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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Gang sicher und fest war. Sie brauchte keinen Arm mehr, auf den sie sich stützen konnte. Obwohl er wusste, dass er sich doch über ihre gesundheitlichen Fortschritte freuen sollte, empfand Keane eine leise Enttäuschung darüber, dass sie nicht mehr auf ihn angewiesen war.
    „Erzählt mir doch von Eurer Reise, Keane“, bat Briana. „Wie weit seid Ihr geritten?“
    „Ich habe versucht, jeder Stadt und jedem Dorf, die zu meinen riesigen Besitztümern gehören, einen Besuch abzustatten. Aber ich fürchte, dass ich einige übersehen habe. Im Norden wurde das Wetter ziemlich schlecht mit heftigen Stürmen, und irgendwie spürte ich das dringende Verlangen, wieder in meinem eigenen Bett zu schlafen.“
    „Ist Euer Besitz demnach so unglaublich groß, dass Ihr ihn nicht innerhalb einer Woche inspizieren könnt?“ Briana musste unwillkürlich an Ballinarin denken. Ihr Vater galt als einer der vermögendsten Grundbesitzer in ganz Irland, doch blieb er nie länger als einige Tage von Ballinarin fort. Er nahm sich pro Reise immer nur einen Teil seines Landes zur Überprüfung vor, damit er nicht zu lange von zu Hause fortbleiben musste.
    „Ja, er ist unvorstellbar groß“, gab Keane mit einem erschöpften Unterton zur Antwort.
    „Und wo habt Ihr geschlafen?“
    „In Gasthäusern, gelegentlich auch Spelunken oder bescheidenen Wirtshäusern. Manchmal musste ich bis weit nach Einbruch der Dunkelheit reiten, bevor ich eine annehmbare Übernachtungsmöglichkeit fand.“
    „Hättet Ihr nicht bei Euren Aufsehern nächtigen können?“ Briana erkannte den fragenden Ausdruck in Keanes Augen und setzte hinzu: „Zumindest erinnere ich mich, dass mein Vater es auf seinen Reisen stets so gehandhabt hat. Er kennt nicht nur all seine Aufseher und Vorarbeiter mit Namen, sondern ist auch bestens informiert über jeglichen Familienzuwachs bei den Leuten.“
    Keane nahm genüsslich einen Schluck Wein, bevor er erwiderte: „Ich hätte mich sicherlich selbst einladen können, aber für meine Leute bin ich praktisch ein Fremder. Sie wissen nichts von mir außer meinem Namen. Viele der Aufseher sind bereits die Söhne von den Männern, die meinen Vater noch kannten. Sie gaben sich mir gegenüber sehr steif und schienen sich in meiner Gegenwart höchst unbehaglich zu fühlen.“ Er verzichtete darauf zu sagen, dass manche der Dorfbewohner ausgesprochen feindselig auf ihn reagiert hatten.
    „Vielleicht ist das, was Ihr als steif und unbehaglich beurteilt, in Wahrheit eher schüchtern und zurückhaltend“, schlug Briana vor.
    Nachdenklich sah er sie über den Rand seines Glases hinweg an. „Ich glaube, ich würde den Unterschied problemlos erkennen.“
    „Ja, so sollte man meinen.“ Briana nahm den Anflug von Ungeduld, der in seiner Stimme mitschwang, einfach als einen Hinweis auf Keanes große Erschöpfung. „Seid Ihr denn zufrieden mit den Ernten?“, wollte sie wissen.
    Er nickte. „Man sagte mir, dass die Erträge dieses Jahr sogar doppelt so hoch wie im vorigen Jahr hätten sein können. Aber die zahlreichen Überfälle der Engländer auf wehrlose Feldarbeiter haben dazu geführt, dass sich viele Bauern aus Angst vor einer Attacke kaum noch bis auf die Felder hinaustrauen. Außerdem haben die Soldaten viel Vieh gestohlen, manchmal sogar komplette Herden mitgenommen, und die Bauern standen dann ohne Gewinn da.“
    Mitfühlend sah Briana ihn an, doch im Moment wollte ihr nichts einfallen, was sie darauf hätte entgegnen können.
    Keane erhob sich und ging zu dem kleinen Beistelltisch, auf den Vinson das Tablett mit der Karaffe abgestellt hatte. „Was sagt Ihr zu dem Wein?“, wollte er von Briana wissen, während er zunächst ihr nachschenkte und dann seinen eigenen Becher ein weiteres Mal bis zum Rand füllte.
    „Er ist ganz ausgezeichnet“, beteuerte Briana aus voller Überzeugung.
    „Es freut mich, dass er Euch mundet, denn er stellt für mich etwas ganz Besonderes dar. Er stammt nämlich von meinen Weinbergen in Frankreich.“
    „Ach, Ihr habt auch Besitz in Frankreich?“
    „Ja, und in Spanien und Italien ebenfalls.“
    Briana fiel ein, was Cora ihr über Lord Alcott erzählt hatte. Nun verstand sie besser, warum die Bediensteten von Carrick House davon ausgingen, dass ihr Herr dieses armselige Land verlassen und sein Glück an einem exotischen Ort suchen würde. Wahrscheinlich konnte er es sich leisten, an jedem beliebigen Ort der Erde zu leben.
    „Ist das der Grund dafür, dass Ihr so wenig beunruhigt erscheint

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