155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Ihr denn da?“, wollte Maida, plötzlich alarmiert, wissen.
„Nichts weiter“, versicherte Briana und reichte Mistress Malloy den Schal. „Ich dachte mir, es sei besser, die Kleine darin einzuwickeln, damit sie sich nicht womöglich hier draußen erkältet.“ Dann faltete sie die Decke auseinander und legte sie dem Kindermädchen um die Schultern. „Und eventuell möchtest du dich auch ein wenig einkuscheln, was meinst du?“
„Ja, das ist sehr freundlich von Euch.“ Die Worte des Kindermädchens waren kaum noch zu verstehen, denn sie nuschelte undeutlich vor sich hin. Mistress Malloy verstand noch immer nicht, was hier vor sich ging. Einigermaßen perplex beobachtete sie, wie Maida langsam, aber sicher die Augen zuzufallen schienen. Für einen kurzen Moment griff sie Halt suchend nach der Balkonbrüstung und fiel dann rückwärts zu Boden, als sei sie ohnmächtig geworden. Die Decke milderte den Aufprall erheblich.
„Um Himmels willen, was ist mit ihr? Briana, Mädchen, was habt Ihr getan?“, verlangte Mistress Malloy zu wissen, während Briana begann, das Kindermädchen auf der Decke zu dem Schrank im Zimmer zu ziehen.
„Ich will nur dafür sorgen, dass sie es für eine Weile einigermaßen bequem hat. Schnell, ich brauche Hilfe.“ Briana rollte und schob die in die Decke gehüllte Gestalt in den Kleiderschrank. Dabei wickelte sie Maida so fest ein, dass diese sich vorläufig nicht mehr würde bewegen können. Dann drückte sie mit aller Macht die Schranktür zu und bedeutete Mistress Malloy, ihr in den angrenzenden Raum zu folgen.
„Mylady, bitte!“ Die Haushälterin rang in stummer Verzweiflung und Angst die Hände. „Was habt Ihr getan? Was soll das alles? Ich verstehe gar nichts mehr.“
„Ich habe uns eines Problems entledigt“, versetzte Briana ungerührt, „und nun widmen wir uns der nächsten Hürde.“ Sie deutete auf Alana, die friedlich in Mistress Malloys Armen schlief. Dann drapierte sie den Schal in einer Weise um die Schultern der alten Frau, dass die Enden herunterbaumelten und Alana vollständig verborgen war. Niemand hätte vermutet, dass Mistress Malloy ein Kind unter dem Schal versteckt hielt.
„So“, sagte sie zufrieden, „bis hierher ist alles nach meinem Plan verlaufen. Damit die Sache zu einem glücklichen Ende gebracht werden kann, musst du jetzt ganz genau alles tun, was ich dir sage. Und tu um Himmels willen so, als ob alles in Ordnung und ganz normal wäre.“
„Ganz normal?“ Mistress Malloys Gesicht hatte die Farbe von abgestandenem Hefeteig angenommen. In ihrer Stimme klang beginnende Panik durch. „So tun, als ob …?“
„Still jetzt. Kein Wort mehr!“ Briana legte beschwörend einen Finger auf die Lippen – keinen Augenblick zu früh, wie sich herausstellte. Denn in diesem Moment wurde die Tür von außen geöffnet, und Farley, der Butler der Cranmers, trat herein, gefolgt von dem Mann mit dem Schwert. „Wo ist Maida?“
Briana überlegte fieberhaft und hielt dabei die Finger auf die Lippen gepresst. „Pst, sie ist gerade dabei, Alana zum Schlafen hinzulegen. Sie ordnete an, dass niemand sie stören solle.“
Der Soldat machte Anstalten, in den Schlafraum vorzudringen. „Mir wurde befohlen, dafür zu sorgen, dass weder dem Baby noch dem Kindermädchen ein Leid zustößt.“
Mistress Malloy stieß einen heiseren quiekenden Laut aus, doch Briana meinte ganz fröhlich: „Ja, du tust recht daran, dich selber von der Unversehrtheit der beiden zu überzeugen. Gleichzeitig hoffe ich für dich, dass dir dein Leben nicht zu viel wert ist. Maida hat uns nämlich die fürchterlichsten Dinge angedroht, für den Fall, dass wir ihrer Anordnung nicht Folge leisten.“
Der Soldat hielt inne und sah fragend zu dem Butler hin, der bedächtig nickte, denn er kannte Maidas aufbrausendes Temperament. „Ich habe ihre harte Hand mehr als einmal zu spüren bekommen, genauso wie das Kind.“
Briana biss in ohnmächtigem Zorn die Lippen aufeinander, doch zu ihrer großen Erleichterung schien der Soldat nicht besonders mutig zu sein. Auf jeden Fall drehte er sich um und ging zurück in den Flur. „Ich bleibe einfach hier, bis das Kind aufwacht“, erklärte er.
Farley hielt für Briana und Mistress Malloy die Tür weit auf. „Ich werde die Damen zurück in den Gästesalon begleiten“, verkündete er. „Wenn die Ladys mir folgen wollen.“
Briana legte der zitternden Haushälterin eine Hand unter den Ellbogen, um sie zu stützen. Niemand brauchte ihr zu
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