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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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auf die Kutsche, die unten in der Hofeinfahrt stand.
    Briana lehnte sich auf seinen Arm. Zum ersten Mal seit ihrem Sturz erlaubte er ihr, tatsächlich selber zu laufen. „Sie ist wunderschön, Keane“, rief sie aus. „Und du willst tatsächlich eine Ausfahrt mit mir machen?“
    „Das habe ich doch versprochen, weißt du noch? Und nun musst du mir als Gegenleistung auch etwas versprechen.“ Er konnte den Blick kaum von ihrem strahlenden Gesicht mit den leuchtenden Augen lösen.
    „Was du willst!“
    „Versprich mir, dass du mir auf der Stelle sagst, wenn du ermüdest.“
    Briana nickte. „Versprochen.“
    „Dann soll Cora dir jetzt dabei behilflich sein, dich angemessen für unser kleines Abenteuer zu kleiden.“ Er wartete, während die Zofe Briana in einen dunkelgrünen Umhang aus Samt mit kostbarem Hermelinbesatz und Kapuze hüllte.
    Dann führte er sie im Schneckentempo aus ihren Gemächern und die Treppe hinunter in die große Empfangshalle. Dort stand Vinson bereit und nickte zufrieden, als er seinen Herrn und Briana zusammen sah.
    Draußen in der Einfahrt half Keane ihr fürsorglich beim Einsteigen in die Kutsche, bevor er selber seinen Platz an ihrer Seite einnahm. Er brauchte nur kurz an den Zügeln zu rucken, und schon setzten sich die Pferde in Bewegung.
    In angenehmem Tempo – die Gäule liefen in gemächlichem Trab – ging die Fahrt über die gewundene Straße, die von Carrick House in die grünen Hügel führte. Briana lachte hell und froh auf. „Wer hätte geglaubt, dass ich jemals wegen einer einfachen Kutschfahrt so aus dem Häuschen sein könnte!“, rief sie. „Aber, Keane, du hast ja keine Ahnung, wie froh ich bin.“
    „War es denn so furchtbar, sich in meinem Haus aufhalten zu müssen?“, wollte er wissen.
    „Nein, selbstverständlich nicht.“ Briana legte ihm eine Hand auf den Unterarm. „So etwas darfst du dir nicht einreden. Ich liebe dein Zuhause, und ich bin dir für alle Zeiten dankbar für die vielen Liebesdienste, die du mir erwiesen hast. Aber ich hatte bereits angefangen zu glauben, dass ich niemals wieder die Freiheit erleben würde, die ich früher als selbstverständlich angesehen habe.“
    „Hab nur etwas Geduld mit mir, Briana.“ Keane umschloss ihre Hand mit seiner. „Ich hatte so große Angst, dich für immer zu verlieren. Und nachdem du wieder bei mir bist, kann ich es nicht zulassen, auch nur ansatzweise unvorsichtig zu sein. Ein einziger falscher Schritt, und du wirst mir womöglich erneut entrissen.“
    „Jetzt klingst du fast schon wie mein Vater“, meinte Briana ein wenig vorwurfsvoll.
    „Ach, tatsächlich?“ Er bedachte sie mit einem umwerfenden Lächeln, bei dem Briana ein wohliger Schauer über den Rücken rann. „Aber glaube mir, junge Dame, meine Gefühle für dich haben absolut gar nichts mit denen eines Vaters gemeinsam.“
    Ihr Herz machte einen kleinen freudigen Satz. Diese Worte aus Keanes Mund zu hören, war äußerst bemerkenswert. Denn gerade seit ihrem Sturz schien er eine unsichtbare Wand zwischen ihnen beiden errichtet zu haben. Eine Wand, die kein anderes Gefühl durchließ als die Sorge um ihre Sicherheit.
    Briana kuschelte sich tiefer in ihren Umhang und rückte kaum merklich dichter an Keane heran. Sie war von jäh aufsteigender großer Freude erfüllt und atmete tief die so lange entbehrten Düfte nach frischer Erde, nach Rhododendren und Azaleen ein, die in verschwenderischer Fülle an Rändern der Hügel wuchsen.
    Kam ihr die Freiheit kostbarer vor, weil sie sie für immer verloren geglaubt hatte? Briana wusste es nicht. Aber sie genoss jetzt ganz bewusst jede Sekunde.
    „Schau nur, Keane“, rief sie plötzlich und deutete auf eine Familie, die in einiger Entfernung vor ihnen ihres Weges zog. Ein Mann, eine Frau und sechs Jungen und Mädchen liefen auf einem staubigen Pfad neben der Straße, umspielt von mehreren Hunden.
    „Können wir bitte anhalten?“
    „Warum?“, versetzte Keane. „Wir kennen diese Leute nicht.“
    „Während der Jahre im Kloster bekam ich jedes Mal große Sehnsucht nach meiner Familie, wenn ich eine solche Szene wie diese hier sah. Wegen des im Kloster herrschenden Schweigegebots durfte ich jedoch niemals mit Fremden reden, die zufällig bei uns vorbeikamen. Und jetzt gelten diese Regeln für mich nicht mehr. Bitte, Keane, halte an.“
    Wie hätte er ihr diese Bitte abschlagen sollen? Er gab den Pferden ein leises Kommando und zog gleichzeitig die Zügel an. Die Rösser reagierten sofort, und

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