draußen eine großangelegte Suchaktion nach den Truillauern lief.
    Idinyphe eilte nach rechts, wo sie einen Lichtfleck entdeckte. Sie fand eine durchsichtige Wand, hinter der das Tageslicht schimmerte. Weit von einem Ausgang konnte sie nicht entfernt sein. Sie spürte ihn wenig später auf.
    Er mündete unter einem Vordach, das etliche Reihen alter Metallfässer und Container überdeckte. Besser konnte sie es gar nicht finden, und sie arbeitete sich zwischen den Behältern hindurch und warf einen Blick über den Platz, der sich anschloß. Meterhoch wucherte das Unkraut, und die letzten Gebäude der Stadt befanden sich gut zweihundert Meter entfernt. Weit im Süden zogen Gleiter ihre Bahn und markierten den Bereich des Raumhafens, auf dem das Muschelschiff lag.
    Vorsichtig und jede Deckung ausnutzend machte sie sich auf den Weg. Drei bis vier Kilometer entfernt ragte der Dschungel des Kontinents Oreya empor, und ihn wollte sie als Ausgangspunkt für ihr Unternehmen benutzen. „Idinyphe!"
    Aus dem Nichts tauchten die fladenförmigen Körper mehrerer Truillauer um sie herum auf. „Idinyphe, kehre zurück. Trau-Ke-Vot wird dir alles erklären!"
    „Dazu ist es zu spät. Wenn er der Mörder ist, dann wird er der gerechten Strafe nicht entgehen!
    Laßt mich durch!"
    Sie verweigerten es ihr, wie sie es erwartet hatte. „Dann müßt ihr die Folgen tragen.
    Hier wird es bald von Polizisten nur so wimmeln!"
    Sie schaltete das Gravo-Pak ein und raste in den Himmel über Sigris empor. Augenblicklich trafen Taststrahlen ihren Anzug und wurden zu einem winzigen Teil reflektiert. Sie blickte nach unten. Die Truillauer verschwanden spurlos im hohen Gras, offensichtlich gab es dort einen Eingang in die unterirdischen Anlagen.
    Es wird euch nichts nützen, dachte sie. Man wird euch ausräuchern.
    Es war ihr egal. Die

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