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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste sie nicht hinsehen, um Bescheid zu wissen.
    »Der - der - Sand.«
    »Ja. Es ist Wind aufgekommen.«
    »Wind?« Sie schluckte. »Kommt ein Sturm?«
    »Ich hoffe es nicht.«
    Danach schwiegen wir beide. Wir beobachteten die Natur, die nicht mehr diese Starre zeigte wie zuvor, denn die gesamte Dünenlandschaft befand sich plötzlich in Bewegung.
    Es sah alles anders aus. Der Sand fing an zu fließen wie Wasser, und die gesamte Umgebung sah aus, als wären die Hügel angefangen zu wandern. Sie senkten sich, sie bauten sich erneut auf, und über ihren Kuppen lag so etwas wie eine nie abreißende Staubfahne.
    In unserer unmittelbaren Nähe hörten wir ebenfalls etwas. Ein leises Kratzen, das entstand, als die unzähligen kleinen Körner über unsere Schuhe schmirgelten.
    Kathy fasste nach meinem Arm. »Das ist kein leichtes Lüftchen mehr. Das wird ein Sturm, glaube ich.«
    »Ja, davon müssen wir jetzt ausgehen.«
    »Und weiter?«
    »Es gibt hier keinerlei Schutz für uns.«
    Sie dachte einen Schritt weiter und flüsterte: »Dann könnte uns der Sand begraben.«
    »Ich will es nicht hoffen.«
    Jemand schrie, als plötzlich eine Bö heranwehte. Es war kein Tier, das diesen Schrei abgegeben hatte, der Wind selbst hatte diesen Laut produziert und dabei die erste Wand aus Sand in die Höhe gerissen, die auf uns den Eindruck einer riesigen Staubfahne machte.
    Sie trieb über den Boden hinweg, drehte sich leicht, und ich sah, dass wir sie unterschätzt hatten, denn plötzlich war sie da.
    Wir hatten nicht damit gerechnet und schauten ihr zudem entgegen, statt uns umzudrehen.
    Es war, als würden wir Schläge gegen den Körper bekommen.
    Ich sah noch, wie Kathy von mir weg glitt, und genau das wollte ich nicht.
    Mit einem blitzschnellen Griff bekam ich sie zu fassen und zerrte sie an mich. Erst jetzt drehten wir dem wehenden Sand, der jetzt überall in die Höhe geschleudert wurde, den Rücken zu und duckten uns. Dennoch schafften wir es nicht, diesem ersten heftigen Ansturm standzuhalten. Er riss uns einfach um.
    Uns aneinander festhaltend verloren wir den Kontakt zum Boden und wurden umgeworfen. Es war keine harte Erde, auf die wir prallten, sondern weicher Sand, doch auch das war gefährlich. Wie leicht konnten wir einsinken und von den Sandmassen begraben werden.
    Der Sand war überall. Die Körner peitschten gegen unsere Körper, was wir besonders an den Stellen spürten, wo unsere Haut freilag. Wir hielten uns umarmt und brachten unsere Gesichter dicht zusammen, um den unzähligen Körnern so wenig Angriffsfläche zu bieten wie möglich.
    Ob es etwas helfen würde, wussten wir nicht. Die winzigen Körner fanden jede Lücke und drangen überall hin. Beide hielten wir die Augen und die Lippen fest geschlossen.
    Um uns herum tobte eine wütende Hölle.
    Wir hörten Geräusche, die uns bisher unbekannt waren. Ein schrilles Schreien, ein hohl klingendes Pfeifen, als würde jemand auf einer riesigen Knochenflöten blasen. Da war ein Heulen, ein Brausen und Toben zu vernehmen, das unser Gehör malträtierte.
    Wir hatte es nicht mal mehr geschafft, uns Taschentücher vor die Lippen zu pressen. So mussten wir sie fest geschlossen halten.
    Auch die Augen hielten wir geschlossen und versuchten, vorsichtig durch die Nase Luft zu holen, was uns nur unter Mühen gelang, denn die kleinen Körner waren überall.
    Ich spürte, wie Kathy zitterte. Ich konnte nur hoffen, dass die Lage, die wir eingenommen hatten, uns am besten schützte.
    Berichte über Sandstürme schössen mir wie die Teile eines Puzzles durch den Kopf. Dabei dachte ich vor allem an die Dauer dieser Naturereignisse. Es gab Stürme, die über Stunden, wenn nicht sogar Tage tobten, und mir war klar, dass wir es so lange nicht aushalten würden. Da würde der Tod schneller sein.
    Der Sand war unaufhörlich in Bewegung. Er türmte sich zu Wellen auf wie bei einem Orkan auf dem Meer, und wir mussten damit rechnen, dass wir unter den Massen begraben wurden.
    Wie lange Laken wehten die Sandschleier über uns hinweg. Sie zerrten an uns, sie spielten mit unserer Kleidung, und die kleinen Körner drangen durch jede Lücke.
    Sand, Staub und die jaulenden Geräusche umgaben uns. Ich verlor jedes Gefühl für die Zeit, und in mir war nur noch der Wunsch, diese verdammte Sandhölle zu überleben.
    Und das Wunder geschah, als wir beide schon nicht mehr daran glaubten.
    Die schrillen und unheimlichem Geräusche rissen zwar nicht ab, sie veränderten sich und wurden dabei leiser.

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