Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Himmel fallen?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann ist er dem Engel unterlegen.«
    Domain schüttelte den Kopf. Sein Gegenüber hatte jegliche Hoffnung aufgegeben, was er als sehr schade empfand. Auf der anderen Seite war es schon verständlich, denn zu viel Schlimmes war in der Vergangenheit in diesem Ort passiert. Das konnte ein Mensch nur schwerlich verkraften. Und jetzt musste Moreno noch um seinen kleinen Sohn Manuel fürchten.
    »Wir schaffen das, Joaquim. Wir schaffen das gemeinsam. Du darfst nur den Mut nicht verlieren.«
    Moreno winkte ab. Danach trank er seine Tasse leer. Der Kaffee schmeckte bereits bitter.
    »Ich drehe hier noch durch, wenn ich länger in der Küche sitzen bleiben soll!«
    »Glaubst du denn, es macht mir Spaß? Aber es ist am besten für uns. Oder willst du deinen Sohn mit Maria allein lassen?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    Moreno richtete sich auf und nahm dabei eine kerzengerade Haltung ein.
    »Ich will mich aber auch nicht hier in der Küche verkriechen. Verstehst du?«
    »Im Moment noch nicht. Was hast du vor?«
    »Ich will wissen, was da draußen los ist.«
    »Bitte, geh nicht.«
    Joaquim lachte. »Das hatte ich auch nicht vor, keine Sorge. Ich möchte nur nach draußen schauen.«
    Er ließ sich nicht davon abhalten. Da er nahe am Küchenfenster saß, war es für ihn kein Problem, den Vorhang zu fassen und ihn zur Seite zu ziehen, sodass die eine Hälfte des Fensters frei lag.
    Der erste Blick nach draußen. Da Moreno aus dem Hellen ins Dunkle schaute, mussten sich seine Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen.
    Doch dann sah er genau das, vor dem er sich gefürchtet hatte.
    Moreno brauchte nichts zu erklären. Luc sah es an seiner Haltung, dass etwas geschehen sein musste. Joaquims Körper war steif und wirkte wie eingefroren.
    »Er ist da, Luc! Der verdammte Todesengel hat unseren Ort erreicht. Du kannst ihn sehen.«
    Der Mönch stellte keine Frage. Er schob sich zur Seite und hatte danach freie Sicht.
    Kein Irrtum. Die Gestalt des Todesengels hielt sich mitten auf der Straße auf. Nicht weit von ihm entfernt standen die beiden Männer. Der Todesengel hatte sich ihnen bis auf einen Meter genähert, doch es passierte noch nichts. Wahrscheinlich sprachen sie miteinander, doch so genau war das nicht zu erkennen.
    Joaquim Moreno ließ den Vorhang los. Er sank wieder auf seinen Stuhl zurück. Seine Haut schien mit Kreide eingepudert worden zu sein, so bleich war er.
    »Es ist vorbei, Luc!«
    »Nein!«, schrie der Mönch ihn an. »Es ist nicht vorbei! Wir werden ihn bezwingen.«
    »Wie denn? Wir sind Menschen. Er ist kein Mensch. Es ist das Böse, das uns die Hölle geschickt hat. Verstehst du das nicht? Als Menschen sind wir immer die Verlierer.«
    »Es kann auch anders kommen.« Luc versuchte es, doch seine Worte überzeugten den anderen nicht. Noch saß Joaquim auf seinem Platz, aber er glich einer schon fast gezündeten Rakete, die jeden Moment abheben konnte.
    »Ich muss zu meinem Sohn«, flüsterte er, »ich muss zu Manuel! Ich kann ihn nicht allein lassen.«
    »Bitte, Joaquim. Deine Frau ist bei ihm. Du solltest hier bei mir bleiben. Sie wird auf ihn achten.«
    »Nein, ich…« Er sprang auf. Sein Gesicht war jetzt hochrot geworden.
    Sein Blick flackerte, und er zitterte am ganzen Leib. Schweiß stand auf seiner Stirn, und Luc schaffte es nicht, ihn zurückzuhalten. Seine zufassende Hand griff ins Leere.
    Mit einem langen Satz hatte Joaquim die Tür erreicht. Sie war nicht geschlossen. Er musste sie aber weiter aufziehen und prallte zurück, wobei er fast noch seine Arme gehoben hätte.
    »Was ist?«, rief Luc, den auch nichts mehr auf seinem Sitz gehalten hatte.
    »Maria kommt. Und sie bringt Manuel mit…«
    ***
    Ich schüttelte den Kopf, und da der Todesengel noch nichts gesagt hatte, kam ich ihm zuvor.
    »Nein, das wirst du nicht tun!«
    »Was werde ich nicht tun?«
    »Du wirst dir kein Kind mehr holen. Es ist aus, verstehst du? Dein Weg ist hier zu Ende.«
    Schaute er mich an? Schaute er mich nicht an? Es war nicht genau zu erkennen, weil wir so gut wie nichts von seinen Augen sahen. Wir warteten noch immer auf eine Reaktion, die allerdings nicht erfolgte.
    Oder wollte er es beim Kopf schütteln belassen?
    Wahrscheinlich wunderte er sich noch immer über meine Bemerkung.
    Dann reagierte er menschlich, denn er öffnete seinen Mund. Er sagte aber nichts, sondern lachte nur.
    Es war ein hässliches und widerliches Lachen, wie es ein Mensch kaum ausstoßen konnte.
    Nicht nur ich zuckte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher