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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammen. Ein solches Lachen hatte ich noch nie vernommen. Es hörte sich auch irgendwie künstlich an, und ich verspürte in meinem Magen einen wahnsinnigen Druck.
    »Das ist der Anfang vom Ende, John! Du solltest endlich etwas unternehmen!«
    Ich schaute zum Haus hin, ich sah das Fenster und nahm auch die Bewegung dahinter wahr. Für einen winzigen Moment erschien dort schattenhaft ein Gesicht. Es war Joaquim Moreno, der auf die Straße schaute.
    Es war mein Fehler, dass ich zu lange hinsah, denn dass sich der Todesengel bewegte, bemerkte ich leider zu spät.
    Plötzlich stand er nicht mehr auf dem Boden. Er schwebte darüber, aber er blieb nicht dort.
    Er schoss förmlich nach vorn.
    Mich erwischte der Luftzug seiner Flügel, aber mehr auch nicht. Leider ging es meinem Freund Godwin nicht so gut, denn bevor ich mich versah, war der Todesengel bei ihm, riss ihn von den Beinen und stieg mit ihm in die Höhe.
    Ich konnte nichts tun, ich hörte nur noch den Schrei des Templers, der allmählich verwehte…
    ***
    Maria hatte den Schrei ihres Mannes gehört. Sie trug Manuel auf den Armen. Den kleinen Körper hielt sie fest an sich gedrückt.
    »Ich konnte nicht mehr allein oben sein«, flüsterte sie. »Ich habe auch aus dem Fenster geschaut und ihn gesehen…«
    »Komm her.« Joaquim zog sie in die Küche.
    Auch der Mönch saß nicht mehr auf seinem Platz. Seine Sicherheit hatte er verloren. Er holte tief Atem.
    »Was sollen wir denn jetzt machen?« Das Zittern in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Die Frage war berechtigt, aber es gab niemanden, der ihm eine Antwort hätte geben können. Sie standen sich wie angewurzelt gegenüber.
    Maria fand die Sprache als Erste wieder. Sie drückte ihren kleinen Sohn noch enger an sich.
    »Ich gebe ihn nicht her!«, sprach sie keuchend. »Nur über meine Leiche…« So konnte nur eine Mutter reden, und Maria Moreno meinte es verdammt ernst.
    »Es müsste ein Versteck geben!«, sagte Luc Domain.
    »Nicht für ihn, mein Freund. Der findet seine Opfer überall.« Moreno nickte heftig. »Überall, sage ich euch. Der ist ja kein Mensch. Er kann sich über alles hinwegsetzen, was uns Probleme machen würde. Wir müssen-anders denken, aber ich weiß nicht, ob es uns etwas bringt. Eher nicht.«
    »Noch sind Godwin und dieser Engländer draußen.«
    Moreno lachte. »Und? Traust du ihnen etwa zu, diesen Höllenboten zu stoppen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich…« Er schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich weiß überhaupt nichts mehr, gar nichts…«
    Joaquim gab keine Antwort. Auch Maria hatte sich mittlerweile gesetzt.
    Manuel lag in ihren Armen, und zwar so, dass sein Gesichtchen über die Schulter hinwegschaute.
    Joaquim ging zu seinem Sohn. Er fuhr mit der Handfläche über den Wuschelkopf mit den schwarzen Haaren, die zu einem Lockengebilde ausgewachsen waren. Die Wangen zeigten noch eine gewisse Schlafröte. Er musste sie einfach küssen.
    Manuel lachte…
    »Ich lasse es nicht zu, dass man dich uns wegnimmt. Nein, das wird nicht geschehen.«
    »Wir sollten beten«, flüsterte Maria.
    »Ja, aber nicht jetzt. Später.«
    »Dann kommen wir nicht mehr dazu. Gegen die Hölle und deren Boten helfen nur Gebete.«
    »Dann tu es.«
    »Und was machst du?«
    Joaquim Moreno richtete sich auf und schaute zur Haustür.
    »Nein, bitte! Du willst doch nicht rausgehen?«
    »Nur schauen, ob sich mittlerweile etwas verändert hat. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Aber…«
    »Kein aber, Maria. Manchmal muss ein Mann…«
    »Hör doch auf!«, schrie sie. »Wir sind hier nicht im Kino und sehen einen Western!«
    »Streitet euch nicht«, sagte Luc. »Lass ihn gehen, Maria. Er wird schon auf sich achtgeben. Außerdem bin ich auch noch da.«
    Sie sagte nichts mehr. Es wäre auch schwer gewesen, denn in ihren Augen schimmerten Tränen.
    Joaquim bewegte sich auf die Tür zu, und ihm war nicht wohl dabei. Er spürte, dass ihm die Knie weich wurden, und versuchte sich gedanklich darauf vorzubereiten, was ihm wohl erwartete.
    Er hätte zuvor noch aus dem Fenster schauen können. Das ließ er bleiben und bewegte behutsam die Klinke nach unten.
    Hinter ihm war es plötzlich still geworden. Selbst der Kleine brabbelte nicht mehr vor sich hin.
    Mit der linken Hand wischte sich Manuel den Schweiß von der Stirn.
    Dann drückte er die Klinke nach unten. Er konnte noch nichts sehen, wurde aber von einem Schwall kalter Luft getroffen.
    Der abgestellte Jeep stand recht ungünstig. Moreno musste

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