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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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sein.
    Vinson räusperte sich, und Keane wusste, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte. Er nickte ihm zu zum Zeichen, dass er noch zuhörte.
    „Ich habe mir gedacht, dass Ihr die junge Dame vielleicht einladen möchtet, mit Euch zu Abend zu essen, nachdem sie nun schon kräftig genug ist, ein Bad zu nehmen.“
    „Ich hege keinerlei Zweifel daran, dass sie es vorzieht, in ihren Räumen zu bleiben, um dort ihre Mahlzeiten einzunehmen“, wehrte Keane schroff ab. „Ich habe den Eindruck, dass sie meine Gegenwart nur schwer ertragen kann.“
    „Wie kommt Ihr denn darauf, Mylord?“
    „Wann immer ich in ihre Nähe komme, schaut sie mich an, als sei ich ein Jäger, der in ihr eine leichte Beute sieht.“
    „Nun, mit Verlaub, Mylord, das ist doch nur zu verständlich“, gab Vinson zurück. „Schließlich wurde sie auf Eurem Land beinahe umgebracht.“
    Keane musste an sich halten, um nicht mit einer Faust auf den Tisch zu schlagen. „Ich bin aber nicht ihr Feind, und das müsste sie eigentlich inzwischen gemerkt haben. Wenn sie es immer noch nicht weiß, nach allem, was ich für sie getan habe, wird sie es wohl nie begreifen.“
    „Vielleicht hat ihre Zurückhaltung zu tun mit den Schrecken und all dem Furchtbaren, was sie erlitten hat. Oder sie ist einfach nur schüchtern nach Jahren in einem Kloster.“
    Keane nickte. „Da magst du recht haben.“
    Vinson spürte, dass sein Herr recht zugänglicher Stimmung war. Entschlossen sprach er daher weiter. „Vielleicht könntet Ihr mit der jungen Dame über die Bücher sprechen, die Ihr gelesen habt, oder über die fernen Länder, die Ihr bereist habt. Unser Gast entpuppt sich vielleicht als interessante Gesprächspartnerin, woran hier in Carrick ja ein gravierender Mangel besteht.“
    Keane starrte blicklos aus dem Fenster. Die Schönheit der grünen Hügel, das weiche Licht der untergehenden Sonne, die friedlich grasenden Schafe – all das entzog sich seinem Bewusstsein. In seinem Inneren sah Keane nur noch eine furchtbare Leere, die sich endlos vor ihm ausbreitete.
    „Sie hat nichts zum Anziehen“, gab er zu bedenken. „Ich bezweifle, dass sie in ihrem geliehenen Nachtgewand mit mir zu Abend essen will.“
    Vinson lächelte. Diesen Einwand hatte er vorausgesehen und war bestens darauf vorbereitet. „Es gibt doch noch die Kleidertruhen Eurer verehrten Mutter. Mistress Malloy könnte gewiss etwas Passendes für die Lady Briana finden.“
    Keane wandte seinem Diener jetzt größere Aufmerksamkeit zu. „Du hast schon ziemlich viel darüber nachgedacht, was?“
    Das Lächeln war von Vinsons Gesicht verschwunden. Mit unbewegter Miene entgegnete er: „In der Tat, Mylord. Das Mädchen braucht einen vernünftigen Anlass, um seinem Wohltäter angemessen zu danken.“
    Kaum merklich neigte Keane den Kopf. „Nun denn, überbringe ihr meine Einladung zum Abendessen. Und sag Mistress Malloy, sie soll die Truhen durchsuchen nach einem geeigneten Kleid.“ Nach kurzem Zögern fügte er noch hinzu: „Einem bescheiden anmutenden Kleid. Wir wollen doch so ein junges, unschuldiges Geschöpf nicht in Verlegenheit stürzen, nicht wahr?“
    „Sehr wohl, Mylord.“ Vinson verneigte sich und ging gemessenen Schrittes hinaus. Als Keane die Tür ins Schloss fallen hörte, betrachtete er das Porträt seines Vaters, das über dem Kaminsims an der Wand hing, sowie die von seinen Vorfahren stammenden gekreuzten Schwerter, die dort in speziellen Halterungen hingen.
    Es waren die beiden Symbole, die Keane mehr als alles andere in seinem Leben hasste. Abstammung und Missbrauch von Macht.
    Wenn er die Augen schloss, konnte Keane noch immer in Gedanken die Stimme seines Vaters hören, der in harschem Tonfall die Schwäche seines Sohnes kritisierte. „Der Mann, der die Liebe zu Gott, seinem Land oder einer Frau über die Liebe zum Gold stellt, ist ein Dummkopf. Denn am Ende ist Gold das Einzige, was zählt.“
    Keane hatte dagegen rebelliert. Er war entschlossen, seinen Vater vom Gegenteil zu überzeugen und ihm zu beweisen, dass er mit seiner Meinung falschlag. Nun hatte er den Rest seines Lebens Zeit, diesen Sturmlauf gegen den Vater zu bereuen.
    Um sich von den schweren Gedanken abzulenken, setzte sich Keane erneut an den Tisch und vertiefte sich in die Bücher mit den endlosen Zahlenkolonnen. Doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu der eigenartigen Stimme der jungen Briana ab. Auch ihre Lippen, wenn sie lächelte, erschienen vor seinem geistigen Auge.
    Seltsam! Sein Herzschlag

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