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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Haar wuchs, war nicht zu erkennen.
    Er flog weiter über die Straße hinweg. Er bewegte den Kopf mal nach rechts, dann wieder nach links. Wahrscheinlich suchte er sich schon ein Haus aus, das er aufsuchen wollte.
    Den gleichen Gedanken wie ich verfolgte auch Godwin, denn er sagte: »Ich kann mir vorstellen, dass er es auf den Jungen von den Morenos abgesehen hat, John.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    »Und?«
    »Nichts weiter. Das Haus liegt praktisch mit uns auf gleicher Höhe. Er wird, wenn alles so stimmt, hier landen. Davon kannst du ausgehen.«
    Ich hatte mich nicht verspekuliert, denn ich sah, wie der Todesengel an Höhe verlor. Sehr sacht sackte er nach unten. Wäre die Fahrbahn staubig gewesen, hätte er jetzt schon Wolken aufgewirbelt. Sie war es nicht, und so glitt er noch zwei, drei Meter weiter. Seine Flügel bewegte er kaum noch. Dafür streckte er jetzt seine Beine nach unten und fand mit den Füßen genau den Widerstand, den er wollte.
    Nach drei kleinen Schritten hielt er an.
    Jetzt standen wir uns gegenüber, und wir kamen uns vor wie Westernhelden, die zum Duell angetreten waren.
    Ich ließ meine rechte Hand in die Tasche gleiten und dann über das edle Metall des Kreuzes hinweg, das sich erwärmt hatte.
    Er war also eine schwarzmagische Gestalt. Nun hatte ich den endgültigen Beweis.
    Zwischen uns stand das Schweigen wie eine Wand. Es wurde erst durch die geflüsterte Frage meines Freundes unterbrochen.
    »Ich weiß nicht mal, ob er sich uns gegenüber verständlich machen kann.«
    »Er wird es, keine Sorge.«
    »Dann bin ich mal gespannt.«
    Die Spannung hielt auch weiterhin an, als der Todesengel seine Arme anhob und auf uns zeigte. Zugleich vernahmen wir seine Stimme, die zwar zu verstehen war, aber doch recht schrill klang, was ich schon öfter bei diesen zur anderen Seite gehörenden Wesen erlebt hatte.
    »Was wollt ihr?«
    Ich ließ ihn nicht lange auf die Antwort warten.
    »Wir sind hier, um dich zu stoppen.«
    Die schrillen Laute, die er ausstieß, hörten sich an wie ein scharfes Gelächter.
    »Er fühlt sich stark, John.«
    »Das kann er auch.«
    Der Todesengel verstummte wieder. Wir waren gespannt, was er als Nächstes vorhatte, und wurden nicht lange auf die Folter gespannt.
    Er reckte sich auf die Zehenspitzen und schaute sich um. Dabei drückte er seinen Kopf demonstrativ zurück, um möglich viel zu sehen. Er ließ es nicht kommentarlos geschehen, sondern sprach wieder mit dieser Fistelstimme: »Das alles hier gehört mir. Ich habe es übernommen. Es ist meine Welt. Die Berge, die Häuser und die Menschen. Ich habe sie übernommen, und ich kann mit ihnen machen, was ich will, versteht ihr?«
    Wir hatten ihn verstanden, nur hatten wir seine Worte nicht richtig begriffen.
    Deshalb fragte ich: »Warum gehört diese Welt dir? Es ist nicht deine Heimat.«
    »Die ganze Welt ist meine Heimat, die ganz Welt. Alles gehört mir.«
    »Schon immer?«
    »Seit langen Zeiten.«
    »Ich weiß. Du hast schon vor mehr als zweitausend Jahren existiert. Und bereits damals hast du versucht, Eltern die Kinder zu rauben. Du hast Angst und Schrecken verbreitet. Man kannte dich als Engel des Todes…«
    Er ließ mich nicht weitersprechen und sagte: »Angst und Schrecken haben schon immer in diese Welt gehört. Das war so, das bleibt so und das wird sich niemals ändern. Ich war da, ich werde immer da sein, denn ich bin gesandt worden, um ihm zu dienen.«
    Ich war natürlich neugierig und wollte wissen, wer ihn geschickt hatte.
    Die Antwort überraschte mich und stimmte mich nicht eben fröhlich.
    »Der größte und mächtigste Engel hat mich gesandt. Ich bin sein Bote, ich habe die Welt wachsen und manchmal auch sterben gesehen und ich…«
    Jetzt unterbrach ich ihn. »Kannst du mir auch einen Namen nennen? Kannst du ihn mir sagen?«
    Die Antwort gab er mir mit der gleichen Stimme, aber sie erwischte mich wie ein Paukenschlag.
    »Luzifer!«
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde jemand in meinem Gehirn aufräumen.
    Jetzt war mir einiges klar. Dieser Engel war eine Gestalt aus den Urzeiten, der nur zu einem Menschen geformt worden war, um nicht aufzufallen. Wenn der Geist des Luzifer in ihm steckte, dann konnte ich verstehen, weshalb selbst Raniel es nicht geschafft hatte, gegen ihn anzukommen. Und die Menschen erst recht nicht. Sie waren einfach viel zu schwach.
    Wenn das absolut Böse in ihm steckte, dann war er praktisch gezwungen, Böses zu tun oder Verbrechen zu begehen, denn es ging nicht anders.

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