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1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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fallen. Tiefer, tiefer, bis der absolute Nullpunkt erreicht war, bis es sich den Bedingungen des Weltraums angepaßt hatte.
    Dann würde der Klon wie ein Schwarzes Loch in sich zusammenstürzen. Er würde sie verschlingen, die CASSADEGA, vielleicht sogar den Bewahrer.
    Aber nein; sie wurde hysterisch. „Voltago!" stieß sie hervor. „Was tust du?"
    Der Klon zuckte heftig zusammen. Das war die erste Regung, die sie je bei ihm gesehen hatte. Ihr Gesicht verschwand, der Rauhreif platzte von seiner Haut und verdunstete, bevor er noch zu Boden fallen konnte. „Ich habe nachgedacht. Geträumt. Das ist alles."
    Sie bemühte sich mit aller Macht, das Zittern in ihren Fingern zu unterdrücken. Voltago war ihr unheimlich.
    Der Klon trug ein riesengroßes Geheimnis mit sich herum, das wurde ihr mehr denn je bewußt.
    Die Geschichte mit dem Leibdiener hätte man einer naiven Frau erzählen können. Nicht jedoch ihr, die mit den Jahren zu viel erlebt hatte.
    Aber was konnte sie tun?
    Gute Miene zum bösen Spiel machen, entschied sie hilflos. Die Frau wandte sich ab, ließ den Klon stehen und ging ins Bett zurück.
    Auf der Liste der Geheimnisse, die Gesil aufzuklären gewillt war, stand als Nummer eins der Bewahrer von Truillau. Und soeben hatte sie Voltago auf Platz zwei gesetzt.
     
    *
     
    Zwei Tage später fand sie in ihrem Bett die Waffe. Voltago hatte mit Sicherheit nichts bemerkt.
    Außerdem glaubte sie nicht, daß ihre Räume durchsucht wurden. Dafür existierte kein Grund.
    Die Waffe unterschied sich kaum von den Fabrikaten, die sie aus der Milchstraße kannte. Ein kurzer, gedrungener Lauf, ein etwas fremdartiger Griff, der ihr jedoch gut in der Hand lag, und der Abzug. Gesil verzichtete auf einen Probeschuß. Sie verließ sich darauf, daß ihr Helfer alles wie abgemacht geregelt hatte.
    Jetzt hieß es wieder einmal warten. Inzwischen schrieb man in der Galaxis ein Datum um Mitte Oktober 1171.
    Nicht, daß darin für sie eine besondere Bedeutung gelegen hätte, aber Gesil wollte nicht den inneren Kontakt zu ihrer Heimat verlieren.
    Diesmal kam der Bewahrer, während sie gerade unter der Dusche stand.
    Das normale Zimmerlicht veränderte plötzlich seine Helligkeit. Wie eine Flut brach goldenes Leuchten von überall her in ihre Unterkunft. Von den Gängen und Räumen ringsum war nichts mehr zu sehen.
    Sie zuckte wie elektrisiert zusammen. Einige Tage hatte sie gelauert, nun war die Gelegenheit da.
    Mit einer Hand schaltete sie das Wasser ab, mit der anderen griff sie ein trockenes Tuch. Sie hatte keine Zeit, sich erst von Luftströmen trocknen zu lassen.
    Rasch strich sie über Haare, Gesicht und Oberkörper.
    Unter dem Kopfkissen lag ihre Waffe.
    Du bist nicht genug, Gesil.
    Den Gedankengang konnte sie förmlich spüren - und doch immer wieder die Suche nach Vertrautheit und Nähe, die sondierende Beobachtung, manchmal auch die unmotivierte Panik der ersten Begegnungen. Endlich legte sich ihre innere Erregung. Wenn der Bewahrer Telepath war, hatte sie schon verloren.
    Verfügte er aber lediglich über empathische Fähigkeiten, konnte er ihren Plan nicht durchschaut haben.
    Wo hielt sich der Bewahrer auf? Weiter links, ein paar Meter von der Ecke. Natürlich sah sie nichts von ihm trotz der gläsernen Wände.
    Draußen stand reglos Voltago. Seine tiefschwarze Haut setzte sich gegen das goldene Leuchten mühelos durch.
    Von ihm kamen die Impulse gewiß nicht. Dessen war sie sicher.
    Gesil setzte sich scheinbar unbefangen aufs Bett.
    Wirst du dich mir heute zeigen, Bewahrer? dachte sie konzentriert. Sie formulierte Gefühle von Sehnsucht, von Frustration und Ungeduld.
    Und gleichzeitig tastete sie mit der Hand nach der Waffe. Sie konnte den Bewahrer nicht sehen, vielleicht er aber sie. Dennoch wurde die Frau immer sicherer. Sie machte in etwa die Richtung aus, in der er stand.
    Da vorn.
    Kurz entschlossen riß sie die Waffe hoch. Gezielt löste sie den ersten Schuß aus. „Jetzt habe ich dich!"
    Die gläserne Wand zerfiel wie Plastikpulver, ohne jeden Zusammenhalt, löste sich in Staub und kleine Brocken auf. Dahinter jedoch war gar nichts. Kein Bewahrer, nicht einmal die Spur einer Gestalt.
    Die nächste Wand. Gesil steigerte sich in wahre Raserei. Sie schoß ohne Unterlaß und zerlegte systematisch eine Barriere nach der anderen, ohne daß etwas geschehen wäre. Voltago stand nach wie vor reglos. Die Ausstrahlung des Bewahrers schwankte zwischen Gleichgültigkeit und Interesse. „Wo bist du?" schrie sie. „He!

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