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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Sicht nahm.
    Der Templer sah den Mönch dort stehen, als wäre er zu Stein geworden.
    Von einem steinernen Engel aber war nichts zu sehen…
    ***
    Es wurde still. Selbst das leise Jammern des Windes schien eingeschlafen zu sein, und so hörte Godwin seinen eigenen schweren Atem. Er sagte kein Wort, er wollte warten, bis Luc aus seiner Erstarrung erwachte und selbst sprach.
    Es dauerte nicht lange, bis ei aussprach, was Godwin erwartet hatte »Er ist nicht mehr da!«
    Erneut entstand eine Schweigepause, bis es Godwin nicht mehr länger aushielt und fragte: »Bist du sicher, dass wir hier an der richtigen Stelle stehen?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Und weiter?«
    »Er ist verschwunden.« Luc hatte es mit erstickt klingender Stimme gesagt. Er schüttelte den Kopf, er streckte die Arme aus, als könnte er nicht fassen, was hier abgelaufen war. Für ihn schien eine Welt zusammengebrochen zu sein »O Gott«, flüsterte er nur und schlug ein Kreuzzeichen.
    Der Templer schwieg. Er hatte sieh bisher keine Gedanken über den Ort gemacht, an dem der Engel stand oder stehen sollte. Jetzt sah er die Dinge anders und schaute sich um, wobei er schon leicht enttäuscht war.
    Er hatte gedacht, eine Steinfigur auf einem Podest stehen zu sehen oder auf einem Sockel. Doch es gab nur das normale Gelände, das war alles.
    Und er hörte den heulenden Wind, der um seine Ohren pfiff.
    Luc Domain senkte seine Hand.
    »Hier«, sagte er mit leiser Stimme, »hier hat er gestanden.«
    »Ich glaube dir. Und wie hat er ausgesehen?«
    »Groß, sehr groß. Recht dunkel. Er ist ein Monument gewesen, aber er hat auch etwas Besonderes an sich gehabt, das im Gegensatz zu vielen Erzählungen und Zeichnungen nicht normal ist.«
    »Worum handelt es sich dabei?«
    »Um Flügel, Godwin. Tatsächlich um Flügel. Richtige und auch sehr große Schwingen.«
    »Die er bewegen kann.«
    Luc musste lachen. »Ich weiß nicht, ob er sie bewegen kann. Zumindest nicht, wenn er aus Stein ist. Aber es gibt eine Zeit, da erwacht er, und jetzt ist er erwacht.« Seine Stimme senkte sich. »Er ist erwacht, um seinen grausamen Auftrag auszuführen. Er wird losgehen und sich die Kinder holen.«
    »Ist das denn sicher?«
    »Ja.«
    Godwin runzelte die Stirn. Er wunderte sich darüber, mit welch einer Sicherheit der Mönch die Antwort gegeben hatte, und sie beseitigte die letzten Zweifel des Templers.
    Luc Domain musste seinen Schock erst verdauen. Es dauerte eine gewisse Zeit, dann endlich hatte er sich gefasst und nickte seinem Begleiter zu.
    »Du willst bestimmt wissen, was wir jetzt unternehmen können oder müssen?«
    »Ja, das wäre gut.«
    »Ich - nein, du und ich - müssen ihn suchen. Wir müssen ihn stellen, bevor es zu den grauenhaften Taten kommt. Bevor er sich die Erstgeborenen holt, um sie zu töten.«
    Dem Templer rann ein Schauer über den Rücken.
    »Und das ist wirklich nicht nur eine Sage?«
    »Leider nein.«
    »Kannst du mir etwas über den Hintergrund sagen?«
    Der Mönch dachte nach und senkte den Blick.
    »Es gibt einen Hintergrund, und zwar einen biblischen.«
    »Was?«
    Domains Blick wurde trübe. »Ja, aber ich sage besser, dass es einen alttestamentarischen gibt. Es hängt mit dem Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten zusammen.«
    »Aha.«
    »Bitte, Godwin, frag mich nicht weiter. Das werden wir schon noch regeln können. Zunächst ist es wichtig, dass wir etwas unternehmen, und ich denke, dass wir versuchen sollten, uns in die Lage dieser Gestalt hineinzuversetzen.«
    »Dagegen habe ich nichts.«
    »Fest steht, dass er die Einsamkeit verlassen hat und er auch nicht mehr aus Stein ist. Er ist wie ein lebendiger Mensch unterwegs, und er wird seinen Weg gehen. Er weiß sehr gut, wohin er gehen muss, um das zu tun, was er…«
    »Du denkst an die Kinder?«
    »Ja, an nichts anderes.«
    »Wo findet er sie?« Godwin gab sich die Antwort selbst. »Er findet sie dort, wo es Menschen gibt. In den Dörfern. Und deshalb sollten wir uns dort umschauen. Wir haben doch talwärts einen Ort gesehen.«
    »Porte!«
    »Richtig.«
    »Also müssen wir dorthin fahren. Ich denke, dass wir in Porte auf ihn warten.« Godwin deutete gegen den Himmel. »Noch ist es hell, wir haben frühen Nachmittag, und ich kann mir vorstellen, dass dieser Todesengel erst in der Dunkelheit erscheint. Das sind dann ideale Bedingungen für ihn.«
    »Das denke ich auch.«
    »Okay, dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
    Luc Domain war einverstanden.
    Auf dem Rückweg gingen sie nebeneinander

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