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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel
Autoren: Jason Dark
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sie hat Beschützer wie den Todesengel. Da wird sie dann leider konkret.«
    Wir blieben noch immer allein. Es traute sich keiner aus dem Haus. Und auch der Todesengel hielt sich zurück. Wer konnte schon sagen, wohin er verschwunden war?
    Joaquim Moreno wollte nicht mehr im Freien bleiben. Er nickte uns zu und drehte sich weg. Ohne ein Wort zu sagen, verschwand er im Haus.
    Nicht ohne zuvor die gestrichenen Stellen der Türpfosten berührt zu haben. Er setzte voll auf ihre Wirkung.
    Ich blieb mit Luc Domain zurück. Das Gesicht des Mönchs zeigte keine Regung. Ich sah aber, dass er die Hände gefaltet hielt, um ein Gebet zu sprechen. In seinen Augen lag ein trauriger und zugleich trotziger Ausdruck, als er fragte: »Haben wir wirklich verloren? Müssen wir uns den finsteren Mächten beugen?«
    »Nein.«
    »Was macht dich so sicher?« Er ging wieder zum vertrauten Tonfall über.
    »Mein Leben hat mich sicher gemacht.«
    »Kannst du das näher erklären?«
    »Was hat Godwin dir über mich erzählt?«
    Der Mönch lächelte. »Einige Dinge, wirklich. Ob alles so stimmt, das weiß ich nicht, aber er hat dich fast in den Himmel gehoben. Es war schwer für mich, alles zu glauben, als er mir berichtete, dass man dir den Namen Sohn des Lichts gegeben hat. Stimmt das?«
    Ich nickte.
    »Warum?«
    Jetzt winkte ich ab. »Das ist eine lange Geschichte. Es ist jetzt nicht die Zeit, davon zu berichten. Vielleicht werde ich das mal, aber jetzt haben wir andere Sorgen.«
    »Aber du bist kein Hellseher?«
    »Nein.«
    Er fragte weiter, was ich ihm nicht verübeln konnte. »Aber warum bist du dann hier? Hast du gespürt, dass du hier sein musst, um eingreifen zu können?«
    »Das bin nicht ich gewesen.«
    »Wer war es dann?«
    »Ein Freund.«
    Luc Domain überlegte. »Wenn es ein Freund gewesen ist, muss er sehr mächtig sein.«
    »Ja, das ist er«, murmelte ich. »Aber er ist nicht mächtig genug, um gegen den Todesengel anzukommen.«
    Luc staunte. »Und deshalb hat er dich geschickt?«
    »Richtig.«
    Der Mönch sagte nichts mehr. Er hatte wohl an meiner Antwort zu knabbern, was ich ihm nicht verdenken konnte.
    Alles roch hier nach einer Niederlage. Diesmal kam ich offenbar nicht gegen die andere Seite an und hatte wirklich verloren.
    »Wir können nichts tun«, stellte Luc fest. »Aber ich weiß, dass der Todesengel zurückkehren wird. Er hat seine Aufgabe noch nicht erfüllt. Er will ein Kind.« Domain schloss die Augen. »Ich kann es nicht begreifen. Wie kann man sich nur an Kindern vergreifen? Sie sind die unschuldigsten Geschöpfe auf der Welt. Sie zu töten…«
    »Er tötet sie nicht.«
    Luc Domain starrte mich überrascht an. »Was hast du da gesagt? Er tötet sie nicht?«
    »So ist es.«
    »Warum holt er sie dann? Was hat er mit ihnen vor? Das - das verstehe ich nicht…«
    Ich winkte ab. »Bitte, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, darüber zu reden.«
    »Ja, kann sein. Aber was sollen wir tun?«
    »Du nichts. Ich warte hier auf ihn. Ich weiß, dass er kommen wird. Er weiß es auch. Er sieht in mir einen Feind. Er muss es gespürt haben, verstehst du?«
    Luc Domain sah mich an. Er sagte nichts mehr und wandte sich ab, um ins Haus zu gehen.
    In diesem Augenblick geschah es. Ein gellendes Gelächter traf uns. Und es war über uns erklungen, aber wir sahen nichts, als wir die Köpfe in den Nacken legten.
    Doch jemand hatte gelacht. Und dieser Jemand steckte inmitten der Schwärze. Eine dunkle Gestalt, eine Gestalt mit breiten Flügeln, die wir jetzt sahen, denn der Todesengel hatte sich ein wenig nach unten bewegt. Keiner von uns wusste, was er vorhatte.
    Luc Domain dachte an seinen Freund, den Templer.
    »Wo steckt Godwin? Was hat dieser Killer mit ihm gemacht?«
    Wir erhielten die Antwort, und damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten auch nicht gesehen, was er in den Händen hielt. Sekunden später sahen wir es.
    Da löste sich etwas aus der Dunkelheit über uns. Es war eine Gestalt, die nach unten raste. Sie war einfach losgelassen oder weggeworfen worden.
    Godwin de Salier!
    Und er hatte keine Chance, den Sturz aus einer solchen Höhe zu überleben…
    ***
    Mir schoss in Sekundenbruchteilen diese schreckliche Erkenntnis durch den Kopf. Ich würde den Tod eines meiner besten Freunde hautnah erleben und konnte nichts dagegen tun.
    Ich konnte den Körper nicht auffangen, denn das Gewicht und die Wucht hätten auch mich getötet.
    Ich schrie nicht. Auch Luc Domain hielt den Atem an. Es war einfach nur furchtbar. Wir
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