1546 - Voltago der Diener
das. Zuerst die Rettungsaktion auf Qylinam, dann die sonderbaren Verwandlungen seines Gesichts, verbunden mit Eiseskälte.
War da Unruhe in seinem Verhalten?
Nein ... Der Klon stand abwartend an der Tür zum Antigravschacht. Vielleicht gab er nur acht, daß sie keinen weiteren Unfug anstellte. Gesil lächelte ironisch.
Sobald der Bewahrer wieder in ihre Nähe kam, würde sie keinen Blick von Voltago lassen. Sie spürte, daß das Wesen mit der tiefschwarzen Haut zum Schlüssel werden konnte. Ebenso, wie ihre Identität von ihm kopiert wurde, wurde es auch die des Bewahrers. Mit anderen Worten: Zwischen ihr und dem ominösen Herrscher von Truillau gab es eine Gemeinsamkeit. Nur welche?
Wieder diese sonderbare Unruhe in seinem Verhalten, die Gesil mehr spürte als sah.
Jetzt hatte sie keinen Zweifel mehr.
Ein Zittern lief durch seine Glieder. Die Muskeln spannten und entspannten sich in kurzem Rhythmus. Plötzlich stand der Mund ein bißchen offen, und das Gesicht kehrte sich erwartungsvoll in Richtung Pyramidenspitze.
Diesmal jedoch war der Bewahrer nicht anwesend.
Gesil begriff mit einemmal. Sie sprang auf und wollte sich am Klon vorbei zum Antigravschacht schieben.
Aber Voltago versperrte die Tür. Sie faßte mit beiden Händen seine Arme, versuchte, ihn beiseite zu stoßen; ohne Erfolg. Maschinenhafte Vibrationen schüttelten das Wesen. Eine fast epileptische Spannung hatte sich seiner bemächtigt. „Laß mich durch, verdammt!"
Sie begriff, daß er die Tür im Augenblick nicht mit Absicht versperrte. Also machte sich die Frau schmal, kletterte regelrecht über seine Beine und sprang in den Schacht.
Hier konnte sie nach draußen sehen. Mit beiden Händen umklammerte sie einen Haltegriff, so daß sie nicht vom Sog nach unten gezogen wurde.
Und tatsächlich: Über der Diskusinsel des Bewahrers schwebte ein riesiges Objekt. Es verdunkelte den halben Himmel, stand also ziemlich niedrig. Ein Muschelschiff - das ergänzende Element war angekommen.
Gesil hätte ein Jahr ihres Lebens gegeben, hätte sie jetzt in Voltagos Gedanken lesen können.
Oben schleuste das Muschelschiff einen Schwarm winziger Planetenfähren aus. Dann nahm das riesige Gebilde Fahrt auf und verschwand im blauen Taghimmel von Meliserad. Gleichzeitig fächerte die Formation der Fähren auseinander, und nur eine einzige näherte sich am Ende der Insel des Bewahrers. „Voltago!" rief sie. „Jetzt kannst du es mir sagen! Wer oder was kommt da an?"
Gesil drehte sich um - und erschrak heftig. Der Klon mit der tiefschwarzen Haut schwebte nur wenige Zentimeter direkt hinter ihr. Einen Augenblick lang war sie sicher, daß er sie töten würde. Doch Voltago nahm sie nur sanft beim Arm und schob sie in die Unterkunft zurück.
Er hatte eiskalte Hände. „Du bleibst hier", sagte er. „Ich bin gleich zurück."
„He!"
Der Klon ließ sich im Schacht abwärts treiben. Gesil wollte hinter ihm herspringen, aber von einer Sekunde zur anderen versperrte ein unsichtbarer Prallschirm ihr den Weg. Sie stieß heftig dagegen. Ihre Stirn und die Handgelenke schmerzten.
Jetzt war sie also wirklich eingeschlossen.
Wütend ballte sie die Hände. Gesil haßte ihre eigene Machtlosigkeit aus tiefstem Herzen. Sie riß ein paar Tücher von den Wänden, allein um sich abzureagieren. Allzuviel Zorn schadete nur. Ein kühler Kopf war nötig.
Mit bebenden Lippen hockte die Frau in einem Sessel und versuchte, sich selbst Ruhe aufzuzwingen. Als sie soweit war, fühlte sie die Nähe einer Person. Denn um eine Person handelte es sich: Sie hegte mit einemmal keinerlei Zweifel mehr. Das ergänzende Element war ein denkendes Wesen! Jemand, zu dem sie eine vielfach gebrochene Verwandtschaft fühlte.
Aber die Verwandtschaft war da.
Gesil spürte den sich verkürzenden immateriellen Faden.
Vor der Tür erschien ein schwarzer Schatten - Voltago, der Klon. Und mit ihm kam die zweite Gestalt.
Die Frau wollte aufspringen, schreien, doch eine umfassende Lähmung machte jede Bewegung und jeden Laut unmöglich. „Nun ist es soweit", sprach Voltago. Seine Züge zerflossen. Im Verlauf weniger Sekunden bildete das Gesicht mehrere Persönlichkeiten ab. Dann jedoch gefror der Ausdruck, während nur die Lippen sich dem beginnenden Frost entgegenstemmten. „Nun seid ihr zwei", stieß er hervor. „Nun seid ihr genug! Habe ich zuviel versprochen? Lob sei dem Bewahrer!"
Die andere Gestalt löste sich von der Seite des Klons, und das Gesicht zeigte dieselben Merkmale ungläubiger
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