1544 - Der Monster-Killer
wirklich nicht ein?«
»Nein, ich bleibe mit den anderen zurück.«
»Gut, dann gehe ich jetzt.« Falin setzte sich in Bewegung.
Suko und Karina musste ich nichts sagen. Sie hatten dicht hinter mir gestanden und alles gehört.
»Gute Idee«, flüsterte Karina mir zu. »So bekommen wir bestimmt mehr über den Tod des Jungen heraus und auch über das Motiv. Die Frau muss völlig verzweifelt sein.«
Es war ihr anzusehen, denn Ludmilla hatte sich mittlerweile auf einen Stuhl gesetzt. Sie hielt den Kopf gesenkt, weinte leise und hob den Kopf wieder an, als sie die Schritte des Popen hörte.
»Ludmilla, bitte…«
»Alex ist tot, mein Sohn lebt nicht mehr.«
Der Pope erwiderte nichts. Er setzte sich auf den Stuhl neben Ludmilla und legte einen Arm um sie. Die tröstende Geste tat ihr gut.
Fast zwei Minuten lang blieben die beiden so sitzen, bis Falin das Wort ergriff. Er sprach Russisch und so leise, dass auch die horchende Karina Grischin nichts verstand.
Suko flüsterte: »Hoffentlich steht er auf unserer Seite und treibt kein falsches Spiel.«
»Das glaube ich nicht«, gab Karina ebenso leise zurück. »Dann müsste mich meine Menschenkenntnis schon sehr täuschen. Ich glaube eher, dass Falin sich starke Vorwürfe macht, weil er den falschen Weg gegangen ist. Für eine Umkehr ist es jetzt zu spät. Er kann nur noch Schadenbegrenzung betreiben, und daran glaube ich fest.«
»Wir wollen es hoffen.«
»Bestimmt, John.«
Falin und Ludmilla blieben weiterhin zusammen. Mal sprach er, dann redete sie. Aber beide sprachen sehr leise, wobei die Worte immer wieder durch das Schluchzen der Frau unterbrochen wurden.
Falin versuchte es mit einem Trost. Er strich des Öfteren über ihren Kopf. Es waren rührende Gesten. Ab und zu warf uns der Pope einen schnellen Blick zu, doch es sah nicht so aus, als wünschte er sich uns in seine Nähe.
»Wenn die Frau uns weiterhelfen könnte, wäre viel gewonnen«, sagte ich mit leiser Stimme.
»Das ist schwer zu glauben.«
»Warum nicht?«
Karina hob die Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Alex seine Mutter eingeweiht hat.«
»Jede Mutter spürt, wenn sich ihr Kind verändert!«, hielt ich ihr entgegen.
»Wir werden es gleich erfahren«, sagte Suko und nickte in Richtung der beiden.
Der Pope war dabei, aufzustehen. Er sprach trotzdem mit Ludmilla. Es waren abschließende Worte, die er mit einem mehrmaligen Nicken begleitete.
Wenig später kam er mit müden Schritten auf uns zu und gesellte sich wieder zu uns.
Ich musste nur einen Blick in sein Gesicht werfen, um zu erkennen, dass ihn das Gespräch mit der Frau stark mitgenommen hatte. Es dauerte eine Weile, bis er sich gefangen hatte und zunächst davon sprach, dass die Welt schlecht war.
»Wie schlecht ist sie denn?«, wollte Karina wissen.
»Der Teufel versucht es immer wieder.«
»Meinen Sie Igor Rankin?«
»Nein, nicht nur ihn. Das heißt, ich zähle ihn auch dazu. Aber hier geht es um Alex, um sein Vorleben, und davon habe ich bis vorhin nichts gewusst. Es war schlimm.«
»Warum?«
Er stieß die Luft aus und schüttelte den Kopf. Das Gehörte hatte den Mann wirklich mitgenommen. Er redete mit leiser Stimme, und wir erfuhren etwas über Schwarze Messen.
Da bekamen Suko und ich schon große Ohren.
»Können Sie das genauer erklären?«, fragte ich.
Der Pope wand sich. »Es ist so schrecklich. Ludmilla wusste nicht unbedingt viel. Sie hatte nichts damit zu tun, wenn Sie verstehen. Aber sie war davon überzeugt, dass Alex vom Teufel besessen war. Er hat sich ihm verschrieben, und das hat auch Igor Rankin gewusst.«
»Woher?«
Falin zuckte mit den Schultern, aber ich konnte mir denken, dass er es gewesen war, der Rankin ins Spiel gebracht hatte.
»Man hat ihm Bescheid gesagt«, murmelte er. »Alex hatte sich so schrecklich verändert. Er ist zu einer anderen Person geworden. Es war schlimm, das kann ich Ihnen sagen. Die Leute wussten nicht mehr, wie sie mit ihm fertig werden sollten. Sie haben ihn dann an ein Bett gefesselt und mit erlebt, wie er durchdrehte. Er schrie sie an. Er liebte die Hölle und den Teufel. Er war einfach grauenhaft und völlig anders als sonst.«
»Und dann haben sie Rankin geholt.«
»Zuerst haben sie mich geholt, aber ich hatte keine Ahnung, was ich gegen seine Besessenheit tun sollte.«
»Dann sind Sie auf die Idee gekommen, Rankin zu ihm zu schicken.«
»Ja.«
»Sollte der junge Mann von vornherein getötet werden?«
»Um Gottes willen, nein! Aber ich
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