1546 - Voltago der Diener
Feld zu.
Doch Ket-A-Kito stoppte sie mit einem entsetzten Zuruf. „Halt! Wartet!"
Unruhe breitete sich unter den Topar aus. Gesils Blick fiel auf das Schaltpult, an dem zwei rote Lampen hektisch flackerten. „Was ist los?" fragte sie. „Ich weiß es nicht." Die Stimme des Fladenwesens quäkte vor Anspannung. „Wir haben Kontakt mit der SHARN-Y-YAAK. Aber die Verbindung wird gestört. Keiner darf das Feld betreten."
Mit einemmal wußte Gesil genau, was das bedeutete. Ein zischendes, Geräusch drang ihr durch Mark und Bein, und ein Teil ihres Geistes nahm etwas auf, das sehr nahe und vertraut war.
Voltago!
Ein Wesen wie er war durch Fesselfelder nicht zu besiegen. Vielleicht war er sogar überhaupt unbesiegbar - wenn es im Kosmos so etwas gab.
Sekunden später brachen aus der Decke Trümmer. Die Topar wichen schreiend beiseite. Und was jetzt kam, wußte sie, denn sie hatte es schon auf Qylinam erlebt. Wie ein schwarzer Irrwisch fiel der Klon über die Topar her.
Keiner hatte eine Chance.
Binnen zehn Sekunden lagen drei der Fladenwesen reglos am Boden, zwei weitere starben in den folgenden Momenten. Dann erst begannen Ket-A-Kito und die anderen, sich zur Wehr zu setzen.
Strahlschüsse geisterten durch das unterste Stockwerk des Genetischen Fischers. Aus den Behältern tropfte verkohlter Brutschlamm, weißliche Flüssigkeit spritzte.
Gesil wurde abermals von einem Schuß getroffen.
Und auch diesmal überlebte sie wie - wie durch ein Wunder. Durch ein höchst verdächtiges Wunder allerdings; dennoch brachte sie sich hinter Trümmern in Sicherheit. Sie hatte nicht die Absicht, das Schicksal mehr als nötig herauszufordern.
Voltago gab keinen Laut von sich.
Die Truillauer dagegen schrien in heller Panik. Zwei Topar hatten sich hinter einem Schlammcontainer verschanzt, doch der Klon stieg auf seinen Wadenblöcken in die Höhe und nahm sie von dort unter Feuer. Ihre Schutzschirme platzten wie Seifenblasen.
Als letzter blieb Ket-A-Kito übrig.
Ein Tentakel hielt zitternd die Waffe. Sein letzter Schuß zerstörte die Schalttafel des Transmitters. Damit war es unmöglich geworden, anhand der Koordinaten die Position der SHARN-Y-YAAK zu bestimmen.
Voltago landete zwischen Leichen auf schwelendem Metall.
Mit ausdruckslosem Gesicht stellte sich der Klon vor den zitternden Topar hin, und seine Augen strichen forschend über den genormten Leib des Truillauers. Als könne er nicht fassen, daß ein Produkt des Bewahrers versagt hatte. Daß aus einem linientreuen Vasall ein Rebell geworden war ... „Laß ihn leben!" rief Gesil beschwörend. „Er hat verloren, das siehst du doch."
Ein nachdenklicher Zug erschien im Gesicht des Klons. Dann jedoch schoß aus seinen Wadenblöcken ein fahler Strahl. Die Energie versiegte erst, als von Ket-A-Kito nichts mehr übrig war. „Komm", sagte er. „Der Zeitplan darf nicht durcheinandergeraten. Der Bewahrer erwartet uns."
*
Voltago steuerte den Gleiter über seine Wadenblöcke.
Sie flogen mit hoher Geschwindigkeit über die türkisfarbene See. Inzwischen war die Sonne ganz aufgegangen, sie überstrahlte sogar das Licht der Supernova. Unter ihnen blieb die Station der Genetischen Fischer zurück; inzwischen neigten sich die Masten mit sichtbarer Schlagseite. Wahrscheinlich ein Leck im Rumpf, was nach dem Feuergefecht kein Wunder war. „Ich hätte gern Erklärungen", sagte Gesil eisig.
Voltago warf ihr einen verständnislosen Blick zu. Zunächst hatte sie das Gefühl, als könne sie darauf lange warten. Dann aber gab sich der Klon einen Ruck. „Wir haben dich als Köder benutzt", gestand er ein. „Der Bewahrer erkannte die Chance, einen störenden Unruheherd auszumerzen. Nicht auszudenken, geschähe ein Zwischenfall im entscheidenden Moment. Ich war mit der Durchführung beauftragt. Jeder Kontakt mit den Topar wurde beobachtet und ausgewertet."
„Ihr wußtet also alles", sagte sie. „Ja. Nur den Zeitpunkt der Entführung kannten wir nicht. Aber du warst nicht in Gefahr, Gesil.
Ich habe veranlaßt, daß dir ein Schutzfeld angelegt wird."
Ein Schutzfeld. Ihr rettender Engel, schon auf der CASSADEGA! Gesil hatte ja gewußt, daß hinter ihrer seltsamen Unverwundbarkeit mehr steckte als Glück. Kein Mensch überlebte Strahltreffer wie die, die sie erhalten hatte. Auch das ging also auf das Konto des Klons. „Ich will dieses Feld nicht mehr. Entferne es."
Voltago fixierte sie mit seinen ausdruckslosen Augen. In der Sekunde darauf erglomm ein Dutzend feiner
Weitere Kostenlose Bücher